Credit Suisse hat mit dem Programm «Credit Suisse Saveurs» ein für eine Bank ungewöhnliches Projekt auf die Beine gestellt: einen Kochwettbewerb für Zürcher Hobbyköche. Gecoacht werden sie dabei vom Gault-Millau-Koch Hans-Peter Hussong von der Wirtschaft zum Wiesengrund in Uetikon am See.
Hans-Peter Hussong mag es einfach. Zu komplizierte, exotische Gerichte sind nicht seine Sache. Auch ein an Vielfalt überladener Teller reizt ihn nicht. Vielleicht überraschend, für einen 18-Punkte-Koch. «Nicht unbedingt», sagt Hussong. Denn die Qualität liegt im Detail.Hussong muss es wissen. Er ist Meister seines Fachs, mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet und bekannt durch die Wirtschaft zum Wiesengrund, die er mit seiner Frau seit mehr als zwanzig Jahren erfolgreich führt. Erst kürzlich hat er sein eigenes Kochbuch herausgegeben. Und auch sonst gibt er sein Wissen gerne weiter: Hussong ist Partner der Credit Suisse für den Kochwettbewerb «Credit Suisse Saveurs». «Wir haben mit Hans-Peter Hus-song genau den Mann, der einen solchen Wettbewerb erst möglich macht», sagt Paul Arni, Leiter Region Zürich bei der Credit Suisse. Arni hat den Kochwettbewerb ins Leben gerufen. «Die Spitzengastronomie am rechten Zürichseeufer hat in den vergangenen zwanzig Jahren stark abgenommen, Hans-Peter Hussong ist einer der letzten seiner Art.» Das will Arni unterstützen. Er selbst kann laut eigener Aussage nicht kochen, er lobt aber die Kochkünste seiner Frau.
Kochen für den Gault-Millau-Experten
Die Idee für den Kochwettbewerb ist bei einem Gespräch zwischen Paul Arni und einem Freund an einem Sommerabend im Garten entstanden. Arni wollte eine Plattform ins Leben rufen, die für eine Bank eher unüblich ist, aber die Werte der Credit Suisse aufnimmt: einen regionalen Bezug schaffen, auf lokale Qualität setzen, Talente fördern. Heute ist das Konzept ausgereift, der Kochwettbewerb findet nach dem gleichen Muster zum zweiten Mal statt. «Wir fordern Hobbyköche aus dem ganzen Kanton Zürich auf, uns ihr Lieblingsmenü zu schicken», erklärt Paul Arni. «Hans-Peter Hussong wählt dann aus, wer zur Vorrunde eingeladen wird. Es gibt drei Vorrunden mit je drei Köchen. Die Gewinner der Vorrunden treten im Finale gegeneinander an, wo die Zutaten für das Menü nicht mehr selber bestimmt werden.»
Gekocht wird jeweils für rund dreissig, von Credit Suisse geladene Gäste, die neben dem kulinarischen Genuss auch Informationen zu einem Finanzthema erhalten. Sie sind gefordert an dem Abend, denn sie bestimmen mit ihrem Urteil den Sieger. Im Final hat auch Urs Heller, Chefredaktor der Schweizer Ausgabe von Gault Millau, eine Jury-Stimme. Das Gleiche gilt für Hans-Peter Hussong. «Das Feedback unserer geladenen Kunden ist durchwegs positiv, obwohl viele am Anfang etwas skeptisch sind», sagt Paul Arni. Die Abende seien immer sehr spannend, die Stimmung immer anders. «Interessant ist jeweils, wenn die Finanzgespräche bei einem Gang unterbrochen werden und mehr und mehr über das Essen diskutiert wird. Nicht immer sind alle gleicher Meinung. So unterhalten sich sonst eher kopflastige Menschen plötzlich über sehr Sinnliches», sagt der Finanzexperte.
Blumenkohl-Korrektur
Was an den Tischen diskutiert wird, interessiert in der Küche selbstverständlich ganz besonders. «Einen Konkurrenzdruck gibt es aber nicht», sagt Hans-Peter Hussong. «Die Stimmung ist meist sehr locker und gelöst. Nur am Anfang sind manche ein bisschen nervös.» Das erstaunt nicht, schaut einem ja nicht jeden Tag ein Spitzenkoch über die Schulter. Tipps vom Profi sind aber nicht bei allen gleich willkommen. «Vor allem Frauen sind da strikt und lassen sich nicht gerne belehren. Männer sagen schon eher einmal ‹meinsch?›.» Allgemein lasse sich sagen, dass die Männer den Wettbewerb etwas weniger perfektionistisch angehen. «Bei den ersten Runden waren überhaupt keine Männer dabei, jetzt holen sie etwas auf.» Einer ist dem Spitzenkoch speziell in Erinnerung geblieben: Er kam ohne Rezept und ohne das Menü vorher schon einmal gekocht zu haben. Als er die Zutaten erhielt, machte er sich im Internet schlau. «Aber er hat die Vorrunde gewonnen», lächelt Hans-Peter Hussong.
Ganz abgestürzt ist bis jetzt kein Menü und das Niveau und die Vorbereitung der Hobbyköche überraschen Paul Arni, Hans-Peter Hussong und auch Gault-Millau-Autor Urs Heller. Nur bei den bestellten Mengen muss der Profi in der Küche manchmal etwas korrigieren. «Wenn jemand für dreissig Leute vier Blumenkohle rechnet, ist das definitiv zu viel», sagt Hussong. Zudem wünscht er sich von seinen Schützlingen, sie würden beim Fleisch nicht immer nur zum Filet greifen, sondern sich auch einmal an Schulter oder Hacke wagen.
Ist dies das Geheimnis, um von Hans-Peter Hussong zur Vorrunde eingeladen zu werden? «Nein», schmunzelt der Sterne-Koch. «Das Geheimnis eines guten Menüs ist ein leichter, saisonaler Aufbau und eine ausgewogene Wahl zwischen Fisch, Fleisch, Gemüse und Originalität, ohne zu kompliziert zu sein.»
Von Stefanie Schnelli