Im Dezember 2012 feierte die Mémoire des Vins Suisses ihren zehnten Geburtstag. Was als familiärer Club mit einundzwanzig Weinproduzenten begann, ist heute eine Vereinigung mit fünfzig Mitgliedern. Sie hat wesentlich zur Renaissance der Schweizer Weine beigetragen.
In den sechs Schweizer Weinbaugebieten Wallis, Waadt, Genf, Drei- Seen-Region, Deutschschweiz und Tessin arbeiten schätzungsweise rund zweitausend professionelle Weinproduzenten. Nur gerade fünfzig sind Mitglied bei der Mémoire des Vins Suisses. Die Vereinigung feierte im Dezember des letzten Jahres ihr zehnjähriges Bestehen. Mann der ersten Stunde ist der 62-jährige Zürcher Weinjournalist Andreas Keller. Das Vorstandsmitglied bilanziert: «Heute haben wir Mitglieder aus allen Schweizer Landesgegenden und mit Ausnahme der Humagne blanche alle wichtigen Traubensorten vereint.» Aus der geordneten Schar von Schweizer Weinpionieren sei ein wilder Haufen von zunehmend jüngeren Winzern und Winzerinnen geworden, der die Vielfalt unseres Weinlandes perfekt widerspiegle.
Ziel der Vereinigung war von Anfang an, das Ansehen der Schweizer Weine im In- und Ausland zu fördern. Keller, langjähriger Chefredaktor der Fachzeitschriften Vinum und Marmite, erklärt: «Das geschieht vor allem über das Aufzeigen des
Alterungspotenzials, denn grosse Weine zeichnen sich durch ihre Lagerungsfähigkeit aus.» Ein Wein, der fünf Jahre nicht überstehe, sei so etwas wie ein «Vin de Plaisir», der zwar seine Berechtigung an einer Sommerparty habe, aber deswegen eben noch kein «Vin Noble» sei. «Ein solcher muss zusätzliche Facetten aufzeigen und hoffentlich auch wie ein Mensch reifer werden, mit mehr Tiefgang und Charakter.» Nur hiess es früher, Schweizer Weine müssten jung getrunken werden. «Heute würde es niemand mehr wagen, so einen dummen Satz zu schreiben», ist «Monsieur Mémoire» überzeugt. Er selbst habe kürzlich einen Waadtländer Dézaley der Domaine Louis Bovard mit Jahrgang 1947 getrunken, der wunderbar gealtert sei.
Mémoire des Vins Suisses besteht denn auch aus alterungsfähigen Weinen – mit jeweils sechzig Flaschen pro Jahrgang und Mitglied. Die Mémoire-Weine werden wie ein Schatz gut gelagert und nur für Fachdegustationen entkorkt. Keller betont: «Unsere Weine müssen repräsentativ für die Gegend und die Traubensorte sein. Deshalb würden wir beispielsweise nie einen Cabernet aus dem Wallis aufnehmen. Wir sind die Schatzkammer des Schweizer Weins und nicht von Skurrilitäten.» Wenn Keller von «wir» spricht, sind das seine Partnerin Susanne Scholl, der Weinjournalist Martin Kilchmann, die beiden Winzer Christian Zündel aus dem Tessin sowie Cécile Schwarzenbach aus Meilen, allesamt Vorstandsmitglieder.
Nach zehn Jahren habe die Vereinigung bei den Konsumenten das Bewusstsein für die Alterungsfähigkeit von Schweizer Weinen geschärft. «Der Schweizer Wein wird ernst genommen. Das Publikum hat keine Hemmungen mehr, ihn auch anspruchsvollen Gästen auszuschenken», ist Keller überzeugt. Geholfen hat Mémoire, dass Swissness heute wieder in Mode ist. Allerdings sei es noch zu früh, sich auf die Schultern zu klopfen. Keller möchte als nächstes grosses Ziel sämtliche Degustationsnotizen auf www.mdvs.ch online stellen, damit die Konsumenten alle Jahrgänge abrufen können.
Er selbst mag übrigens Rebensäfte, die exakt der Philosophie der Schatzkammer entsprechen: Keller steht auf Weine, die typisch für die Region und die Traubensorte sind. Alkoholische und aufgemotzte Weine, etwa mit getrockneten Trauben und Restsüsse, sind für Keller «kleine Monster». «Wenn ich das Gefühl habe, ein Produkt der Konditorei zu trinken, mag ich den Wein nicht. Ein guter Wein sollte viel Struktur, Säure und Gerbstoffe haben.» Er denkt etwa ans Burgund, das Bordeaux oder eben an die Weine der Mémoire des Vins Suisse.
Von Reto E. Wild
Hallo Joachim, wer jemals einen reefin Yquem aus einem zumindest guten Jahr getrunken hat und sich den Aufwand diese Gutes ansieht (seit fcber 200 Jahren), weiss warum dieser Wein jeden Cent wert ist; leider braucht es viel Geduld .ich hatte gerade in Boston 0.375 vom genialen 75er ein Traum!