Elba im toskanischen Archipel ist weitab breiter Touristenströme der Geheimtipp für jene, die nicht auf der Pirsch nach Discos, Glamour und Boutiquen sind, sondern Natur, Ruhe und Kultur suchen.
Wie sich doch die Zeiten ändern! Die Griechen, die um 453 v. Chr. vorübergehend Elba besetzten, nannten das malerische Eiland Aithalia, die Rauchende, Russige – einfach deshalb, weil hier im grossen Stil riesige Eisenvorkommen abgebaut wurden. Doch diese antike Luft und Umweltverschmutzung gehört längst der Vergangenheit an, auch wenn die letzte Eisenmine erst 1982 geschlossen wurde. Immerhin sorgte die Eisenerzgewinnung für hochwillkommene Arbeitsplätze; nun kann man die ehemaligen Minen von Ginepro unter kundiger Führung besichtigen – und wird beim Gang durch die dunklen Schächte oft von Gänse haut begleitet, wenn man sich die einstigen, gewaltigen Sprengungen aufgrund explodierender Dynamitladungen vergegenwärtigt.
Nun aber lockt die weitgehend unberührte Natur die Gäste aufs Eiland; eigentliches Sinnbild für ökologisch intaktes Umfeld ist der 1998 kreierte «Parco Nazionale Arcipelago Toscano»; er umfasst nicht weniger als 60 Prozent der gesamten Inseloberfläche und garantiert einen sanften Tourismus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mittelmeerinseln ist Elba von der Bauwut verschont geblieben; keine hässlichen Architekturmonster recken sich in den Himmel; die Strände sind kilometerweise unberührt oder dann in den Buchten mit lauschigen Fischbeizen ausgestattet. Natur pur und unentdeckte Plätze bieten sich an zum Wandern, Entspannen und Geniessen. Erfreulich kleinstrukturiert auch die Hotellerie mit vielen individuell auftretenden Familienbetrieben.
Was aber suchen die Feriengäste vorzugsweise auf Elba? Es sind nicht nur die Natur, die Strände, die Sportvarianten, sondern ebenso der reiche Geschichts und Kulturfundus, geprägt durch die vielen Völker, die hier ihre Spuren – oftmals auch kriegerischer Art – hinterlassen haben. Nach den Griechen kamen die Römer als Eroberer, dann die Langobarden und schliesslich attackierten während Jahrhunderten die Sarazenen das Eiland. 1015 ging die Insel an die einstige Seemacht Pisa, die sich gegen die Eindringlinge zu wehren verstand und zahlreiche Befestigungsanlagen und Wachttürme baute, die heute noch zum architektonischen Erbe gehören. Ebenso erhalten geblieben sind die im Stil der Pisaner Romantik errichteten Kirchen. Nach zahlreichen Handänderungen und Revolutionswirren, in denen u. a. auch Grossbritannien Elba besetzt hatte, wurde im Vertrag von Fontainebleau vom 11. April 1814 die Insel Napoleon als souveränes Fürstentum übertragen. Napoleon ist nach wie vor präsent, auch wenn er nicht einmal ein ganzes Jahr (vom 4. Mai 1814 bis 26. Februar 1915) hier weilte. Sein unbändiger Reformwille bescherte jedoch den damals 10 000 Insulanern zahl reiche Verbesserungen in den Sektoren Landwirtschaft, Transport und Handel. Napoleons Erbe wird denn auch sorgsam bewahrt und verehrt, wie man etwa beim Besuch des Napoleonischen Museums San Martino erfährt. Ganz im EmpireStil gehalten, vermittelt es einen Eindruck von Napoleons Vita und seinem imperialen Habitus.
Fünf Jahrtausende Kultur
Überhaupt überrascht Elba mit einer unglaublich reichen Auslegeordnung und zivilisatorischen Hinterlassenschaften, die fünf Jahrtausende umspannen. Und wer das Inselhüpfen liebt, steuert die Nachbareilande an. So gelangt man bequem per Boot auf die winzigen, unberührten Inseln Capraia und Pianosa, erkundet dort Natur und Kultur wahlweise zu Fuss oder mit dem Velo, das Ganze angereichert mit Wanderungen, Degustationen und kulturellen Besichtigungen. Capraia lockt mit kaum frequentierten Stränden in winzigen Buchten, mit Kirchen, Gässchen und Häfen, während Pianosa mit tropischen Farben auftrumpft und mit der Festung Teglia, von Napoleon als Aussichtspunkt errichtet, als England und Frankreich im Krieg um die Insel standen.
Lohnenswertes Inselhüpfen
Wo man diese Inseltrips mit persönlichem Tourguide buchen kann? «Natürlich» beim wohl bekanntesten Touristiker Elbas namens Maurizio Testa. Der InselInsider doziert einerseits an mehreren Universitäten über Kommunikationsstrategien, Webmarketing und ECommerce mit Fokus auf kleinen und mittleren Hotels und hat auch mehrere themenrelevante Bücher verfasst. Anderseits ist er Manager und Inhaber des ersten Boutiquehotels der Insel, des Ilio Elba in Capo Sant’Andrea im Nordwesten. Es umfasst lediglich 20 Zimmer – jedes anders gestaltet – und ist eines der trendigsten und modernsten kleinen 3SterneHotels. Für seine Gäste hat Testa ein individuell gestaltbares Inselpaket entwickelt, geschnürt je nach Wünschen des Gastes. Im Leistungsangebot enthalten sind günstige Direktflüge von InterSky nach Elba, buchbar über die Website des Hotels. Überhaupt fällt auf, dass Testa dem Webmarketing eine grosse Bedeutung beimisst. «70 Prozent der Hotelbuchungen erhalten wir bereits via Internet», bemerkt er erfreut im Gespräch. Von der Terrasse des Ilio Elba aus geniesst man einen überwältigenden Panoramablick aufs nahe Meer, atmet die reine Luft, schaut den Vögeln bei ihren Endlosschlaufen zu und freut sich auf die erstklassige Gastronomie des renommierten Küchenchefs Giancarlo Pollidini. Plötzlich begreift man die Faszination, die Elba seit alters her auf die Besucher ausübt. By the way: 2014 feiert das Eiland 200 Jahre Napoleon. Wer dem zu erwartenden Massenansturm entkommen will, sollte vor Ausbruch des NapoleonRummels Kurs auf Elba nehmen.
Text: Werne Knecht, Bild: Martin Duschek
www.hotelilio.com
www.intersky.biz