Wer hätte das gedacht? Stevensons Schatzinsel liegt in Thailand. Und zu den Nachkommen der sagenumwobenen Piratengestalt Long John Silver soll ein Koch aus dem Aargau zählen.
Lukas Zumkeller heisst er, der heutige Chefkoch auf der Schatzinsel Koh Madsum, vor dessen Riff – so besagt es zumindest eine Legende – im 17. Jahrhundert ein Schiff mit einem wertvollen Schatz gesunken sei. Nur ein begnadeter Maler, ein kauziger Wissenschaftler und ein hoffnungsvoller Poet hätten sich nach einem heftigen Sturm auf die Insel retten können. Ihr Schatz blieb aber bis heute verschollen.
Verschollen? Tatsächlich? «Der Schatz ist die Insel selbst!», lacht der 35-jährige Schweizer, der vor kurzem mit einer 13-köpfigen Brigade die Küche des neuen Boutiquehotels The Treasure Resort bezogen hat. «Kochen und leben unter Palmen? Wer kann das schon? Meine Schatzsuche war definitiv erfolgreich!» Und natürlich sei er kein direkter Nachkomme der undurchsichtigen Piratengestalt Long John Silver, sondern wenn schon, so Zumkeller, sei der edle Schiffsjunge Jim Hawkins ein ferner Verwandter von ihm. So viel ist klar: Nach seinen Lehr- und Wanderjahren in der Schweiz, auf Grand Cayman und dem thailändischen Festland hat der Mann sein Paradies gefunden.
«Mir gefällt die unberührte Natur auf Koh Madsum. Und ich bin stolz darauf, dass ich hier meine Kreativität als Chefkoch ausleben darf. Vor der Haustür habe ich frischen Fisch und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle. Gemüse und Kräuter beziehen wir vom eigenen Biogarten. Wir dörren Früchte und räuchern Lachs und andere Fische. Unsere Konfitüren, Glaces und Joghurts sind alle hausgemacht. Wir produzieren das meiste auf der Insel selbst.»
Das nach ökologischen Richtlinien gebaute Resort, welches vor wenigen Tagen die ersten Gäste empfangen hat, ist nur 20 Bootsminuten von Koh Samui entfernt. «Wir haben eine eigene Kläranlage, arbeiten mit einem Wärmerückgewinnungssystem, und die Bäume, die beim Bau unserer 37 Villen weichen mussten, haben wir alle wieder eingepflanzt», schwärmt Zumkeller.
Als Ececutive Chef ist der Aargauer für die beiden Restaurants des Resorts verantwortlich. Natürlich stehen lokale Köstlichkeiten – neben dem Schweizer stehen ausschliesslich Thai-Köche hinter dem Herd – im Zentrum des kulinarischen Angebots. Daneben werden auch zahlreiche europäische Gerichte zubereitet. Die Spezialität Zumkellers ist aber eindeutig die sogenannte Fusions-Küche. Der leidenschaftliche Koch liebt es, Elemente verschiedenster Provenienzen raffiniert zu kombinieren und zu überraschenden Gerichten zu formen: «Wir möchten unseren Gästen auf der einmaligen Insel ein unvergessliches Gourmeterlebnis bieten.» Dabei ist auch die Weinkarte von grosser Bedeutung. Neben edlen Tropfen aus Südamerika, Neuseeland und Australien beinhaltet der Keller des Resorts bekannte Klassiker aus Frankreich, Deutschland und Italien. Erfreulich dabei: Die Preise sind sehr vernünftig angesetzt.
Wenn Zumkeller einmal nicht in seiner blitzsauberen Küche steht, geniesst er den zwei Kilometer langen Sandstrand auf der Nordwestküste der Insel, wo «man gut 20 Meter ins Meer hinaus laufen kann». Oder er schnorchelt oder fischt auf der gegenüberliegenden Seite. «Das Naturerlebnis auf der Insel ist einfach einmalig. Und ich freue mich immer wieder von neuem, wenn ich das harmonische Inselfeeling mit vielen glücklichen Gästen teilen darf. Aber eigentlich stehe ich am liebsten in der Küche und experimentiere an neuen Gerichten. Und daran haben meine Gäste ja ebenfalls ihre Freude.»
Text Daniela Di Rosa
Bilder The Treasure Resort