Clooney fährt einen, Di Caprio ebenso, und auch Justin Bieber ist überzeugt, mit dem Kauf eines Tesla einen Beitrag zur Verbesserung der (Um-)Welt geleistet zu haben. Ein Supersportwagen für umweltbewusste Menschen? Geht das zusammen?
«Eine typisch europäische Frage!», würden die Tesla-Ingenieure aus Palo Alto wohl sagen. Freude, Unbeschwertheit, Genuss und Spass am Autofahren gehören schliesslich genauso zum kalifornischen Lebensgefühl wie die Luft zum Atmen. Und da zählen die vom Bundesstaat Kalifornien geförderten Bemühungen um den Klima- und Umweltschutz ganz natürlich dazu. Dass aber ausgerechnet amerikanische Ingenieure einen absolut fahrtauglichen Roadster mit 100 Prozent elektrischem Antrieb auf den Markt bringen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, haben sich die USA bis anhin doch nicht gerade wegen ihres umweltschonenden Umgangs mit Ressourcen profiliert. Freilich, Silicon Valley steht nicht für ganz Amerika. Und wo Apple und Microsoft zu Hause sind, gehören innovative Produkte schon fast zur Tagesordnung.
Tesla rechnet ein für alle Mal ab mit dem Image der hässlichen Elektro-Klapperkisten, die über Jahrzehnte hinweg an überdachte Rollstühle statt an moderne Fahrzeuge erinnert haben. Die Ingenieure in Palo Alto haben begriffen, dass ein Auto in erster Linie schön sein muss, damit es gekauft wird. Den kalifornischen Cracks hat es jedenfalls nicht genügt, «nur» den Beweis zu erbringen, dass sie technisch in der Lage sind, ein strassentaugliches Elektroauto zu bauen. Im Blick auf die nötige Aufmerksamkeit und die erfolgreiche Vermarktung war ihnen nur das aufregendste Design gut genug. Einen Supersportwagen mit Elektromotor hätten wir von den klimabewussten Ingenieuren aber dennoch nicht erwartet. Das Resultat ist atemberaubend. In Zusammenarbeit mit Lotus ist ein Wurf gelungen, der Roadster-Fans in Entzücken versetzt.
Rennwagen-Qualitäten
Atemberaubend ist aber nicht nur das Design. Die Fahrleistungen sind es ebenso. Die Porsches und Ferraris dieser Welt können einem direkt leidtun. Der Tesla Roadster beschleunigt in nur 3,7 Sekunden von 0 auf 97 km/h und lässt damit die meisten Konkurrenten locker hinter sich. Beim sagenhaften Drehmoment des Elektro motors (400 Nm) wird die höhere Effizienz im Vergleich mit Verbrennungs motoren besonders deutlich spürbar. Der Wirkungsgrad beträgt beim Elektromotor 80 gegenüber 30 Prozent bei einem herkömmlichen Antrieb. Allein darin liegt schon ein erhebliches Sparpotential. Wer mit einem Tesla unterwegs ist, denkt aber wohl erst in zweiter Linie ans Sparen. Die Wucht der Beschleunigung, die Strassenlage in engen Kurven, das gesamte Fahrverhalten lassen den Wunsch aufkommen, die verfügbaren 288 Pferde auf einer Rennstrecke galoppieren zu lassen. Wenn der Tesla kein Rennauto ist, was sonst? Und dazu noch ein absolut umweltfreundliches!
Auf die Stromerzeugung kommt es an
Freilich. Auch der Tesla Roadster ist kein Zero-Emission-Auto. Für die Bilanz der Treibhausgasemissionen ist die Quelle des «getankten» Stroms entscheidend. Im Gegensatz zu Deutschland beispielsweise, wo der Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung dafür verantwortlich ist, dass die Nutzung von Elektro- gegenüber Verbrennungsmotoren eher zu einer Steigerung des CO2-Ausstosses führt, ist es in der Schweiz dank der relativ CO2-armen Stromproduktion durchaus sinnvoll, auf Elektromotoren zu setzen. Der Roadster von Tesla hat in der Schweiz denn auch bereits eine erstaunlich grosse Zahl an Anhängern gefunden. Schon 130 Exemplare sind auf einheimischen Strassen unterwegs. Dies bedeutet die weltweit grösste Dichte an Tesla-Fahrzeugen. Von den bisher 2500 gebauten Fahrzeugen wurden bereits über 90 Prozent verkauft. Im nächsten Jahr wird das Modell S auf den Markt kommen. Im Design dem Audi A5 sowie dem Jaguar XF nicht unähnlich und preislich im Gegensatz zum Roadster hochattraktiv, wird es den Elektrofahrzeug-Markt noch einmal kräftig aufmischen.
von Markus Weber, Bilder Tesla