Kaum ein anderes Land im Orient ist für Besucher so leicht zu bereisen wie Jordanien. Das Strassennetz ist gut ausgebaut und es gibt auf kleinster Fläche vieles zu sehen.
Die Überraschung setzt schon nach der Landung in Amman ein. Auf sechsspurigen Strassen schiebt sich der Feierabendverkehr in Richtung Stadtzentrum, vorbei an modernen Hotels, Bürotürmen und vielen Baustellen. Wie in jeder westeuropäischen Metropole ist auch hier die Innenstadt geprägt von Edelboutiquen, Shopping Malls, Internetcafés und Restaurants. Im Souk allerdings, dem zentralen Markt rund um die Hussein-Moschee, spürt man ihn dann doch, den Flair des Orients. Hier gibt es von Gewürzen über lebende Hühner bis zu Haushaltsartikeln und Souvenirs alles zu kaufen, entsprechend aufdringlich wirken Gerüche und Geräusche. Sehr zurückhaltend hingegen sind die Jordanier selbst, unbehelligt bummeln Touristen durch die engen Gassen der Altstadt. Amman ist auf sieben Hügeln erbaut, von der Zitadelle im Norden der Stadt hat man den besten Blick auf das Häusermeer aus Kalkstein, die Abu-Darwisch-Moschee und das antike Amphitheater. Schnell wird klar, warum Amman die weisse Stadt genannt wird.
Kultur und Wellness
Knapp 30 Kilometer südlich der Hauptstadt befindet sich auf der Strecke des 5000 Jahre alten «Kings’ Highway» Madaba, die Stadt der Mosaike. Aus zwei Millionen bunten Steinen ist die wohl berühmteste Mosaik-Landkarte aus dem 16. Jahrhundert zusammengesetzt. Sie zeigt Jerusalem und das Heilige Land, die Hügel, Täler und Städte bis hin zum Nildelta.
Nicht weit von Madaba entfernt schlängelt sich die Strasse auf den Mount Nebo, einen der heiligsten Orte des Christentums: Von hier aus soll Moses das gelobte Land erblickt haben. Eine von Franziskanern gehütete Kapelle erinnert daran. Vom Berg hat man bei guter Sicht einen schönen Blick über das Jordantal und auf das Tote Meer. Darin zu baden ist ein unvergleichliches Erlebnis. Der extrem hohe Salzgehalt verleiht dem Körper Auftrieb. Schwimmen ist unmöglich, aber wenn man sich auf dem Rücken treiben lässt, kann man tatsächlich Zeitung lesen! An den Stränden der luxuriösen Wellnesshotels (zum Beispiel im Mövenpick Resort & Spa Dead Sea) stehen Kübel mit Heilschlamm, der vor dem Bad grosszügig auf dem Körper verteilt wird. Diese Spezialbehandlung führt dazu, dass sich die Haut im Anschluss wie die eines Neugeborenen anfühlt.
Wüstenstadt und Unterwasserwelt
Das eigentliche Highlight Jordaniens aber ist die Felsenstadt Petra, Weltkulturerbe der UNESCO. Jedes Jahr kommen Tausende Touristen aus aller Welt, um diese 2000 Jahre alte Nabatäerstadt zu besichtigen. Es sind die Farben der Felsen, die so faszinieren: von hellrosa über orange bis karminrot, Gelb- und Brauntöne in allen Schattierungen. Dazu der tiefblaue Himmel. Auf dem Siq, dem Weg durch den Canyon, kann man dieses Wechselspiel am intensivsten erleben. Und dann, nach der letzten Kurve der überwältigende Blick auf das berühmte Schatzhaus, eingerahmt von 80 Meter hohen Steilwänden. Wer den zwei Kilometer langen Fussweg in der Hitze scheut, kann stilecht auf einem Kamel reiten oder sich in einer offenen Kutsche durch die Schlucht fahren lassen.
Nächste Station auf der Reise über den Desert Highway in Richtung Rotes Meer ist Wadi Rum, eine beeindruckende Wüstenlandschaft. Im offenen Pick-Up geht es durch den roten Sand über Dünen, vorbei an bizarren Felsformationen. Immer wieder kreuzen Beduinen den Weg. Ihre Gastfreundschaft lernt man bei einem Halt in einem typischen Zeltlager kennen, in denen man teilweise auch übernachten kann – am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel.
In die farbenfrohe Unterwasserwelt des Roten Meers taucht man von Aqaba aus ab, der einzigen Küstenstadt Jordaniens. Der Strand der jordanischen Hafenstadt ist zwar klein, aber fein. Designliebhaber werden vom futuristischen Kempinski-Hotel begeistert sein. Die Zimmer sind komplett in Weiss gehalten und haben alle Meerblick. Zudem ist gerade der Spatenstich für ein gigantisches neues Resort erfolgt. Geplant sind vier Luxushotels, eine Shopping- und Gastronomie-Meile nebst 4D-Kino, Theater sowie einem Wasser- und einem Themenpark mit einer «Star Trek»-Attraktion. Die jordanischen Behörden hoffen, dass dieses 1,5 Milliarden Franken teure Vergnügungszentrum «The Red Sea Astrarium» jährlich bis zu einer halben Million Besucher anlocken wird.
von Alexandra Voss