Elegant, kultiviert und geräumig – der XF Sportbrake von Jaguar ist das ideale Reiseauto. Fahrfreude verspricht der durchzugsstarke 3-Liter-Turbodiesel-Motor.
Typisch englische Produkte erleben gegenwärtig einen beneidenswerten Höhenflug. Und dies nicht erst seit dem Thronjubiläum und den Olympischen Sommerspielen, die im vergangenen Jahr über den ganzen Globus perfekt vermarktet wurden. Die Aura um alles typisch Britische übt schon seit mehreren Jahren eine wachsende Anziehungskraft aus. Kein Wunder, hat es doch England schon immer verstanden, Ikonen mit weltweiter Ausstrahlung hervorzubringen. Dazu zählen nicht nur charismatische Personen aus Politik, Kultur und Sport, sondern auch die legendären Automarken wie Bentley, Aston Martin und Jaguar – auch wenn diese längst nicht mehr so britisch sind, wie sie es einmal waren.
Erinnern wir uns: Als die britische Raubkatze 2008 einen indischen Tiger als Weggefährte erhielt, war das neue Bild erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig. Die Übernahme von Jaguar und Land Rover durch die indische Tata-Gruppe bereitete einigen eingefleischten Fans denn auch starke Kopfschmerzen. Die Befürchtungen, wonach die englischen Autoikonen ihre Unabhängigkeit und ihr typisch britisches Image verlieren würden, waren aber allesamt unbegründet. Fünf Jahre nach dem Besitzerwechsel von Ford zu Tata ist das englische Unternehmen längst auf die Erfolgstrasse zurückgekehrt, und sowohl Land Rover als auch Jaguar haben mit zahlreichen innovativen Fahrzeugen das grosse Revival englischer Produkte mitgeprägt.
Stephan Vögeli, Chef von Jaguar Land Rover Schweiz AG, beurteilt den Einstieg von Tata denn auch durchwegs als positiv: «Tata ist ein sehr finanzstarker Partner, überlässt den Autobauern in England aber absolut freie Hand.» Der in Mumbai beheimatete Mischkonzern Tata beschäftigt rund 250 000 Personen in über 80 Staaten. Die Tata Group vereint unter ihrem Dach die verschiedensten Branchen – von der Autoherstellung, der Stahlproduktion und der Informationstechnologie bis hin zum Betrieb der luxuriösen Taj-Hotelkette. Im Tourismus hat Taj mit Hotelkäufen in Europa und den USA Schlagzeilen gemacht. An den besten Lagen in London und New York kaufte das Unternehmen traditionsreiche Häuser.
Englische Tugenden
Wer Eleganz, Stil und Kultiviertheit für typisch englische Tugenden hält, der wird sich also auch künftig für die Autos von Land Rover und Jaguar interessieren. Und ganz speziell gelten diese britischen Qualitäten für den Jaguar XF Sportbrake, die vielseitige «Kombi-Variante» der XF-Modellreihe. Getestet haben wir das Topmodell S mit dem 275 PS starken 3-Liter-V6-Selbstzünder. Und, wir geben es gerne zu: Der Wagen und im Besonderen der Dieselmotor mit seinem sagenhaften Drehmoment von 600 Nm haben uns restlos begeistert. Geschmeidig und leichtfüssig beschleunigt das Diesel-Aggregat den immerhin 2,1 Tonnen schweren Sportkombi in weniger als 7 Sekunden von null auf hundert. Nicht nur die Sprintfähigkeit aus dem Stand ist beeindruckend, hervorragend ist auch die Beschleunigung aus tiefen Drehzahlen heraus. Dank des hohen Drehmoments stehen beim Überholen oder auch bei Fahrten am Berg jederzeit genügend Kraftreserven zur Verfügung. Eine Passfahrt mit dem XF Sportbrake zählt denn auch zu den besonderen Leckerbissen einer Reise in den Süden. Ein Genuss, am Berg aus engen Kurven 275 Pferde galoppieren zu lassen und mit scheinbarer Leichtigkeit deftige Steigungen zu überwinden. Und natürlich bedient man sich gerne der Schaltwippen am Lenkrad, die das manuelle Wechseln der Gänge erlauben. Das 8-Gang-Getriebe von ZF harmoniert ausgezeichnet mit dem kraftvollen Dieselmotor, der in den Werkstätten des PSA-Konzerns entwickelt wurde.
Wer einen Jaguar noch immer nur mit einem 12-Zylinder-Benziner in Verbindung bringt und die Worte Diesel und Jaguar für unvereinbar hält, der sollte sich unbedingt eine Testfahrt mit dem XF Sportbrake Diesel gönnen. Gut möglich, dass sich die Kaufargumente für einen Benziner dann in Luft auflösen. Verbrauch (8,5 Liter im Test) und CO2-Ausstoss sprechen ohnehin für den Selbstzünder, und wer die ausgezeichneten Fahrleistungen des stärksten Dieselaggregats im XF-Angebot toppen will, muss hierfür schon den deutlich teureren Fünf-Liter-Benziner aus der Garage holen. Den XF Supercharged gibt es allerdings nur als Limousine.
Der Sportbrake mit dem 3-Liter-Dieselmotor bereitet nicht nur enorm viel Spass, er ist dank seinen geräumigen Lademöglichkeiten auch sehr praktisch und aus ökologischer Sicht schon fast unglaublich vernünftig. Ausserdem ist der Wagen optisch eine Augenweide. Das Design des «coupéartigen» Kombis strahlt sportliche Eleganz und stilvollen Luxus aus. Auch der Innenraum, in dem sorgfältig verarbeitete, hochwertige Materialien ein edles Ambiente verbreiten, vermag spontan zu gefallen. Und nicht weniger erfreulich: Im Blick auf seine deutschen Premium-Mitbewerber hat der XF Sportbrake bei vergleichbarer Ausstattung preislich die Nase vorn. Und wie würde eine Image-Ausmarchung mit Mercedes, Audi und BMW aussehen? Jaguar, da sind sich wohl alle Fachleute einig, ist eine Ikone…
von Markus Weber