In Dubai zählt nur der Superlativ: Hier gibt es die höchsten Wolkenkratzer, die grössten Shopping-Malls und das höchste Hotel. Seit Januar 2014 fliegt Emirates mit dem A380, dem grössten Passagierflugzeug der Welt, von Zürich in die Wüste.
«Worauf haben Sie Lust? Skifahren, Sandboarden, Golfen oder mit Delfinen schwimmen? Hier können Sie alles machen», sagt Nuria. Die Spanierin lebt als Reiseleiterin in Dubai und zeigt Touristen die Schönheiten und Verrücktheiten des Glitzer-Emirats. Sie fühlt sich hier als Europäerin gut aufgehoben und sicher. «Als Frau kann man sich frei bewegen, auch alleine und nachts – kein Problem.»
In Dubai gibt es das höchste Bauwerk der Welt, das grösste Einkaufszentrum und die längste vollautomatische Metro – ohne Fahrer! Dubai hat sich vom Beduinen-Dorf zur kosmopolitischen Boom-Town entwickelt, die von Jahr zu Jahr mehr Touristen anlockt. Hier wird nicht viel geredet, hier wird gemacht.
Ich bin auf der Suche nach dem ursprünglichen Dubai – und finde es im Bastakiya-Viertel mit seinen engen Gassen und traditionellen Windturmhäusern. Auf dem Creek, der die Metropole in die Stadtteile Bur Dubai und Deira teilt, tuckern Dhaus gemächlich dahin. Mit knatternden Abras, hölzernen Wassertaxis, lässt es sich von einem Ufer zum anderen schippern. In den Souks erlebt man das orientalische Feeling hautnah. Umgeben von Männern in schneeweissen Dishdashas und verschleierten Schönheiten in schwarzen Abayas lasse ich mich treiben, berauscht vom Glitzern des Goldes und dem Duft von Zimt, Datteln und Safran, während der Muezzin zum Gebet ruft. «Feilschen ist Pflicht. Steigen Sie mit der Hälfte des Preises ein, den Sie bezahlen wollen», rät Nuria.
Egal, wie kurz der Dubai-Trip auch ist, eine Wüstensafari mit Dune-Bashing ist Pflicht. Fahrer Latif lässt Luft aus den Autoreifen, damit wir im Sand nicht stecken bleiben. Im 4 x 4 brausen wir über die Dünen. Latif ruft: «Be cool like a fish in the pool.» Irgendwo im Nirgendwo hält er an, ich erklimme den Kamm einer Düne zu Fuss. Die untergehende Sonne taucht die Wüste in ein magisches, rotes Licht. Im Beduinencamp warten ein Kamelritt und ein arabisches Dinner-Buffet, am Himmel leuchten Hunderte von Sternen, zum Greifen nah.
Durch den Bauboom verändert sich die Skyline von Dubai stetig. Der Burj Khalifa ist mit 830 Metern das aktuell höchste Gebäude der Welt. Es befindet sich im neuen Stadtteil Downtown Dubai mit einem künstlich angelegten See und einem Springbrunnen, der 150 Meter hohe Wasserfontänen in die Luft schiesst. Express-Fahrstühle rauschen mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde in die 124. Etage. Von der Freiluft-Aussichtsplattform in 452 Metern Höhe wirken die Wolkenkratzer-Hotels wie Einfamilienhäuser.
In der Nacht leuchtet die mehrspurige Sheikh Zayed Road. Dubai ist eine Autostadt, Maserati und Ferrari gibt es hier wie Sand am Meer, und Taxis sind sehr günstig. Neuerdings kommen aber auch Fussgänger auf ihre Kosten. «The Walk» in der Dubai Marina ist eine Flaniermeile mit Shisha-Lounges und Restaurants unter freiem Himmel. Im Grosvenor House befindet sich ein Ableger der legendären Buddha-Bar, wo sich Expats tummeln. Alle, die hier leben und arbeiten, bekommen von Dubais Herrscher, Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum, alles bezahlt, was sie brauchen: eine Wohnung, die Krankenversicherung und organisierte Transfers zum Arbeitsort. Wer den Job verliert, muss innert vier Wochen einen neuen finden – oder das Land verlassen.
Bevor ich Abschied nehme, will ich Dubai aus der Vogelperspektive sehen und buche einen Flug mit dem Wasserflugzeug (seawings.ae). Sanft gleiten wir über das Wasser und heben ab, Dubai liegt mir zu Füssen. Wir fliegen über «The Palm Jumeirah», die grösste von Menschenhand erschaffene Insel mit ihren Villen auf 16 «Wedeln». Auf der Palme wohnt auch Hotelmanager Rupprecht Queitsch. Der Deutsche ist in die Wüste gekommen, um das grösste Hotel der Welt zu eröffnen. Wir umfliegen den Burj al Arab, unter uns der weisse Jumeirah-Beach mit seinen Luxushotels. Der Blick von oben auf Dubais Mega-Projekte ist unvergesslich. Hier scheint alles möglich, und was es nicht gibt, das wird es bald geben – Inshallah!
Von Ginger Hebel