Die einstige Luxusinsel im Indischen Ozean lockt mit einem immer breiteren Angebot in allen Segmenten. Die Folge: noch nie war die Insel so preiswert wie jetzt.
Jahrzehntelang war die subtropische Sonneninsel im Indischen Ozean das Synonym für Luxusresorts, eine Hochpreisdestination für die Happy-Few-Community, die hier unter sich war und sich ungestört vom touristischen Fussvolk an den vielfältigen insularen Reizen erfreuen konnte. Doch die Zeiten haben sich verändert. In den letzten drei Jahren sind zahlreiche neue Hotels entstanden und mit der wachsenden Zahl der Angebote haben sich die Preise nach unten bewegt. Darüber können sich vor allem Familien und Reisende mit vernünftigen Budgets freuen. Für die Belebung des Marktes haben im Speziellen die neuen Hotels St. Regis (6 Sterne), Centara (3–4 Sterne), Zilwa Resort (4 Sterne), Long Beach (5 Sterne), Angsana (5 Sterne) sowie das Tamarina Boutiqe Hotel (4 Sterne) gesorgt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Ferien in Mauritius war noch nie so gut wie heute. Die Gäste werden überrascht mit einer unerwarteten Fülle an Aktiv- und Passivferien-Varianten – in einer derart üppigen Naturkulisse, dass man die fast kitschig sattbunten Farben gelegentlich als surreal empfindet. Hibiskus, Bougainvillea, die Blüten des Flamboyant-Baumes, Früchte, Gemüse, Märkte – Sujets in rauen Mengen auch für Gelegenheitsfotografen.
Noch getoppt wird die Farbpalette durch die schillernde Pracht der Unterwasserwelt mit ihren Korallenriffen. So werden die Angebote der Tauchzentren gut gebucht, zumal zur wachsenden Auswahl auch die originellen Subscooter-Unterwassermobile sowie das populäre Kite- und Windsurfen gehören. Boote bringen die Gäste in abgeschiedene Lagunen, wo sie von einer ganzen Armada exotischer Fische beim Schwimmen und Schnorcheln eskortiert werden. Doch auch wenn menschenleere Sandstrände, wogende Palmen und «Traumschiff»-würdige Sonnenuntergänge ideale Projektionsflächen für unerfüllte Sehnsüchte sind, sollte man sich nicht auf reine Wassersport- oder Badeferien festlegen. Denn dazu ist die im Verlaufe der Jahrhunderte von Niederländern, Franzosen und Briten geschriebene Kolonialgeschichte viel zu spannend, das Hinterland der Vulkaninsel eindeutig zu abwechslungsreich und gleichzeitig Spiegelbild eben dieser Historie. Das Landschaftsbild wird nach wie vor dominiert durch den Anbau von Zuckerrohr, der laut Statistiken erstaunliche 90 Prozent der kultivierten Fläche benötigt. Dabei generiert er mittlerweile lediglich noch kümmerliche 2,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes – und blieb trotzdem einer der wichtigsten Arbeitgeber. Einblick in die wechselvolle Zucker-Geschichte erhält man im Museum «L’aventure du Sucre» in Pamplemousses. Überraschenderweise gelang aber innerhalb von lediglich drei Dekaden die Ablösung der krisenanfälligen Monokultur durch eine breiter abgestützte Dienstleistungsgesellschaft, in welcher der Tourismus eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Symbolhaft zeigt sich das an den prachtvollen Baumalleen. Säumten sie einst die Zufahrten zu den riesigen Zuckerrohrplantagen, weisen sie heute den Weg zu Luxusresorts. Auch internationale Ketten wie Hilton, Oberoi, Sofitel, Méridien, Maritim und Maradiva sind vertreten.
Friedliche Koexistenz
Wenn der Gast in Port Louis landet, ist er froh über die geringe Zeitdifferenz, die keinen Jetlag aufkommen lässt. Auch das angenehme subtropische Klima erleichtert die Akklimatisierung. Was Neuankömmlinge neben dem Reichtum der Natur am meisten überrascht, ist das friedliche Nebeneinander der Kulturen und Religionen. Oft finden sich Tempel, Kirchen, Pagoden und Moscheen Seite an Seite, ohne jegliche Friktions- und Explosionsgefahr. Heute stammen zwei Drittel der Bevölkerung vom indischen Subkontinent und sind mehrheitlich Hindus. Die meisten anderen Bewohner sind Kreolen, also Nachkommen ehemaliger Sklaven aus Afrika und Madagaskar, die sich mit anderen Ethnien vermischt hatten. Dieser bunte Völkercocktail widerspiegelt sich in der Kulinarik mit französischen, indischen und kreolischen Einflüssen. Auch das Strassenbild wird geprägt durch eine friedliche Koexistenz, wie überhaupt das gesamte soziokulturelle Leben. Kein Wunder, dass Mauritius dieses konfliktfreie Völkergemisch neben den Weltklassehotels als Trumpf auf dem internationalen Parkett ausspielt. .
von Werner Knecht