Schön schnell und schön praktisch: Der neue Macan bringt alle Voraussetzungen mit, um in der Rangliste der meistverkauften Porsches die Nummer eins zu werden.
Ein Porsche mit einem Dieselmotor von Audi? Und dann erst noch nicht mit dem stärksten Selbstzünder, welche die Ingolstädter in ihren Fahrzeugen verbauen? Zugegeben: Etwas kritisch sind wir schon, als wir den Macan Diesel S in Empfang nehmen. Zumal die Porsche-Ingenieure für sich beanspruchen, mit dem Macan den ersten Sportwagen unter den kompakten SUV gebaut zu haben. Selbstredend gilt dieser Anspruch auch für das umweltfreundliche Diesel-Modell der Macan-Serie. Produziert wird die jüngste Reihe von Porsche bekanntlich in Leipzig. Das Unternehmen hat hier 500 Millionen Euro in ein hochmodernes Werk investiert. Maximal 50 000 Fahrzeuge könnte der Betrieb dereinst pro Jahr produzieren. Die Vorgabe ist also klar: Der Macan soll ein Verkaufsschlager werden. Und nehmen wir es gleich vorweg: Wie unser Test und die ersten Verkaufszahlen belegen, hat der kleinere Bruder des Cayenne bereits eine grosse Fangemeinde gefunden und wird in der Rangliste der am häufigsten verkauften Porsches wohl sehr bald den Spitzenplatz einnehmen. So gut und so attraktiv ist er. Auch in der Dieselversion, die gleichsam als sparsamer und umweltfreundlicher Dauerläufer konzipiert wurde. Denn trotz grünem Touch: Der Macan Diesel S ist ein echter Sportwagen. Mit seinem drehmomentstarken Antrieb (258 PS, 580 Nm) beschleunigt er in nur 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h (6,1 Sekunden mit Sport-Chrono-Paket), und die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h lässt sich ebenfalls sehen. Für das grosse Fahrvergnügen ist allerdings nicht nur der 3-Liter-Turbodiesel-Motor verantwortlich. Hervorragend ist auch das in der kompakten SUV-Klasse einmalige Fahrwerk mit (optionaler) Luftfederung.
Im Sportmodus geht die Post ab
Serienmässig sind alle Macan-Modelle mit einem Sportmodus ausgestattet. Drückt man die entsprechende Taste, reagiert der Wagen noch direkter auf das Gaspedal. Der Motor dreht höher, die Schaltzeiten werden kürzer, das Fahrwerk straffer und das Einlenken direkter. Kurzum: Erst im Sportmodus zeigt der Macan seine wahren Qualitäten. Und diese demonstriert er am liebsten auf kurvenreichen Strassen. Wohl kaum ein (auch besser motorisiertes) SUV ist auf engen Passübergängen in der Lage, dem Macan zu folgen. Zu gut ist das Fahrwerk, das in Sekundenbruchteilen auf die unterschiedlichen Bewegungen und Lastwechsel des Fahrzeugs reagiert. Längst sind unsere anfänglichen Bedenken einem Dauergrinsen gewichen. Die Gesamtabstimmung des Macan Diesel S ist so hervorragend, dass wir nie den Eindruck haben, der Wagen würde zu wenig Leistung entfalten. Im Gegenteil. In den Kurven stellen wir wieder einmal fest: Wie der Mensch lebt auch das Auto nicht nur vom Brot, beziehungsweise vom Motor, allein. Das Zusammenspiel zwischen dem Porsche Traction Management (PTM) und dem Porsche Active Suspension Management (PASM) sowie der tiefe Schwerpunkt machen das beeindruckende Fahrverhalten erst möglich. Der Macan verfügt mit dem PTM über das gleiche intelligente Allradsystem wie der 911 Carrera 4. Dabei treibt der Motor direkt die Hinterachse an, und eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung regelt die Verteilung der Antriebskraft zur Vorderachse. Erhöht sich der Schlupf an der Hinterachse, beispielsweise beim Beschleunigen, geht automatisch mehr Antriebskraft von den Vorderrädern aus. Auch das Fahrwerk wird elektronisch überwacht. Das PASM regelt unter Berücksichtigung der Unterlage und der Fahrweise die Härte der Stossdämpfer. Am glänzenden Fahrverhalten hat auch das exakt und sehr schnell arbeitende Getriebe seinen grossen Anteil. Erstmals in einer neuen Porsche-Modellreihe sind sämtliche Modelle des Macan serienmässig mit dem leistungsstarken 7-Gang-Porsche-Doppel-kupplungsgetriebe (PDK) ausgestattet.
Auch im Design ein typischer Porsche
Auch im Design ist der Macan, dessen Namen sich bekanntlich von der indonesischen Bezeichnung für Tiger ableitet, unverkennbar ein Porsche. Stilistische Anleihen vom 911er sind deutlich zu erkennen. So lehnen sich die Fenstergrafik der Seitenansicht und die sich am Heck absenkende Dachlinie, bei Porsche «Flyline» genannt, an den 911er an. Ebenso sind die hinteren Kotflügel ähnlich weich ausgeformt wie im 911er. Die Formensprache kommt offensichtlich auch bei der Damenwelt gut an. Gleichsam vorsorglich haben zwei weibliche Mitglieder unserer Redaktion eine Lohnerhöhung beantragt. Ein schöner Tiger hat bekanntlich seinen Preis.
von Markus Weber