Ein ganzes Leben im gleichen Land zu verbringen, das kann sich Franziska Frei nicht vorstellen. Sie ist Reisefanatikerin, liebt das Meer und kann Winter nicht ausstehen. Seit drei Jahren wohnt sie auf Mauritius. Nicht zum ersten Mal.
«Der Moment, wenn man fast all sein Hab und Gut verkauft, den Job gekündigt hat und Abschied von Freunden und Familie nimmt, ist nicht einfach. Man freut sich auf den neuen Lebensabschnitt. Aber man weiss auch, was man zurücklässt. Es ist ein Kompromiss. Mein Mann und ich haben uns vor drei Jahren entschieden, es nochmals zu tun. Nochmals allem, was wir aufgebaut haben, den Rücken zu kehren
Mein Mann kommt aus Mauritius, seit 2011 wohnen wir in seiner Heimat. Vorher haben wir acht Jahre lang in der Schweiz gelebt. Ob wir auch so lange auf Mauritius bleiben, weiss ich noch nicht. Ich ziehe gerne umher und es kam für mich nie infrage, immer in der Schweiz zu leben. Das kommt vielleicht daher, dass ich als Kind ein paar Jahre in Australien verbrachte
Im Moment aber möchte ich nicht von Mauritius weg. Wir haben eine kleine Tochter und haben uns gut eingerichtet. Ich habe keine Lust, erneut Kisten zu packen. Zudem kann ich wieder für meinen früheren Arbeitgeber Let’s Go Tours aus Schaffhausen arbeiten. Ich bin zuständig für das Produkt Indischer Ozean, was Mauritius, die Seychellen, La Réunion und Madagaskar umfasst. Lauter Traumdestinationen, die ich besuche, um tolle, neue Sachen zu entdecken. Im Moment fehlt mir nichts aus der Schweiz. Nur Schoggijoghurt. Aber dieses ‹Heimweh› bekämpfe ich seit Neustem mit einer eigenen Joghurtmaschine. Und Freunde und Familie rücken dank Skype näher.
Natürlich macht es einem die Insel auch leicht, kein Heimweh zu haben. Ich habe vor zwölf Jahren schon einmal ein Jahr auf Mauritius verbracht und wusste dieses Mal, was mich erwartet. Einer der grössten Vorteile ist das Wetter. Ich bin absolut kein Wintermensch und hier wird es nie wirklich kalt. So kann man sehr viel Zeit draussen verbringen. Es ist ein riesiger Luxus, das Meer vor der Tür zu haben und wann immer es die Zeit erlaubt an den Strand zu gehen, eine Runde zu schwimmen oder zu schnorcheln. Aber auch die Berge im Landesinnern faszinieren mich.
Friedliches Miteinander
Wir wohnen im Norden der Insel, mitten in Zuckerrohrfeldern, aber nur zwanzig Minuten von der Hauptstadt Port Louis entfernt. In den modernen Einkaufszentren kann man fast alles kaufen, was es auch in Europa gibt. Sie ergänzen die tollen lokalen Märkte oder Stadtviertel wie China Town. Die Vielfalt ist auf Mauritius enorm. Das ist genial mit einem Kind. Hier lernt man, mit Menschen aus den verschiedensten Religionen, sozialen Schichten und Kulturen umzugehen. Die einheimische Bevölkerung ist sehr herzlich und hilfsbereit. Nachfahren indischer Einwanderer, Kreolen, Chinesen und Europäer arbeiten zusammen, treffen sich, aber zu Hause geht jeder seiner eigenen Tradition nach. Man wird hier akzeptiert, egal, was man ist. Das schätze ich sehr. Allerdings liegen die Gegensätze oft nahe beieinander. Es gibt hier Familien, die gar nichts haben. Ich musste lernen, damit umzugehen.»
aufgezeichnet von Stefanie Schnelli