Amy Stierli hat sich ihren Traum einer eigenen Insel verwirklicht. Seit 15 Jahren lebt die Bündnerin auf den Malediven. Vor Kurzem hat sie ihr Fünf-Sterne-Resort nach einer Totalrenovation neu eröffnet.
Die Geschichte hätte Hollywood nicht besser inszenieren können: eine paradiesische Insel im Indischen Ozean, palmengesäumte, feinsandige Strände, ein Resort vom Feinsten und eine ehemalige KV-Stiftin aus den Bündner Bergen, die auf den Malediven zur Inselkönigin aufsteigt. Was an einen Kitschroman oder an die Geschichte Aschenputtels erinnert, ist für einmal keine Erfindung: Als die Schweizerin Amy Stierli 1973 ihre kaufmännische Lehre in einem Reisebüro in Davos begann, konnte sie noch nicht ahnen, dass sie dereinst Besitzerin der traumhaften Malediven-Insel Mirihi werden würde. Denn es war überhaupt nicht ihre Art, auf einen schönen Prinzen zu warten, der sie allenfalls in paradiesische Gefilde entführen würde. Da packte sie schon lieber selbst an. In einer beeindruckenden Karriere im Reiseveranstalter-Geschäft wurde sie im Mai 1992 Geschäftsführerin des Malediven-Spezialisten Manta. Innert sechs Jahren gelang es ihr, dessen Umsatz von 6 auf 50 Millionen Franken zu vervielfachen. Der kometenhafte Anstieg des Ertrags war aber nicht ihr einziger Coup: Im Mai 1996 übernahm Amy Stierli das Unternehmen mit Partnern gleich selbst, um es Ende 1998 mit grossem Gewinn an Kuoni zu verkaufen.
Nach dieser unternehmerischen Glanzleistung war Amy Stierli eigentlich reif für die Insel. Eine Insel ja, aber nicht als Gast. Als langjährige Geschäftsführerin von Manta Reisen wollte sie nun genau das Resort bauen, das den Wünschen ihrer anspruchsvollen europäischen Kundschaft zu 100 Prozent entsprechen würde. 2001 gelang es ihr denn auch, mit maledivischen Partnern die wunderschöne Insel Mirihi im Ari-Atoll zu übernehmen und darauf ein neues, stilvolles und naturnahes Fünf-Sterne-Resort zu realisieren. Einer ihrer Partner, Hussain Afeef, der bereits mit Amy Stierli bei Manta Reisen eingestiegen war, kann ebenfalls auf eine märchenhaft anmutende «Tellerwäscherkarriere» zurückblicken: Als «Kompressor Boy» in einem Tauchzentrum gestartet, baute er bereits zu Beginn der 80er-Jahre seine ersten eigenen fünf Bungalows auf Meeru. Nach weiteren Inselprojekten und Beteiligungen war sein Aufstieg zu einem der einflussreichsten und erfolgreichsten Schwergewichte im maledivischen Tourismus nicht mehr aufzuhalten. Für Amy Stierli ist es beruhigend, dass sie sich auf einen der «mächtigsten Felsen» im Indischen Ozean stützen kann. Längst sind sie und Afeef, der heute auf den Malediven und in Skandinavien lebt, gute Freunde geworden.
Nach Renovation noch traumhafter
Die Freundschaft zu Hussain Afeef bedeutet für Amy Stierli aber nicht, dass sie sich zurücklehnen oder das Zepter auf der Insel aus der Hand geben würde. Als 2014 auf Mirihi eine grosse 12-Millionen-Dollar-Renovation nötig wurde, war es für sie denn auch selbstverständlich, den Bau zusammen mit ihrem General Manager Mohamed Shareef selber zu managen. Da war es auch kein Problem, dass sie während fünf Monaten neben 350 Arbeitern die einzige Frau auf der Insel war. Bis zur Wiedereröffnung am 10. Dezember 2014 sollten alle öffentlichen Räume, die Moschee, das Power House, die Kläranlage und die Entsalzungsanlage komplett neu gebaut werden. Ebenso eine elegante Zwei-Zimmer-Suite. Auch alle bestehenden Zimmer wurden bis ins kleinste Detail renoviert und mit neuen Möbeln aus Bali eingerichtet.
Das Resultat lässt sich sehen. Mirihi übertrifft selbst die grössten Erwartungen, die man von einer Postkarten-Insel hat. Und natürlich bietet die 350 Meter lange und 80 Meter breite Insel nach wie vor alles, was anspruchsvolle Gäste von einem der stilvollsten Luxusresorts der Malediven erwarten: eine hervorragende Küche, auserlesene Weine, die grösste Rumsammlung des Indischen Ozeans, ein professionell ausgerüstetes Tauchcenter sowie – für Schnorchler ganz wichtig – eines der schönsten Hausriffe des ganzen Atolls. Und besonders edel: Eine luxuriöse Segeljacht im historischen Stil steht den Gästen von Mirihi exklusiv zur Verfügung.
von Markus Weber
Hut ab für diese glanzvollen Leistungen! Da sieht man es wieder- manchmal können Träume doch verwirklicht werden, wenn man für sie kämpft (und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist).
Ich möchte mich noch an ihre Zeit im Reisebüro erinnern! Mein Mann und ich haben damals im Familienhotel der Umikers in Davos übernachtet und suchten schon Flüge für die nächste Reise. Jetzt wollen wir auch einmal auf die Malediven um die alten Zeiten aus dem Hotel in Davos weiterzutragen.
LG
Sehr eindrucksvolle Geschichte!