Die Region Connemara an der irischen Atlantikküste ist ein wildes Wanderparadies mit schweisstreibenden Gipfeln, sanften Sandstränden und Einheimischen, die es bewusst gemütlich nehmen.
Famine Trail, Weg der Hungersnot. Der traurige Name passt so gar nicht zu dem Wanderweg, der sich der wunderschönen Killary-Bucht entlangwindet. Doch 1847 raffte hier an der irischen Westküste eine Hungersnot rund eine Million Menschen dahin. «Die Braunfäule zerstörte die gesamte Kartoffelernte. Etwas anderes hatten die Menschen nicht», erzählt Simon Kennedy, der seit 37 Jahren jeden Tag an die Bucht kommt, um nach seiner Muschelzucht zu sehen. «Heute bauen wir keine Kartoffeln mehr an. Heute haben wir andere Delikatessen», lacht der Muschelzüchter und zeigt auf die Schafe, die auf den Hügeln hinter seinem Bootshaus grasen.
Die Region Connemara in der Grafschaft Galway ist eine der wildesten Gegenden Europas. Abgesehen von der alten Kleinstadt Clifden gibt es in Connemara kaum grössere Ortschaften. Nur ein paar Weiler sorgen inmitten der weiten Moorflächen und Hügellandschaften für ein bisschen Zivilisation. Herzstück der Region ist der Connemara-Nationalpark, dessen Land einst zum Farmgebiet der 1665 gegründeten Benediktinerinnenabtei Kylemore Abbey gehörte. Ein Wanderweg führt hinauf auf den Diamond Hill. Vom Gipfel aus bietet sich einem ein wunderschöner Rundblick über die rotbraun schimmernden Moore, hinein in die tiefen Täler zwischen den Gipfeln der «Twelve Bens» und hinaus auf den Atlantik, der sich unermüdlich gegen die steilen Küsten schmeisst.
Gelassen bleiben wie die Iren
Schweisstreibend ist der steile Weg hinauf auf den Croagh Patrick, den heiligsten Berg Irlands. Der Legende nach soll der heilige Patrick im Jahre 441 barfuss auf den Berg gewandert sein und in windiger Höhe 40 Tage lang gefastet haben. Noch heute tun es ihm viele Iren gleich und wandern am «Reek Sunday» (letzter Sonntag im Juli) barfuss auf den pyramidenförmigen Berg hinauf. Leo Hallissey, der vor 40 Jahren von Dublin nach Connemara gezogen ist, «weil es keine inspirierendere Gegend gibt auf der Welt», besteigt den Croagh Patrick viermal im Jahr. Er zeigt auf die Moorfelder im Süden des Berges, wo die Menschen seit Jahrhunderten Torf abbauen. «Hier gibt es kaum Wälder. Deshalb verbrennen wir getrocknetes Torf.» Die Torf-Blöcke – «bogs» auf Irisch – werden sogar im inoffiziellen Motto Connemaras geehrt. «Tóg e bog é» – nimms gelassen!, sagt man hier zum Abschied.
Gelassen ist die Stimmung auf Inishbofin. Einmal täglich tuckert eine Fähre hinüber auf die kleine Insel. Im Hafen erinnert eine Burgruine an die Zeiten des britischen Eroberers Cromwell. Heute kommen die Besucher wegen der kilometerlangen Sandstrände, denen man ungestört entlangschlendern und das Connemara-Motto «tóg e bog é» wunderbar aus leben kann.
Diese Reise wurde unterstützt von Imbach Reisen.
Text und Bilder Samuel Schumacher