Das Sultanat Oman an der Spitze der arabischen Halbinsel hat sich eine Authentizität bewahrt, die Gäste begeistert.
Es ist eine Reise in eine reiche Vergangenheit. Wer durch das Museum Bait Al Zubair in Muscat geht, lernt den Oman verstehen. Historische Fotografien und Dokumente lassen ein Bild längst vergangener Zeiten lebendig werden. Alter Schmuck, Münzen, Silberdolche, wertvolle Gewänder und Darstellungen des traditionellen Handwerks schaffen Einblick in den früheren Alltag der Menschen im Land. Oman hat ein reiches kulturelles Erbe, das im Bait Al Zubair eindrücklich gezeigt wird. Es erklärt unter anderem, warum das Land so ist, wie es Touristen heute erleben: authentisch, ursprünglich und freundlich.
Seefahrer statt Beduinen
Schon seit Jahrhunderten ist Oman ein Sultanat Sultan Qaboos bin Said, der seit 1970 regiert, versteht es, das Land zu modernisieren und gleichzeitig Werte und Traditionen zu bewahren. Heute gelten das Bildungs und das Gesundheitswesen im Oman als vorbildlich. Die WHO hat das Gesundheitswesen als das effizienteste weltweit eingestuft. «Sultan Qaboos legt viel Wert auf eine nachhaltige Entwicklung des Landes», sagt Kurt Zürcher, Geschäftsführer des Arabien-Spezialisten Let’s go Tours. Zürcher kennt den Oman gut und weiss, dass der Sultan die Einwohner mit sicheren Arbeitsplätzen, niedrigen Treibstoffkosten und vom Staat getragenen Versicherungen unterstützt. «Zudem müssen in einem Betrieb mindestens 80 Prozent der Angestellten Omanis sein.» Ihre Weltoffenheit und Freundlichkeit lässt sich mit ihrer Tradition als Seefahrernation erklären: Durch den Handel und die Schifffahrt hatte das Volk ständig Kontakt mit Fremden. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung waren Beduinen.
Landschaftlicher Reichtum
Heute kommen die Staatseinnahmen vor allem aus den im Vergleich mit anderen Ländern der Region geringen Öl und Gasvorkommen, der Fischerei und der Landwirtschaft. Doch der Tourismus wird ein immer wichtigerer Wirtschaftszweig. Die Gäste kommen nicht nur wegen den freundlichen Menschen und der Authentizität gerne: Landschaftlich ist der Oman mit hohen Bergen, endlosen Wüsten, traumhaften Stränden und grünen Oasen an Schönheit und Vielfalt kaum zu überbieten. Massentourismus ist aber nicht gefragt. Eher wird auf qualitativ hochwertiges Reisen gesetzt. Die Öffnung des Landes für Touristen, die erst in den 1990er-Jahren ihren Anfang nahm, läuft auch hier langsam und kontrolliert ab. «In den vergangenen Jahren haben mehrere internationale Hotels der Luxusklasse eröffnet», sagt Kurt Zürcher, «die meisten im Raum Muscat.» Einer der schönsten Hotelkomplexe gehört wie das Museum Bait Al Zubair der Zubair-Familie: Das Shangri-La Resort liegt an einer privaten Bucht und besteht aus drei Häusern. Das «Al Bandar» richtet sich vor allem an Geschäftsreisende und anspruchsvolle Feriengäste. Das «Al Waha» ist für Familien gedacht und das «Al Husn» ist für alle, die Luxus lieben. Ein Prunkstück in der Hotellandschaft ist zweifellos auch das Al Bustan Palace Hotel. Der achteckige Bau liegt ebenfalls direkt am Strand und wurde schon mehrmals zum «Best Hotel in the Middle East» gekürt. Die Lobby des gigantischen Baus wird von einer 33 Meter hohen Kuppel überdacht. Konkurrenz hat der Prachtsbau mit The Chedi und dem extravaganten Grand Hyatt erhalten. «Im Moment sind einige neue Hotelprojekte im Gang, aber auch die sind nicht auf Massentourismus ausgerichtet», sagt Zürcher. In Jebel Sifah, rund 60 km südwestlich von Muscat, hat beispielsweise vor kurzem das Kleine Sifawy Boutique Hotel eröffnet.
Von der Oper zum Viehmarkt
Nicht nur wegen der Hotels lohnt sich ein Aufenthalt in Muscat. Die Bucht wird von zwei portugiesischen Festungen dominiert, die Häuser und Paläste sind auf mehrere Hügel verteilt. Muscat gilt als eine der saubersten Städte der Welt. Wer hier zu Besuch ist, sollte den Souk sehen, die Royal Opera und die Sultan-Qaboos-Moschee – die einzige Moschee im Oman, in die auch Nicht-Muslime eintreten dürfen. Auch eine Sunset Dhow Cruise, ein Besuch in der Habana Sports Bar und das Kargeen Restaurant lohnen sich. Gäste sollten unbedingt das Land entdecken und nicht im Badeferien-Hotel bleiben. Erste Station bei einer Rundreise ab Muscat ist oft Nizwa. Eine Oase vor einer Bergkette mit dem über 3000 Meter hohen Jebel Akhar und ehemalige Hauptstadt. Jeden Freitagmorgen findet vor den Toren der Stadt der Viehmarkt statt. Bauern und Händler kommen mit ihren Kamelen, Ziegen, Schafen, Hühnern und Kälbern. Es wird verhandelt, diskutiert und Tee getrunken: der Oman wie vor 100 Jahren.
Text Stefanie Schnelli
Bild Apalis