Der diesjährige Genfer Autosalon stand ganz im Zeichen neuer SUV-Modelle. Der Jaguar XF bildete in seiner zurückhaltenden Eleganz gleichsam die Antithese zu den muskelbetonten SUV-Fahrzeugen.
SUV, Kombi oder Limousine? Die Antwort auf die Frage nach dem beliebtesten Outfit auf Schweizer Strassen zeigt eindeutig in Richtung SUV. Aus diesem Mainstream sticht der neue Jaguar XF geradezu wohltuend heraus. Die vielleicht schönste Businesslimousine auf dem Markt wirkt elegant und edel, sie strahlt britisches Understatement, Klasse und Sportlichkeit aus. Und nicht ganz unwichtig, wenn es um schicke Bekleidung geht: Der Coolness-Faktor der Marke ist hoch. Dagegen wirkt das Image deutscher Premiumanbieter geradezu brav und angepasst. Hand aufs Herz: Stones, Beatles und Adele oder Heino, Heintje und Andrea Berg? Eben. Also weiter mit dem Lobgesang auf den neuen XF, zumal der kultivierte Brite dank seiner vielfältigen Auswahl an leistungsfähigen Motoren (163-PS-Ingenium-Diesel bis 380-PS-V6-Kompressor) sowie der Allradantrieb-Option einen grossen Kundenkreis anspricht. Die Fangemeinde reicht vom ökologisch sensibilisierten Ästheten bis hin zum Sportwagenfreak.
Produziert wird der neue XF in Castle Bromwich. Die Dieselmotoren aus der Ingenium-Baureihe stammen aus dem neuen Motorenwerk in der Nähe Wolverhamptons. Die effizienten und umweltfreundlichen Aggregate finden auch in Modellen von Land Rover ihren Einsatz. Im XF wird der leichte Aluminium-Motor in zwei Leistungsstufen angeboten: mit 163 PS (CO2-Ausstoss 104 g/km) oder 180 PS (CO2 114 g/km). Der Verbrauch pendelt sich gemäss Angaben des Herstellers bei 4,0 beziehungsweise 4,3 Litern auf 100 Kilometern ein. Neben den beiden neuen Ingenium-Motoren ist auch der bewährte 3-Liter-Selbstzünder von PSA (300 PS) weiterhin erhältlich. Wer Benzinmotoren vorzieht, kann zwischen einem 2-Liter- (240 PS) und einem 3-Liter-Modell (mit 340 oder 380 PS) wählen. Wir testeten das durchzugsstarke 2-Liter-4-Zylinder-Aggregat (von Ford in Valencia gebaut) in einer der stilvoll ausgestatteten Portfolio-Ausführungen (18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Sitze in Windsor-Leder, Applikationen in marmoriertem Ebenholz). Der Motor hat uns schon in anderen Modellen gut gefallen. Er verfügt über die Qualitäten eines Sechszylinders mit den Verbrauchswerten eines Vierzylinders. Die Fahrleistungen sind entsprechend sportlich. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h benötigt der Jaguar 7 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 248 km/h. Der Motor harmoniert übrigens hervorragend mit dem 8-Gang-Automatikgetriebe von ZF.
Aerodynamisch und kurvenstark
Dank der Aluminium-Leichtbauweise ist der neue XF rund 200 kg leichter geworden und auch bei der Aerodynamik hat der Wagen nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. Die leichte, aber zugleich extrem steife Karosserie aus Aluminium und Stahl hat einen weiteren Vorteil. Durch die ausgewogene Gewichtsverteilung glänzt der XF in Kurven mit einem absolut neutralen Fahrverhalten – auch ohne elektronische Hilfsmittel oder Allradantrieb.
Die Fahrfreude findet auch im Ambiente des edel verarbeiteten Innenraums ihre Fortsetzung. Und das neue Infotainmentsystem vermag ebenfalls (endlich) zu überzeugen. Bei soviel Qualität erstaunt es nicht, dass die Marke Jaguar in der jüngsten Vergangenheit eine fast atemberaubende Renaissance erlebt hat. 2015 hat Jaguar Land Rover in seinen drei Werken erstmals über 500 000 Fahrzeuge hergestellt. Damit hat das Unternehmen die Produktion seit der Übernahme durch Tata im Jahr 2009 verdreifacht. Die Premium-Anbieter auf dem europäischen Festland müssen sich langsam warm anziehen.
von Markus Weber