Die türkische Ägäis mit ihren versteckten Buchten, schroffen Küsten, unberührten Landschaften und ihrer kulturellen Fülle ist idealer Standort für Hotels im diskreten High-End-Bereich.
Haben wir uns verfahren? Der Weg ins Luxushotel Amanruya acht Kilometer nördlich von Bodrum scheint ins Nichts zu führen. Immer üppiger wird die Vegetation der Pinien und Olivenhaine, immer dichter die Sträucher, doch unvermittelt stehen wir vor dem Resort. «Welcome», ruft General Manager Monty Brown den Neuankömmlingen fröhlich zu und überreicht ihnen einen kühlen Drink. Man glaubt sich in einem Nationalpark, denn das 2011 eröffnete Amanruya bettet sich harmonisch in die sanft ansteigende Landschaft ein; kein einziger Baum musste für die weitläufige Anlage gefällt werden. Zur Harmonie trägt bei, dass die 36 Gäste-Cottages die traditionelle Architektur der regionaltypischen Privathäuser reflektieren. Zudem wurde jedes Element im Resort handgefertigt, Stein und Marmor stammen aus der Gegend.
Charakterisiert werden die Stein-Cottages durch hohe Mahagoni-Decken; Rundbögen und Badezimmer im Hamam-Stil evozieren osmanische Einflüsse, während die zurückhaltende Architektur diskreten Luxus ausstrahlt. Die Cottages sind weitläufig verteilt und fokussieren sowohl auf Singles, Pärchen und Familien als auch auf Stars und VIPs, die hier vor Paparazzi geschützt Ferien verbringen.
Behaglichkeit als Maxime
Im Garten vor jedem Bungalow findet man Olivenbäume, ein privater Swimmingpool und ein grosses Daybed mit weit ausladendem Dach verführen zum Nichtstun und zum Abschalten. Der Wohnraum hat Loft-Charakter. Kamin und Bodenheizung machen auch die kühleren Tage angenehm. Behaglichkeit widerspiegelt sich ebenfalls im Namen des Resorts, denn das Sanskrit-Wort «Aman» bedeutet Friede, während «Ruya» auf Türkisch «Traum» heisst. Ein solcher Traum dürfte den bekannten türkischen Architekten Turgut Cansver geleitet haben, bereits 1970 kaufte er das Grundstück; 1992 erhielt er (für die dort errichteten traditionellen Demir-Häuser) den «Aga Khan Award for Architecture». 20 Jahre später realisierten dann seine Tochter und deren Mann das Amanruya. Dessen Zimmerpreise starten bei rund 700 Franken inkl. Flughafentransfer von/nach Bodrum-Milas.
Lesestoff auf drei Etagen
Von hier im Norden der Halbinsel aus geniesst man den freien Blick über das Meer. Yachten und Boote ziehen gemächlich vorbei und komplettieren das mediterrane Lebensglück. Auch drängt sich von dieser Anhöhe aus keine hässliche Bauruine wie andernorts in Bodrums Umgebung ins Bild, stattdessen grüssen von den nahen Hügeln unberührte Pinienwälder. Ein bunter Wochenendmarkt auf halbem Weg nach Bodrum verleitet zum Halt; die Gäste werden freundlich begrüsst und kosten die kulinarischen Köstlichkeiten aus lokaler Produktion: Feigen, Oliven, Mandarinen, Gewürze – ein Fest für Auge und Gaumen.
Darum bemüht sich auch das Amanruya. In vier Dining-Pavillons kümmert sich das Personal um das leibliche Wohl der Gäste und serviert, was das Mikroklima hergibt; von wechselnden saisonalen Spezialitäten bis hin zum leckeren Vorspeisen-Dauerbrenner namens Mezze. Geistiges in Hülle und Fülle findet man in der Bibliothek, die sich über drei Stockwerke erstreckt und mit der stupenden Menge an lokaler Geschichte und Geschichten vertraut macht. So stammte zum Beispiel der legendäre Geschichtsschreiber Herodot aus Bodrum, hier an diesem Küstenstreifen wurden die Helden Homers geboren, konsultierten die Griechen des Altertums ihre Orakel und errichteten die Römer ihre Tempelanlagen.
Diese gloriose Vergangenheit liegt Jahrtausende zurück, rückt aber zum Greifen nah: Seit dem 13. Mai 2016 fliegt Edelweiss mit einem Airbus A320 wieder zweimal wöchentlich (Freitag und Samstag) direkt von Zürich nach Bodrum.
www.amanruya.com
www.flyedelweiss.com
Von Werner Knecht