Die Reederei Regent Seven Seas Cruises gilt als Vorreiterin im Kreuzfahrten-Luxussegment und ist für aussergewöhnliche Qualität bekannt. Das neue Flaggschiff wird deshalb mit Spannung erwartet.
An Selbstbewusstsein mangelt es Regent Seven Seas Cruises, der US-amerikanischen Luxusreederei, welche mittels einer offensiven Marketingstrategie nun auch hierzulande vermehrt Fuss fassen will, wahrlich nicht: Als «the most luxurious ship ever built» wird der am 20. Juli ab Monte Carlo auf Jungfernfahrt gehende Neubau Seven Seas Explorer angekündigt. In den deutschsprachigen Märkten liegt die Messlatte mit Hapag-Lloyds bestens eingeführten und regelmässig Spitzenbewertungen einheimsenden Schiffen Europa und Europa 2 freilich überaus hoch. Konsequenterweise wurde seitens der lokalen PR-Agentur von Regent Seven Seas für die deutsche Übersetzung zwischen-zeitlich etwas zurückbuchstabiert: «Das wohl luxuriöseste Schiff» heisst es jetzt bescheidener – ein kleiner, aber womöglich gewichtiger Unterschied …
Der neue Star unter den Luxusschiffen?
Zweifellos sind die bislang bekannten Eckdaten des jüngsten Flottenmitglieds von Regent Seven Seas, welches aufgrund der alle Erwartungen übertroffenen Vorausbuchungen 2020 ein Schwesterschiff erhalten wird, das vor Kurzem geordert wurde, vielversprechend: Mit 56 000 BRZ ist es das bislang grösste RSSC-Schiff. Gleichzeitig und dem Luxusanspruch entsprechend ist es, ebenso wie die drei anderen im Zeitraum 1999–2003 in Fahrt genommenen aktuellen Schiffe der Reederei, klein genug, um auch Häfen abseits der Rennstrecken grosser Mainstream-Schiffe anzulaufen. Luxuriös auch die Passagierkapazität: mit lediglich 750 Gästen glänzt es mit einem der grosszügigsten Platzangebote in der Kreuzfahrtindustrie. Dies manifestiert sich unter anderem mit einer 360 m2 messenden Top-Suite über der Kommandobrücke – manch Einfamilienhausbesitzer verfügt über weniger Wohnfläche.
Allerdings wird sich weisen müssen, inwieweit die aus den Renderings und Projektskizzen ersichtliche Gold-, Kristallleuchter- und Marmor-orientierte Opulenz nordamerikanischer, in Zügen vielleicht etwas überholt-konservativ wirkender Machart auch der hiesigen Vorstellung des «neuen Massstabs von Luxusferien» entspricht. Unbestritten ist, dass das vormals unter dem Namen Radisson Seven Seas Cruises operierende Unternehmen, welches nächstes Jahr mit ausgesuchten Reisen zu Sonderpreisen sein 25-Jahr-Jubiläum feiert, seit jeher für aussergewöhnliche Qualität auf abwechslungsreichen, weltweiten Routen mit sehr gepflegten Schiffen steht. Rund 125 Millionen Dollar lässt es sich Reederei-CEO Frank del Rio gegenwärtig kosten, um die älteren Schiffe im Zuge eines zweijährigen Modernisierungsprogramms «besser als bei ihrer Auslieferung von der Bauwerft» aussehen zu lassen. Entsprechend loyal zeigt sich die kosmopolitisch-internationale (vornehmlich englischsprachige) Kundschaft. Die Reederei agierte zudem in etlichen Bereichen als Pionier im Luxussegment. So war beispielsweise die 2001 in Dienst gestellte «Seven Seas Mariner» das damals weltweit erste Kreuzfahrtschiff, welches ausschliesslich über Aussensuiten mit eigenem Balkon verfügte. Noch um einiges revolutionärer fiel die 1992 eingeführte «Radisson Diamond» aus, das erste und bislang einzige Kreuzfahrtschiff in einem Katamaran-ähnlichen SWATH (Small Waterplane Area Twin Hull)-Design. Das aufsehenerregende Schiff war bei den Gästen höchst beliebt, punktete mit komfortablen Seegangseigenschaften und einem der schönsten und lichtdurchflutetsten Restaurants, welches man je auf einem Kreuzfahrtschiff zu sehen bekam. Die Nachteile, unter anderem eine aufgrund der Bauweise nur mässige Maximalgeschwindigkeit und die daraus resultierende Einschränkung der Routenvielfalt, wogen aber schwerer, und so schied das Schiff 2005 aus der Flotte aus. Es ist heute als chinesisches Kreuzfahrt-/Casinoschiff unterwegs.
Landausflüge inklusive
Wichtigstes Reederei-Alleinstellungsmerkmal ist das weltweit umfassendste Kreuzfahrt-All-inclusive-Konzept. Damit trifft Regent Seven Seas den Nerv der Zeit. Preistransparenz und Entspannung ohne ständiges Abrechnerei-Prozedere wünschen sich immer mehr Reisende – auch im hochpreisigen Segment. So sind bei Regent nicht nur sämtliche Mahlzeiten, Getränke inklusive einer Vielzahl von Spirituosen, Weinen und Champagner, die Minibar sowie Trinkgelder und WLAN (ab Sommer 2016) bereits im Reisepreis enthalten, sondern auch eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Landausflügen. Neu sind zudem sogar die Hin- und Rückflüge-Transfers von acht Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz inkludiert. Gäste höherer Suitenkategorien geniessen weitere Privilegien wie einen Butler-Service und eine kostenlose Übernachtung in einem Luxushotel am Tag vor der Einschiffung. Das sind bedeutend mehr Inklusivleistungen, als sie Hapag-Lloyd Cruises oder die anderen Luxuslinien bieten. Es wird also spannend, das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den etablierten und den neuen Luxusschiffen auf den sieben Weltmeeren.
Von Thomas P. Illes