Die Non-Profit-Organisation My Red Elephant ermöglicht jungen Gehörlosen in Myanmar, eine Kochausbildung zu absolvieren.
Mag die Atmosphäre in einem Hotel noch so ruhig sein, in der Küche geht es laut und hektisch zu und her. Sie ist das dampfende Refugium eines perfekt eingespielten Teams, dessen Kommunikation Geschirrgeklapper, brutzelnde Pfannen und Ventilatoren übertönen muss. Dass es da durchaus Platz hat für stille Mitarbeiter, beweist das Projekt Mary’s Cooking Class: Es vermittelt junge Gehörlose in die besten Küchen Ranguns, wo sie zu Köchen ausgebildet werden. Eine einmalige Chance für die jungen Erwachsenen, um sich in die Gesellschaft zu integrieren und auch vom Wandel zu profitieren, den ihre Heimat erlebt.
Initiator des Projektes ist der Italiener Maurizio Mandl, der vor zwölf Jahren eher zufällig in Myanmar landete. Er war zehn Jahre lang für Alitalia in der Schweiz tätig und bekam dann das Angebot, im Winter für Asian Trails als Kundenbetreuer in Myanmar zu arbeiten. «Ich musste zuerst schauen, wo das genau liegt», erinnert er sich zurück. Das war 2004. Seither verbringt er jeden Winter im Land der Pagoden. Im Sommer arbeitet er in Ischia, im Golf von Neapel. «Myanmar ist für mich Asien im Mittelalter. Das Land ist immer noch sehr authentisch und die Menschen sind unglaublich freundlich.»
Nicht weit von seinem Büro entfernt liegt die Mary Chapman School für gehörlose Kinder. Mandl begann als Freiwilliger in der Schule mitzuhelfen und sah die Kinder aufwachsen. Er sah aber auch, dass sie nach dem Schulabschluss fast keine Möglichkeiten haben, um sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ein erfülltes, selbständiges Leben zu führen. Das konnte der diplomierte Hotelkaufmann nicht einfach so hinnehmen und rief 2013 für sechs Schüler eine Art Kochlehre ins Leben. In einem Grundkurs lernen die Jugendlichen das Wichtigste über Hygiene, Küche und Sicherheit und werden dann in guten Vier- bis Fünf-Sterne-Hotels oder Restaurants ausgebildet. «Natürlich sind sie eher bei den kalten Speisen oder in der Patisserie tätig, aber wir haben auch Lernende, die schon an der Front mit arbeiten», erzählt Mandl stolz.
Was als Pilotprojekt startete, ist neu eine feste NGO mit dem Namen My Red Elephant. Inzwischen sind 25 Jugendliche in Ausbildung, einige haben bereits feste Arbeitsverträge. Das Ziel ist nun, dass sie in einem eigenen «cooking&pastry Lab» ihr Wissen an die Jüngeren weitergeben und sich selber weiterbilden können. Reisende können sie auf Anmeldung besuchen. «Ihr Mut, ihre Stärke und Leidenschaft sind absolut bemerkenswert», lobt Mandl. Und er ist nicht der Einzige, dem das auffällt: An der Myanmar Culinary Arts Competition gewannen einige seiner Schüler Silber.
Von Stefanie Schnelli
DER TIPP DER SPEZIALISTIN | |
Myanmar begeistert mich bei jedem Besuch aufs Neue. Nebst spektakulären Höhepunkten wie einem Flug mit dem Heissluftballon über die Tempelfelder von Bagan sind es vor allem die alltäglichen Begegnungen, die unvergesslich bleiben. Die spürbare Spiritualität und unglaubliche Liebenswürdigkeit der Menschen sind beeindruckend. Deshalb empfehle ich, für die kleinräumlichen Besuche das Velo zu benutzen. Das beschert Reisenden mit Sicherheit besondere, unvergessliche Momente und sorgt für Gesprächsstoff mit den Einheimischen. | Gut möglich, dass darauf eine Einladung zu einem Hausbesuch folgt oder ein Reisbauer seine Geheimtipps preisgibt. Sollte es mal zu einer Reifenpanne kommen, sind die Experten sofort zur Stelle. Auf jeden Fall ermöglicht eine solche Tour Begegnungen auf Augenhöhe, die sich für immer einprägen. Weitere Informationen: www.asia365.ch Tel. 044 277 54 54 Tipp von Ruth Landolt, Geschäftsführerin asia 365 |