Edelweiss fliegt auf Erfolgskurs und bringt Schweizer an die angesagtesten Feriendestinationen. Ein Gespräch mit CEO Bernd Bauer.
Herr Bauer, mit Cancun, San José und San Diego hat Edelweiss drei neue, interessante Destinationen im Programm. Wo werden Sie zuerst Ferien machen?
Bernd Bauer: Ich war soeben mit meiner Familie in Cancun. Eine tolle Destination, die sehr viel bietet: von schönen Hotels über tolle Restaurants und kulturelle Schätze bis zu super Stränden. Die Vielfalt der Region hat mir sehr gefallen. Und natürlich ist das Klima topp.
Wie werden die Destinationen bei Edelweiss ausgesucht?
Wir beobachten ständig den Markt, erfassen Reisewünsche und analysieren die Zahlen. Zudem arbeiten wir eng mit den Tourismusbehörden vor Ort zusammen. So erhalten wir gute Informationen. Aber natürlich besteht immer auch ein gewisses Risiko. Costa Rica war für uns Neuland und keine für uns typische Destination. Aber es funktioniert gut. Ähnlich war es bei Havanna. Da waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Wie wichtig sind ausländische Reisende, die von Ihren Zielorten in die Schweiz fliegen?
Das hängt von der Destination ab. In Costa Rica und Cancun etwa spielen sie eine untergeordnete Rolle. In San Diego haben sie eine grosse Bedeutung. Da sind wir mit Kampagnen präsent und machen Pressekonferenzen. Unser Hauptgeschäft sind jedoch klar Schweizer, die wir in die Ferien fliegen. Wir verzeichnen zudem immer mehr europäische Gäste, das hat vor allem mit dem Ausbau unserer Langstreckenflüge zu tun.
Wie kommt die von Edelweiss gelebte Swissness bei europäischen Gästen an?
Unser Swissness-Konzept kommt gut an, auch bei Nicht-Schweizern. Wir schauen, dass die Ferien für unsere Kunden bereits im Flugzeug beginnen. Wer mag das nicht? Wir sagen gerne, dass unsere Flight Attendants mit unseren Gästen in die Ferien fliegen, weil sie relativ lange Aufenthalte in den Destinationen haben. Das sorgt für gute Stimmung an Bord (lacht). Zudem pflegen wir eine authentische Swissness. Unsere Mitarbeitenden sind zum grossen Teil Schweizer. Die Uniformen sind schweizerisch und wir servieren modern interpretierte Schweizer Klassiker.
Edelweiss ist dabei, die Langstreckenflotte zu verdoppeln. Bis 2018 stossen zwei weitere A340 zur Flotte. Sie fahren eine ambitionierte Wachstumsstrategie.
Langstrecken sind für uns vor allem in der Nebensaison wichtig. Das Europageschäft ist sehr saisonal und konzentriert sich hauptsächlich auf den Frühling und den Herbst. Zudem muss man in Europa zurzeit flexibel sein. Das zeigen die Entwicklungen in der Türkei und in Ägypten. Die Langstrecken stabilisieren da etwas. Dazu kommt, dass die Schweizer immer mehr Fernreisen machen. Die USA gehört zu den beliebtesten Ferienzielen. Darauf reagieren wir.
Sie haben also keine Bedenken, die neue Langstreckenflotte zu füllen?
Der Markt ist absehbar. Wir reisen alle häufiger in die Ferien, dafür kürzer. Von dieser Entwicklung profitieren wir. Wichtig ist es, das Streckennetz im richtigen Segment auszubauen.
Wie werden Sie das Streckennetz ausbauen? Fliegt Edelweiss bald nach Bali?
Bali wäre toll, ist aber für die A340 leider zu weit. Wir werden im Sommer neue Destinationen bekanntgeben. Neben neuen Zielen werden wir aber auch bestehende Frequenzen erhöhen, zum Beispiel fliegen wir im kommenden Winter zweimal pro Woche auf die Malediven und dreimal wöchentlich nach Kapstadt. Unsere Gäste werden so flexibler in ihrer Reiseplanung.
Ist auch ein Ausbau der Kurzstrecke geplant?
Wir haben dieses Jahr für die Kurzstrecke mehr Flugzeuge geleast und das Programm ausgebaut. In Griechenland bieten wir zum Beispiel eine einzigartige Auswahl mit Direktflügen nach Rhodos, Korfu, Santorini, Kreta, Mykonos, Kos und Zakynthos. Zudem haben wir unter anderem Pula in Kroatien und Sevilla in Spanien neu im Programm.
Die vier «neuen» A340 für die Langstreckenflotte kommen von Swiss. Zwei fliegen bereits für Edelweiss. Warum sind die alten Flugzeuge der Swiss noch gut genug für Edelweiss? Und wie steht es um die Wirtschaftlichkeit dieser vier-strahligen Flugzeuge?
Erstens muss man sagen, dass diese Flugzeuge mit zehn bis zwölf Jahren nicht alt sind. Ein Flugzeug kann heute rund 30 Jahre gut bewegt werden. Zweitens sind diese A340 für uns gleich in mehrerer Hinsicht ideal: Von der Reichweite her, von der Wirtschaftlichkeit und von der Performance. Vier Triebwerke lassen sich besser operieren. Wir können damit Destinationen anfliegen, die für Zweistrahler in dieser Klasse schwierig sind. Natürlich haben wir auch eine andere Konfiguration als die Swiss. Als Feriencarrier haben wir keine First Class und weniger Sitze in der Business Class. Somit sinken die Kosten pro Sitz. Dazu kommt, dass die Flugzeuge komplett ausgehöhlt und neu ausgestattet wurden. Wir haben auch ein neues Entertainmentsystem eingebaut. Ein Beispiel für die Renovation ist die Installation neuer LED-Lampen in der Kabine.
Was ist daran so speziell?
Wir haben ein sogenanntes Mood Light installiert. Das bedeutet: Auf einem Langstreckenflug wird das Licht nicht einfach aus- oder eingeschaltet, sondern gedimmt. Kurz vor dem Ziel werden die Gäste also nicht abrupt wach, sondern die Lampen erhellen die Kabine langsam, imitieren sozusagen einen Sonnenaufgang. Das ist eine ganz andere Erfahrung – und sie passt perfekt zu uns.
Interview: Stefanie Schnelli