Die zerklüftete Halbinsel in der südwestlichen Ecke der Türkei hat viel Historisches und authentisch Ländliches zu bieten. Doch auch modernes Hotel-Design hat seine Nische gefunden.
Homer war der erste, der vor gut 3000 Jahren die türkische Ägäisküste in seinem Werk «Odysseus» besang. Während Hunderten von Jahren diente es Generationen von Dichtern als Referenzwerk und nährte den Glauben, dass an der kleinasiatischen Küste die Fundamente der indogermanischen Sprachen und der gesamten westlichen Zivilisation liegen. So ist es auch kein Zufall, dass zwei der sieben Weltwunder hier zu finden waren: Der Tempel der Artemis in Ephesos und das Grabmal des Mausolos in Bodrum, damals noch Halikarnassos genannt.
Einer, der diese vieltausendjährige Geschichte verinnerlicht hatte, war Cevat Shakir. Der Dandy aus Istanbul, der wegen eines Mordes nach Bodrum ins Exil verbannt worden war, erlangte als Erfinder der «Blauen Reisen» Berühmtheit. Auf diesen schipperte er in den 1930er Jahren mit seinen Künstlerfreunden durch die südwestliche ägäische Inselwelt auf der Suche nach den steinernen Überbleibseln der grossen Vergangenheit seiner Heimat. Seine Erzählkunst und Faktenkenntnis hatten sich bald bis nach England herumgesprochen, von wo Ende der 1950er Jahre Archäologiefans anreisten, bald gefolgt von ersten Touristen. Sprach- und fachkundig führte Shakir die fremden Gäste dorthin, woher die Schätze ihrer Museen stammen. Bodrum verdankt ihm seinen Aufschwung. Vor den Toren der imposanten Kreuzritterburg steht deshalb seine Büste Seite an Seite mit derjenigen Homers, des anderen berühmten Sohnes der Stadt.
Flat White anstatt Macchiato
Im Bodrumer Hafenbecken liegen Hunderte von hölzernen Segelschiffen vertäut. Nirgendwo auf der Welt seien mehr dieser braun glänzenden Oldtimer vereint, beteuern Liebhaber. Früher wurden sie von Fischern und Schwammtauchern in den seichten Küstengewässern eingesetzt. Heute sind sie komfortable Vintage-Ausflugsschiffe für bis zu 20 Personen, die man samt Crew tage- bis wochenweise mieten kann, um die Reize der türkischen und griechischen Inseln zu entdecken. Das wohltuende Klima, die türkisfarbenen Buchten, das liebliche Hinterland und die tiefen Wurzeln üben bis heute eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Zwar hat das Geld der vielen Gäste an manch ruhigem Fischerstrand quirlige Shopping- und Fressmeilen entstehen lassen, doch wer Ruhe sucht, findet sie gleich um die Ecke hoch über einer einsamen Bucht.
An einer solch einmaligen Lage hat sich auch das jüngste Kind der LUX-Hotel-Familie eingenistet. Kaskadenartig verteilen sich die futuristisch anmutenden Villen mit ihren riesigen Fensterfronten, der dominante Hauptbau und die langgezogenen Restaurant-, Wellness- und Barflügel über den steilen, terrassierten Hang bis zur privaten Badebucht hinab. Doch wichtiger als die topmoderne «Hardware» ist das top aufmerksame Personal, das den Gästen die Wünsche von den Augen abliest. Steht gerade kein Schiffsführer für eine Spritztour mit dem Schnellboot bereit, wird kurzerhand der Kapitän der Riesenjacht, die in der Hotelbucht ankert, abkommandiert. Dass der charmante Wayne an der Kaffeebar Café-Barista-Champion war, wird einem nicht auf die Nase gebunden. Doch seine Qualitäten verraten ihn. Seine gewinnende Art bleibt ebenso in Erinnerung wie sein Rat, bei Koffeinintoleranz besser mehr Kaffee mit weniger Milch zu nehmen, weil sich das Koffein angeblich an das Milchfett bindet. Also macht er mir einen Flat White statt einen Latte Macchiato. Und tatsächlich bleibt mein obligates Herzflattern aus. Nur leider ist der Flat White in der Schweiz noch nicht überall angekommen. Ein Grund mehr, dem LUX Bodrum baldmöglichst wieder einen Besuch abzustatten.
Von Lucie Paska
http://www.luxresorts.com
Flüge nach Bodrum sind ab Zürich mit Turkish Airlines und Edelweiss möglich.