Die Seabourn Encore ist das neuste und grösste Schiff der Luxusreederei Seabourn Cruises. Hergestellt in Italien, sticht es vor allem von Asien aus in See.
Ein imposanter Auftritt: Gleich zwei Schiffe der amerikanischen Luxusreederei Seabourn Cruises liegen an diesem heissen Tag im Januar in Singapurs modernem Cruiseterminal Marina Bay Seite an Seite. Die futuristischen Wolkenkratzer des asiatischen Stadtstaates geben eine gute Bühne ab für die Seabourn Sojourn und die brandneue Seabourn Encore. Der Anlass ist festlich, die Seabourn Encore, das neue Flaggschiff der Reederei, wird getauft. Von der Fincantieri-Werft in Venedig gebaut, war das Schiff bereits vor dem Festakt mit zahlenden Gästen unterwegs. Es ist bei Seabourn zur Tradition geworden, Passagiere an den Inaugurationsfeiern teilnehmen zu lassen. Die Wahl des Taufortes ist eine Referenz für den immer wichtiger werdenden asiatischen Markt. Seabourn-Präsident Richard Meadows hat denn auch angekündigt: «Wir werden mit unseren Schiffen mehr und mehr diese faszinierenden Gegenden erkunden.»
Die Seabourn Encore ist das bisher grösste Schiff von Seabourn. Ein treibender Grund dafür ist sicher die bessere Wirtschaftlichkeit von grösseren Schiffen. Von ihren drei ersten Flottenmitgliedern hat sich die Reederei 2013/2014 getrennt, nachdem drei Schwesterschiffe mit grosszügigerem Raumangebot und Platz für 450 Passagiere in Dienst gestellt wurden. Die Seabourn Encore kann nun 600 Gäste aufnehmen. Mit ihren 300 Suiten hat sie ein Deck mehr als ihre Schwestern. Seabourn strukturiert alle Schiffe identisch, von den verschiedenen Restaurants über die Treppenhäuser mit ihren attraktiven Spiraltreppen bis zur Observation-Lounge ganz oben am Bug des Schiffes.
In der Branche ist die Reederei aber vor allem für ihr All-inclusive-Angebot bekannt: Von sehr guten Weinen oder Champagner sowie Cocktails bis hin zur exzellenten Gastronomie mit 24-Stunden-Kabinenservice ist alles im Reisepreis enthalten.
Champagner trinken statt warten
Kennern der Reederei fällt auf der Seabourn Encore der neu gestaltete Rezeptionsbereich auf Deck 7 auf. Ein solcher Empfangsbereich war die Idee vom Inhaber und Chef der Carnival-Corporation, zu der Seabourn Cruises gehört: Micky Arison, der mächtigste Mann der internationalen Cruise-Industrie, wollte für seine Ultraluxusmarke ein ganz besonderes Ambiente beim Einchecken und an der Rezeption kreieren. Die Gäste sollten dort nicht mehr anstehen müssen, wie bei grossen Schiffen üblich, sondern eine mögliche Wartezeit mit edlen Snacks, einem Cappuccino, einem Glas Champagner, beim Surfen an der Internetstation oder bei anregender Lektüre eines Werks aus der anschliessenden Bibliothek verkürzen. Dieses System hatte sich bereits bei den letzten neuen Schiffen als Erfolg erwiesen. Auf der Encore wurde nochmals nachgebessert: Statt in einem geschlossenen Mitteltrakt kümmern sich die Rezeptionisten jetzt an mehreren kleinen Satelliten-Countern um die Gäste.
Neu ist auch der gestylte «Retreat»-Bereich auf dem obersten Deck. Ein schöner Rückzugsort mit privaten Cabanas, die allerdings preislich mit 349 Dollar pro Seetag und Paar zu Buche schlagen. Ein moderner Spa-Bereich mit den verschiedensten Anwendungen ist auf diesem Schiff selbstverständlich. Ein besonderes Highlight der Encore ist das ultramoderne Restaurant des amerikanischen Starkochs Thomas Keller, das in ähnlicher Form auch auf den anderen Schiffen der Flotte entstehen soll.
Die Seabourn Encore verfügt ausschliesslich über Suiten mit eigenen Balkonen und Veranden, von denen die kleinste 23 Quadratmeter gross ist. Die Wintergarden Suite ist stolze 120 Quadratmeter gross – mit teils verglaster Veranda. «Evolution statt Revolution» hatte Seabourn-Chef Rick Meadows seinem Stararchitekten Adam Tihany aufgegeben. Der hielt sich an die Vorgabe – die Farbgebungen sind modern, das Design von Wänden und Möbeln weniger eckig als auf den Vorgängerschiffen. «Rund ist sexy» kommentierte Tihany diese Umsetzung. Die junge Schwester kommt nach Derzeit entsteht bei der italienischen Fincantieri-Werft in Marghera ein baugleiches Schwesterschiff der Seabourn Encore, die Seabourn Ovation. Das mit 40 350 BRZ vermessene Flottenmitglied, das 604 Passagieren Platz bieten wird, soll im Frühjahr 2018 in Dienst gestellt werden. Es absolviert in seiner Jungfern saison zwischen Mai und November eine Vielzahl an Kreuzfahrten in und rund um Europa mit Stopps in Nordeuropa, Grossbritannien und im Mittelmeer. Die elftägige Taufreise führt das Schiff und seine Gäste ab 5. Mai 2018 von Venedig nach Barcelona. Die Seabourn Encore dagegen ist weiterhin in Asien, Indien, Australien und Neuseeland unterwegs
Von Michael Wolf, Bild: Seabourn