Unvergleichlichen Lifestyle und Genuss versprechen Daniela und Philippe Frutiger, CEOs der Giardino Hotel Group. Wir haben zwei der drei Hotels des schnell wachsenden Unternehmens besucht. Unsere Erkenntnis: Sie haben recht, die Frutigers.
Das einem toskanischen Landsitz nachempfundene Giardino Ascona steht seit seiner Eröffnung 1986 für südländische Leichtigkeit und zurückhaltende Eleganz. «A place with style to remember» lautet denn auch der Anspruch der Hotelleitung. Dieser Massstab wird seit diesem Jahr auch in Minusio (Giardino Lago) und Champfèr (Giardino Mountain) angelegt. Die Flückigers haben ihre Formel «un po’ di più» auf Wachstumskurs getrimmt, die Giardino Lounge e Ristorante im Herzen Asconas eröffnet, das ehemalige Ausflugslokal Navegna in Minusio sowie die Chesa Guardalej in Champfèr übernommen. Ohne dabei das Stammhaus in Ascona zu vernachlässigen, wie wir uns bei einem Besuch im Tessin überzeugen konnten.
Auch 26 Jahre nach seiner Eröffnung hat das Giardino Ascona nichts an seinen lustvollen und verführerischen Qualitäten eingebüsst. Im Gegenteil. Die Leichtigkeit des Seins erfasst den Gast unmittelbar bei seiner Ankunft. Der Blick auf den mediterranen Garten lässt Ferienstimmung aufkommen. Die prominent platzierte weisse Statue der Aphrodite strahlt Sinnlichkeit und Entspannung aus. Wer hier als gestresster «homo oeconomicus» ankommt, wird von der Göttin der Schönheit und der Liebe sanft an die wesentlichen Dinge des Lebens erinnert. Und das ist gut so. Als langjähriger Weggefährte von Daniela und Philippe Frutiger setzt Wolfram Merkert die Philosophie des Hauses perfekt um. Der sympathische Resident Manager war bereits vor der Übernahme der Hotelführung als Sous Chef im Hotel Giardino tätig. Zuvor arbeitete er im Lenkerhof als F&B-Manager. Ebenfalls an der Seite des damaligen Direktions-Ehepaares Philippe und Daniela Frutiger. Seit ihrer gemeinsamen Rückkehr nach Ascona hat das Hotel Giardino einen umfassenden Umbau erfahren. Besonders gefallen haben uns die hellen und mutig kombinierten Farbtöne in den neu gestalteten Zimmern. Und für Zigarren-Aficionados in einer Welt der zunehmenden Rauchverbote besonders interessant: Die Zimmer verfügen über einen grosszügigen, gedeckten Balkon mit bequemen Sesseln.
Seit der Eröffnung des Hotels im Jahr 1986 spielt die Gastronomie im Giardino Ascona eine zentrale Rolle. Unvergessen etwa ist die Kochlegende Angelo Conti Rossini. Der liebenswürdige Tessiner aus Brissago war nicht nur herausragender Koch, sondern ebenso leidenschaftlicher Kommunist. Dies hinderte ihn aber nicht daran, seine lukullischen Künste Bankern, Unternehmern und anderen gestandenen Kapitalisten vorzuführen. Für die gastronomischen Höhenflüge ist heute Rolf Fliegauf verantwortlich. Der vor Kreativität sprühende Koch ist erst 31 Jahre alt und von Michelin bereits mit zwei Sternen aus gezeichnet worden. Fliegauf hat seine Sporen bei verschiedenen europäischen Spitzenköchen abverdient. Auch im Noma Kopenhagen, dem besten Restaurant der Welt, hat er schon gearbeitet. Im Sommer führt Fliegauf das Ristorante Ecco im Giardino Ascona. Von Mitte Dezember bis Mitte März verwöhnt er die Gäste im Ristorante Ecco on Snow im Giardino Mountain Champfèr. Was der Mann auf den Teller zaubert, ist grandios. Bisweilen auch rustikal und mutig. Rolf Fliegauf ist es jedenfalls gelungen, uns bei unserem Besuch auf eine kulinarische Entdeckungsreise zu entführen. Die Kombination von Speck, Trüffel, Eigelbschaum und grünen Spargeln beispielsweise war ebenso überraschend wie köstlich. Die als Amuse Bouche servierte Kreation läutete einen grossartigen Abend ein und überzeugte auch die kritischen Gaumen am Tisch, welche die Geschmacksintensität von Trüffel und Speck als unvereinbar bezeichnet hätten. Sogar die Gänseleber liess Fliegauf mit Speck einheimischer Eichelmastschweine und Zwiebeln servieren. Eine ebenso unerwartete wie gelungene Kombination. Die «Glacé-Variante» der Gänseleber hat uns bei diesem Gang besonders begeistert. Dass Fliegauf nicht nur ein zaubernder Alchimist ist, sondern auch klassischere Menüs perfekt zubereiten kann, bewies er bei der Präsentation eines Kalbfilets vom Simmental. So viel wurde klar: Der Mann hat seinen Stil gefunden. Und ebenso eindeutig: Das Giardino lebt seine grosse Gourmet-Tradition weiter.
Ein Koch und ein Infrafrot-Ofen im Fokus des Giardino Lago
Cristina Hollenstein, die charmante Tessiner Gastgeberin im Giardino Lago in Minusio, bringt es auf den Punkt: «Eigentlich sind wir ein Restaurant mit 15 Zimmern.» Nur folgerichtig also, dass der Gastronomie im Ende des letzten Jahres neu eröffneten Hotel ebenfalls eine grosse Bedeutung zukommt. Auch hier überzeugt ein junger Küchenchef am Herd. Joel Schmutz, das Nachwuchstalent, ist erst 26. Fast genauso wichtig wie der ambitionierte Koch scheint aber das Prunkstück der Küchenausstattung, ein 800-Grad-Infrarotofen, zu sein. Das darin zubereitete Fleisch wird in der Tat wunderbar zart und saftig. Neben den Gar-Spezialitäten bilden Tessiner Köstlichkeiten und Tapas den Schwerpunkt der attraktiven Karte. Auch das regional stark geprägte Weinangebot lässt sich sehen. Im Restaurant des Giardino Lago wird aber nicht nur der Gaumen der Gäste verwöhnt, sondern das Auge kommt dank dem fantastischen Blick auf den Lago Maggiore ebenfalls auf seine Kosten. Die Lage des Hauses, direkt am Wasser, ist schlicht einmalig, die Aussicht von fast überall der Hammer. «Hier bleiben wir», ist man geneigt zu sagen. Die Gästezimmer sind zwar auch nach dem Totalumbau noch immer etwas klein. Seesicht, stilvolle Einrichtung und fancy Technik mit iPod- und iPhone-Anschlüssen sowie klangvollen Boxen, welche auch die Ansprüche der Apple-Generation zu überzeugen vermögen, kompensieren das eher bescheidene Raumangebot jedoch bei Weitem.
Von Markus Weber