Er ist die andere Möglichkeit, am Strand und im Wasser eine gute Figur zu machen: der Monokini. Dem exzentrischen Textil und aktuellen Liebling der Stars steht ein grosser Sommer bevor.
Er ist ein Zwitterwesen, ein modischer Hybrid: Weder zweigeteilt offen wie der Bikini noch aus einem Stück geschlossen wie der Badeanzug. Er ist die dritte Option für den stilvollen Auftritt am Strand und in der Badi. Und seit ein paar Jahren jeden Frühling der Geheimfavorit für den kommenden Sommertrend.
Doch dieses Jahr sieht es so gut aus wie noch nie für ein eigentliches Comeback des Monokinis. Modebeobachter haben ihn in den letzten Wochen in einer nie dagewesenen Häufigkeit an prominenter Anatomie gesichtet – was darauf schliessen lässt, dass das exzentrische Textil mit Beginn der Badesaison auch viele nicht berühmte Körper zieren wird. «Frauen, vergesst den Bikini!», schreibt die Online-Plattform Sodahead – «Der Bademodetrend heisst: Monokini.» Gewährsfrauen dafür sind unter anderen die Berühmtheiten Rihanna, Kim Kardashain, Sarah Hyland und Paris Hilton, die kürzlich auf Hawaii oder an Karibikdestinationen entsprechend bekleidet von Paparazzi abgelichtet worden sind.
Im Rahmen dieses Trendphänomens erweist sich insbesondere Sängerin Rihan na als leidenschaftliche Anhängerin, als Mentorin gewissermassen, des eleganten Bade kleides. Von einem Yachtausflug nach Hawaii twitterte sie selbstgeschossene Bilder an ihre 12 Millionen Followers, die sie in einem silberfarbenen Monokini zeigen, von vorne wie von hinten. Kein Wunder, schaffte es der Monokini mit dieser Social-Media-Promotionsbombe im Nu in die Trendblogs des Netzes.
Formenvielfalt, unbestrittene ästhetische Qualität
Man mag von Celebrity-Trends halten, was man will – die ästhetische Qualität des Monokinis und seine Bedeutung in der Modegeschichte sind unbestritten. Und ein Liebling der Designer ist der Monokini, auch Cut-out-Badeanzug genannt, ohnehin: wegen seiner Formenvielfalt, die mal die Hüfte, mal den Bauch, mal den Rücken, mal das Décolleté der Frau ins Blickfeld rückt.
Natürlich hat der Monokini auch Feinde, Leute, die geistig zu wenig beweglich sind, um seine Designvarianz schätzen zu können. Oder Leute, die ihm vorwerfen, eine regelmässige Bräune zu verunmöglichen, so geschehen in der Stilsektion der «NZZ am Sonntag». Was soll man dazu sagen? Womöglich: Es lohnt sich nicht, mit Leuten zu diskutieren, die sich der Bräunung wegen an die Sonne legen.
Ein gescheiterter Sozialrevolutionär
Erfunden wurde der Monokini Mitte der 1960er-Jahre vom Österreicher Rudi Gernreich. 1963 prognostizierte Gernreich in einem Interview mit der Modezeitschrift «Woman’s Wear Daily» kühn, dass die Amerikanerinnen in den nächsten fünf Jahren im Zuge der allgemeinen gesellschaftlichen Liberalisierung auf ihr Bikinioberteil verzichten würden, dass sich bei den Frauen der Oben-ohne-Trend durchsetzen würde.
1964 präsentierte Gernreich zum ersten Mal einen Monokini, das Textil zu seiner Theorie; einen Ur-Monokini, der den Blick auf den Busen der Trägerin freigab. Die Kreation war bloss als PR-Gag gedacht, doch über Nacht erhielt Gernreich 1000 Bestellungen und gab den Monokini zur Produktion frei.
Als Topless-Stück konnte sich der Monokini nicht etablieren, ausser – wir sehen ihn vor unserem geistigen Auge – beim Komiker Sacha Baron Cohen. Die massentaugliche, moderne Variante entstand in den Siebzigern. Sie bedeckt die Brüste der Frau und ironischerweise verhüllt der Monokini in seiner heutigen Form mit Oberteil mehr als die meisten Bikinis. Aber gerade deshalb wird der gescheiterte und zurückgebundene Sozialrevolutionär von vielen Frauen geschätzt: weil er im Gegensatz zum Bikini das eine oder andere Problemzönchen diskret versteckt.
Clack
Mehr Artikel finden Sie unter www.clack.ch