Avantgarde-Künstler wie August Macke und Franz Marc waren bereits vor hundert Jahren vernetzt und reisefreudig. Ihre Kontakte inspirierten sie zu Meisterwerken, die bis im Juni 2019 in Paris zu sehen sind.
Ausstellungen über den «Blauen Reiter» sind im deutschen Sprachraum populär. In Frankreich ist die Künstlerbewegung, die 1911 in Murnau entstand, dagegen noch weniger bekannt. Das will die Ausstellung «Franz Marc, August Macke» ändern, die bis zum 17. Juni 2019 in Paris stattfindet. Ihr Besuch lohnt sich auch für jene, die den «Blauen Reiter» schon kennen. Denn gezeigt werden auch Werke, die Marc und Macke nach der Auflösung der kurzlebigen Gruppe im Dialog mit anderen Künstlern schufen. Im Fokus der Ausstellung steht die Freundschaft zwischen den beiden, die 1910 anlässlich einer Ausstellung in München begann. Macke lebte in Bonn, Marc in München, doch beide suchten nach neuen künstlerischen Wegen, interessierten sich für französische Malerei und «primitive» Kunst. Sie tauschten sich fortan in Briefen aus und besuchten sich oft.
1911 lernte Marc Wassily Kandinsky und Gabriele Münter kennen, die den Kunstbegriff ebenfalls erweitern wollten. Diese Vorstellungen setzten sie im Sammelband «Der Blaue Reiter» und in zwei Ausstellungen um. Macke beteiligte sich aus Bonn. Er distanzierte sich jedoch bald von der Bewegung; Kandinskys Rede vom Geistigen in der Kunst war ihm suspekt. Vielversprechender erschienen Macke andere Avantgarde-Bewegungen: Kubismus und Orphismus in Frankreich, Futurismus in Italien. Gemeinsam mit Marc besuchte er 1912 Robert Delauney in Paris. Der Kontakt inspirierte beide Künstler, wie die Ausstellung zeigt. So zersplitterte Marc die Formen im Gemälde «Stallungen» wie Delauney in leuchtende, wirbelnde Farbflächen. Auch Macke baute seine Bilder nun kaleidoskopartig aus bunten Farbfeldern auf; davor setzte er stilisierte Figuren, wie in «Hutladen».
Im Herbst 1913 zog Macke nach Hilterfingen am Thunersee, wo er mit Paul Klee und Louis Moilliet neue Freunde fand. Gemeinsam unternahmen sie 1914 eine Reise nach Tunesien. Wie diese Reise Mackes Werk beeinflusste, ist in Paris ebenfalls zu sehen. Kurz danach zerriss der Ausbruch des Ersten Weltkriegs das Netz der europäischen Avantgarde. Macke starb 1914 im Krieg, Marc 1916.
Text Regula Weyermann
Bild Franz Marc (1880-1916). «Stallungen». 1913. / Guggenheim Museum, New York
Die Ausstellung:
«Franz Marc, August Macke»: Paris, Musée de l’Orangerie, bis 17.Juni 2019. musee-orangerie.fr