An der französischen Mittelmeerküste nahe Toulon liegt die wildromantische Halbinsel Giens mit den beiden vorgelagerten Inseln Porquerolles und Port Cros. Ein Naturparadies für Familien.
Nach einer gemütlichen Velotour vorbei an blühenden Wiesen, Eukalyptusbäumen und Rebstöcken öffnet sich der Pinienwald und der Blick wird frei – auf ein Stück türkisblaues Meer. Kitschiger als auf jeder Postkarte liegt linker Hand ein Fischrestaurant, darunter der Naturstrand, der selbst in der Hauptsaison nicht voll erscheint. Vereinzelt liegen die Badegäste im Schatten der Bäume, Kinder bauen aus Strandgut Hütten oder jagen die Möwen, in einiger Entfernung schaukeln in der Bucht Segelboote und Motoryachten sanft vor sich hin. Wer es bis hierhin geschafft hat, will nur noch eins: so lange wie möglich bleiben. Die Plage d’Argent ist sicherlich einer der schönsten Plätze auf der Insel Porquerolles.
Allein auf sandigen Wegen
Die Überfahrt vom Hafen «La Tour Fondue», einer alten Festung auf der Halbinsel Giens, bis nach Porquerolles dauert zwanzig Minuten. Die Insel selbst ist nur siebeneinhalb Kilometer lang und circa drei Kilometer breit. Auf der Südseite faszinieren schroffe Steilküsten und einsame Wanderwege, auf der Nordseite die wunderbaren Strände. Wenn die Fähre die Tagestouristen ausspuckt, scheint die kleine Hafenstadt übervölkert. Doch mit einem Miet-Velo entkommt man schnell der Masse und findet sich alleine auf kleinen, teils sandigen Wegen, die leicht ansteigend bis zur Südspitze führen. Dort, auf der Aussichtsplattform des alten Leuchtturms am Cap d’Arme, hat man einen sensationellen Blick auf die blühenden Steilhänge und die tosende Gischt tief unten.
Die Île de Porquerolles gehört erst seit 1971 zu Frankreich. Damals überzeugte Madame Pompidou ihren Mann, den französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou, die Insel im Namen des Staates zu kaufen und zum Nationalpark zu erklären. Ein Glück für die Insel und deren Besucher, denn so konnte sie sich trotz der zahlreichen Touristen ihren ursprünglichen Charme bewahren.
Kiten für Anfänger
Die meisten Feriengäste aus der Schweiz kennen jeden Winkel der Côte d’Azur samt Hinterland, doch bis zu diesem Küstenabschnitt am Südende kurz vor Toulon reisen nur wenige. Dabei sind nicht nur die Inseln Porquerolles und Port Cros Highlights, auch die kilometerlangen Sandstrände der Halbinsel Giens selbst sind (noch) ein Geheimtipp. Nur Windsurfer, KiteSurfer und Sportsegler haben die Gegend schon länger für sich entdeckt, denn auf den Mistral ist Verlass. Dazu kommt, dass in der relativ geschützten Bucht auch Anfänger ihre ersten KiteVersuche starten können, denn es geht flach ins Meer hinein. Taucher wiederum schätzen, dass es neben vielen einheimischen Fischarten auch zahlreiche Wracks zu bestaunen gibt. Naturliebhaber kommen immer wieder, um an der Lagune, einer der letzten intakten Salinen der Gegend, Flamingos und andere Vogelarten zu beobachten.
Mit Kindern erholen
Mit gleich zwei Clubs bietet der französische Anbieter Belambra die Möglichkeit, in dieser malerischen Kulisse bezahlbare Ferien zu verbringen. Einzigartig ist die Lage des Clubs «Les Criques» an der Spitze der Halbinsel Giens inmitten von Pinienwäldern. Von hier aus hat man nicht nur von der LoungeTerrasse, sondern auch von vielen Zimmern und Apartments aus freien Blick aufs Mittelmeer und die gegenüberliegende Insel Porquerolles. «Les Criques» verfügt allerdings nur über einen kleinen Sandstrand, dafür bieten sich glattgespülte Felsen zum Sonnenbaden an. Die naturbelassene Mittelmeerlandschaft samt dem dazugehörigen ohrenbetäubenden Zirpen der Zikaden übt einen ganz besonderen Charme aus. Der erst im April dieses Jahres neu eröffnete «Riviera Beach Club» von Belambra liegt dagegen am feinen Sandstrand von Giens und ist besonders für Familien mit Kindern ideal. Für stressgeplagte Eltern sei erwähnt, dass die Kinderbetreuung in den Clubs ein abwechslungsreiches Programm bis in den Abend hinein bietet und so den Erwachsenen die Möglichkeit eröffnet, auch einmal ohne die lieben Kleinen am Strand zu relaxen, Sport zu treiben und auf der Terrasse in Ruhe zu dinieren. Belambra ist mit insgesamt 58 Ferienclubs der grösste Anbieter dieser Art in Frankreich und stellt sich zunehmend auch auf deutschsprachiges Publikum ein. Der «Riviera Beach Club» erstreckt sich über eine acht Hektar grosse Parkanlage, alle 148 Bungalows sind frisch renoviert und je nach Grösse auch mit einer kleinen Küchenzeile ausgestattet. Das Innere des Clubgeländes ist autofrei, der Zugang zum Strand und zu den Pools mit einem Code gesichert, sodass sich Kinder gefahrlos überall bewegen können.
Romantischer Spaziergang
Eine schöne Abwechslung zu Strand, Meer und Sport ist ein Ausflug nach Hyères, der südlichsten Stadt der Provence am Ansatz der Halbinsel von Giens. Am besten erkundet man die gut erhaltene mittelalterliche Altstadt in den frühen Abendstunden, wenn die Häuser in den warmen Erdfarben der Provence leuchten. Nach einem (Shopping)Bummel durch die schmalen Gässchen und einem Apéro auf der Place Massillon vor dem Turm der Tempelritter lohnt es sich, bis zum Château SaintBernard hochzusteigen. Der dazugehörige Park mit seiner Pflanzenvielfalt und seinen versteckten schattigen Plätzchen ist romantisch und wunderschön, vom Castel Sainte Claire hat man einen fantastischen Blick auf die Dächer der Altstadt mit dem Stift Saint Paul und auf die gesamte Halbinsel. Das Hinterland von Hyères ist zudem bekannt für seine vielfach ausgezeichneten Rot, Rosé und Weissweine mit AOCQualität. Bei fast allen Winzern kann man unangemeldet einkehren und verkosten. Es ist schwer, sich der besonderen Faszination dieser «wilden Seite» der Côte d’Azur zu entziehen und schon beim ersten Besuch versteht man schnell, warum für die meisten Feriengäste der «Coup de foudre» zu einer langen Liebesbeziehung geworden ist.
Von Alexandra Karle