Jeden Tag ein neues Ziel entdecken, in der eigenen Kabine die Landschaft geniessen und sich an Bord verwöhnen lassen – das Erlebnis Kreuzfahrt gibt es neu auch in der Schweiz. Das «Boutique Boatel» Attila begrüsst im Juni 2021 die ersten Gäste.
Morgens vor dem Frühstück einen Sprung ins kühle Nass, tagsüber Ausflüge in die Region, am Abend ein Glas Wein in der eigenen Kabine und später ein Abendessen in einem Restaurant an Land: Die Schweiz ist um eine Reiseform reicher. Eine, für die man bisher ans Meer fahren musste. Die Reederei Vully aus Sugiez nimmt mit der Attila das erste Kreuzfahrtschiff der Schweiz in Betrieb.
Auf bis zu sechstägigen Reisen im Drei-Seen-Land führt das «Boutique Boatel» seine Gäste jeden Tag zu neuen Ufern, organisiert schöne Touren und verwöhnt an Bord kulinarisch – inklusive dem befreienden Gefühl, auf dem Wasser unterwegs zu sein, Wind und Sonne zu spüren und die Region von einer neuen Perspektive aus kennenzulernen.
Eine Alternative zu einer Kreuzfahrt im Mittelmeer also? «Das war nicht unsere erste Intention», sagt Beat Kläy und lacht. Kläy ist der Geschäftsführer von Attila Boatel und seit Beginn am Projekt beteiligt. «Die Idee entstand spontan bei einem Glas Wein», erzählt er. Doch die Begeisterung war sofort gross – im Kernteam und danach bei vielen Partnern. Noch wird der Innenausbau des Schiffes mit neun Kabinen fertiggestellt, im Juni ist es so weit: Attila wird die ersten Gäste empfangen und sie über den Murten-, Neuenburger- und Bielersee führen. «Unsere Vorfreude ist riesig. Es ist ein einzigartiges Projekt in der Schweiz», sagt Kläy. Im Zentrum stehen die Schönheit der Region, Nachhaltigkeit und eine etwas neue Art zu reisen. Entschleunigt, regional, umweltbewusst und entspannt.
Slow Travel und Nachhaltigkeit
Mit Platz für 18 Passagiere ist die Atmosphäre an Bord familiär. Alle neun Kabinen sind 14 Quadratmeter gross und verfügen über ein Bad mit Dusche, eine Sitzecke und einen kleinen Aussenbereich. Zudem gibt es an Bord eine Bar und eine Captain’s Lounge mit Aussichtsterrasse, in der morgens das Frühstück und später Snacks und Apéro serviert werden. Die Abendessen werden bei Partnerrestaurants an Land organisiert.
Die Attila, ursprünglich ein Transportschiff für Arbeitsgeräte in Deutschland, kam für die Expo 2002 in die Schweiz und war als Eventschiff im Einsatz, bis es die Reederei Vully erworben und zu einem Passagierschiff umgebaut hat. Heute fährt das Schiff mit einem Hybridmotor, nutzt Ökostrom und versorgt sich dank Solarpanels auch selbst mit Strom. «Regionalität und Nachhaltigkeit sind uns ein grosses Anliegen», sagt Kläy.
Ein besonderes Highlight für alle, die Wasser lieben, ist sicher die Badeplattform für den direkten Sprung in den See. Und da Entspannung und Genuss an Bord grossgeschrieben wird, gibt es genügend Liegestühle und Schattenplätze. Gäste, die Bewegung suchen, können an Bord ein Stand-up-Paddle oder ein Elektro-Velo ausleihen.
Städte, Schlösser, Naturschutzgebiete
Cornelia Gemperle, Geschäftsführerin von Kuoni Cruises, dem Spezialisten für Schiffsreisen auf allen Weltmeeren, ist begeistert. Sie hat Attila ins Programm von Kuoni Cruises aufgenommen. «Das Schiff ist ein Novum in der Schweiz und die Region Drei-Seen-Land bietet äusserst viel Abwechslung.» Attila ist auf der sechstägigen Reise auf dem Murten-, Neuenburger- und Bielersee unterwegs. Die gleichnamigen Städte locken mit City-Feeling, Kultur, Cafés, Flaniermeilen und Shopping. Mit organisierten Ausflügen oder individuell sind auch Trips nach Avenches und Gruyères oder ein Abstecher in den Jura möglich. Tagsüber bleibt genügend Zeit für Velotouren, Wanderungen oder den Besuch von Museen und Parkanlagen.
Jeder See hat seinen eigenen Charakter, an den Ufern liegen hübsche Dörfer, Weinberge und Naturschutzgebiete. Die St.Petersinsel im Bielersee beispielsweise zählt zu den schönsten Fleckchen der Schweiz. «Nicht zu vergessen die Wasserstrassen», ergänzt Gemperle. «Auf dem Neuenburgersee fühlt man sich ein bisschen wie auf dem Meer, die Reise auf dem Murtensee erinnert an eine Flussschifffahrt mit bester Sicht aufs Ufer. Verbunden sind die Seen mit hübschen Kanälen, über die teilweise kleine Brücken führen.» Für Cornelia Gemperle ist klar: «Eine Reise auf der Attila ist eine gute Alternative für alle, die zurzeit nicht aufs Meer können.»
Text: Stefanie Schnelli