Einmal im Leben gemeinsam mit wilden Delfinen schwimmen und in die Welt der faszinierenden Säugetiere eintauchen: Dieser Traum geht vor der Westküste Australiens in Erfüllung.
Sie begeistern mit ihrer spielerischen Eleganz und Neugier, mit der sie sich gekonnt durchs Wasser bewegen, aus den Wellen springend Kapriolen vollführen und dabei mit ihrem scheinbar freundlichen Antlitz immerzu lächeln. Die Grossen Tümmler aus der Familie der Delfine erfreuen sich bei Gross und Klein nicht erst seit der TV-Serie Flipper grosser Beliebtheit. Die Meeressäuger gelten weltweit als Inbegriff des intelligenten Tieres, dessen Verspieltheit und Kommunikationsfähigkeit den Menschen seit jeher dazu verleitet, ihm nahe sein zu wollen. Vor diesem Hintergrund ist das Schwimmen mit Delfinen in den Weltmeeren über die Jahre eine beliebte Ferienattraktion geworden, die nicht immer zum Wohle des Tieres veranstaltet wird. So prangt etwa die international aktive Gesellschaft zur Rettung der Delfine an, dass viele Veranstalter das touristische Schwimmen mit Delfinen ohne Rücksicht auf die Meeressäuger durchführen und damit deren Leben gefährden. Die Organisation Rockingham Wild Encounters beweist an der Westküste Australiens das Gegenteil. Sie bestätigt seit 1989 mit ihren geführten Touren, dass es für Menschen auch nachhaltige Begegnungen mit wilden Delfinen geben kann.
Geteilte Freude ist doppelte Freude
Rockingham Wild Encounters wurde 1989 vom damals 23-jährigen Terry Howson gegründet. Der junge Australier war schon immer von den Delfinfamilien fasziniert, die in der malerischen Shoalwater Bay vor seiner Haustür ihren natürlichen Lebensraum hatten. Nur eine Dreiviertelstunde Fahrzeit südlich der quirligen Westküstenmetropole Perth mit ihren herrlichen Badestränden wie Trigg oder Scarborough Beach gelegen, bietet die seichte Bucht von Shoalwater mit der ihr vorgelagerten Penguin Island einen sicheren Hafen für die verspielten Tümmler. Über Monate beobachtete Terry Howson in der Bucht die Delfine und lernte so ihre Lebensweise kennen. Aber auch das Vogelparadies auf der vorgelagerten Insel mit ihrer eigenen Pinguinkolonie und den sanft abfallenden Sandbuchten, die zum Schnorcheln und Plantschen einladen, trugen ihren Teil dazu bei, dass Howson einen Entschluss fasste: seine atemberaubenden Beobachtungen der wilden Tiere wollte er künftig mit anderen Menschen teilen. Über Mund-zu-Mund-Propaganda wurden seine organisierten Bootsausflüge zu Penguin Island und in die Shoalwater Bay immer beliebter und sind es bis heute geblieben. Zahlreiche Auszeichnungen – darunter der Australische Tourismuspreis für Ökotourismus – zeugen von der Naturverträglichkeit des Angebots, das sich bei Touristen und Einheimischen gleichermassen grosser Beliebtheit erfreut.
Tatzelwurm im Wasser
Sechs Stunden dauert das Abenteuer, welches in den frühen Morgenstunden am Bootsanleger von Rockingham Wild Encounters beginnt. Im Preis von umgerechnet rund 170 Schweizer Franken inbegriffen sind der Bustransfer von Perth nach Rockingham, die Bootsfahrt, die Verpflegung sowie die Benutzung von Tauchanzug, Schnorchel und Taucherbrille – und natürlich wenn immer möglich die Begegnung mit den Delfinen. Letzteres können Terry Howson und sein junges Helferteam zwar nicht garantieren, weil sie die Tiere weder anfüttern noch sonst irgendwie anlocken. Doch sollte die bezahlte Fahrt nicht mit einer Delfinbegegnung enden, darf man als Gast jederzeit eine weitere Ausfahrt an einem anderen Tag mitmachen, bis sich die Delfine gnädig zeigen und auftauchen.
Wir haben Glück, denn bereits bei unserer ersten Ausfahrt wird der Traum wahr. Kaum sind wir eine halbe Stunde auf dem Wasser und im Schritttempo durch die Bucht geschippert, verkündet der Captain vom Oberdeck der speziell fürs Delfin-Schwimmen gebauten Apollo 3 die Sichtung von Delfinflossen. Während das Boot beinahe lautlos in Richtung der Meeressäuger gleitet, zwängen wir uns in die Anzüge und setzen Brillen und Schnorchel auf. Die Gästeschar wird am Ende des Bootes in Gruppen aufgeteilt, Treppen erleichtern den Einstieg ins glasklare Wasser. Die Spannung steigt, denn bereits erblicken wir die immer wieder auftauchenden Rückenflossen der Delfine ganze nahe vor uns. Auf Kommando des Captains gleiten wir jeweils zu fünft ins Wasser, halten uns wie ein Tatzelwurm gegenseitig an unseren Gurten fest, während an der Spitze ein Guide mit einem propellerbetriebenen Elektro-Torpedo dafür sorgt, dass wir nahe an die spielende Delfingruppe heranschwimmen können.
Akrobatischer Abschied
Was sich vor unseren Augen abspielt, kommt wahrhaft den kühnsten Träumen nahe. Eine Gruppe jüngerer Delfine spielt nur wenige Meter von uns entfernt miteinander. Immer wieder gleitet einer der Tümmler aus der Gruppe auf uns zu, legt sich eine Armlänge vor uns auf die Seite und beäugt uns mit seinen grossen, schwarzen Augen interessiert. Ein Augenblick, den man wohl sein Leben lang nicht mehr vergisst, auch wenn er sich im Laufe der Cruise noch einige Male wiederholt. Der unmittelbare Einblick in den Lebensraum und das verspielte Verhalten der Delfine lehrt Ehrfurcht. Die Glücksgefühle halten über die folgenden Stunden an, in denen wir immer wieder an verschiedenen Orten der Bucht neuen Delfingruppen begegnen und wieder zu ihnen ins Wasser steigen. Selbst in der Mittagspause, die wir auf dem Boot in der ruhigen Bucht hinter Pinguin Island verbringen, kommen wir nicht aus dem Staunen heraus. Immer wieder nähert sich ein Delfin unserem Boot und wirft einen Blick auf uns. Ob das eine Art Freundschaft ist? Uns scheint es jedenfalls so. Denn auf dem Heimweg in den Hafen lassen es sich die Delfine von Rockingham nicht nehmen, uns mit akrobatischen Sprüngen durch die Heckwellen des Bootes scheinbar auf Wiedersehen zu winken. Eine Geste, die wir gerne erwidern.
www.knecht-reisen.ch
www.dolphins.com.au
www.westernaustralia.com
Von Thomas Borowski, Bild: Rockingham Wild Encounters
BEACHLIFE UM PERTH
Perth bietet als Hauptstadt Westaustraliens viel entspanntes Cityfeeling. Für Sportler und Erholungssuchende drängen sich vor allem die kilometerlangen Strände vor der Küstenmetropole auf. Eine Besonderheit ist dabei die Scarborough Beach (scarboro.info). Bade- und Surfgäste kommen hier gleichermassen auf ihre Kosten. Unser Tipp: Wer nicht gerne im Sand liegt, hat an der hübschen Strandpromenade auch sauber gepflegte Liegewiesen zur Verfügung. Nördlich davon bietet die Trigg Beach beste Voraussetzungen für Wellenreiter. Die eigene Surfschule (triggisland.com) bringt auch Anfängern den australischen Nationalsport näher. Und wer sich kulinarisch verwöhnen lassen und dabei auch noch die Vorzüge eines Badestrandes geniessen will, wird an der Bathers Beach (bathersbeachhouse.com.au) in Fremantle glücklich. Der kleine Badestrand liegt vor dem beliebtesten Ausgeh-Viertel von Perth und hat mit dem Bathers Beach House gleich noch ein cooles Restaurant im Rücken.