Frühlingsgefühle sind Cabrioletgefühle. Jedenfalls bei Automobil enthusiasten. Ein besonders schöner Roadster ist der BMW Z4. Wir haben ihn getestet.
Roadster oder Coupé? Am liebsten beides! Dank des versenkbaren Aluminium-Hardtops ist der Z4 ein Auto für 365 Tage im Jahr. Aber bei strahlendem Sonnenschein, wenn sich das Dach in nur 19 Sekunden vollständig verstauen lässt, zeigt sich der Z4 erst von seiner schönsten Seite. Die lange Motorhaube, die kurzen Überhänge und die für einen Roadster typischen flachen Proportionen verleihen dem Wagen eine unverwechselbare Ästhetik. Der Z4 ist aber nicht nur elegant, cool und sexy – er hat auch innere Werte. Was bei BMW keine Überraschung ist. Ein kultivierter durchzugsstarker Motor zählt schliesslich zu den Kernkompetenzen der Ingenieure aus München. Der Z4 sDrive28i, der uns als Testfahrzeug diente, hat allerdings nicht – wie es die Bezeichnung suggerieren könnte – einen 2,8-Liter-Motor, sondern er ist mit einem Vier-Zylinder- TwinPower-Turbo-2,0-Liter-Aggregat ausgerüstet. Aber kann der Roadster damit auch BMW-Fans überzeugen, die auf sechs Zylinder schwören? Und erfüllen Sound und Drehmoment die Ansprüche eingefleischter BMW-Enthusiasten?
Kernig und satt ist er, der Ton. Und wenn man bereit ist, das Gaspedal durchzudrücken, ist durchaus Rock’n’Roll angesagt. Der Motor, so ist man geneigt zu glauben, will es so. Obwohl das Triebwerk nach Werksangaben bereits bei 1250 Umdrehungen pro Minute ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern bietet und entspanntes, schaltfaules Cruisen angesagt wäre, liegt dem Wagen eine Fahrweise in höheren Drehzahlen. Die Fahrleistungen sind denn auch exzellent. BMW berichtet von einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und einer Beschleunigung von 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Selbstverständlich haben wir diese Angaben nicht überprüft. Getestet haben wir aber die Strassenlage des Roadsters. Und diese ist sensationell. Auch in engen Kehren bewegt sich der Z4 wie auf Schienen. Das kraftvolle Herausbeschleunigen aus Kurven ist eine wahre Freude. Wie ein Go-Kart klebt der Schönling auf dem Boden, und auch die stilvoll verarbeiteten Ledersitze geben dank des guten Seitenhalts das Gefühl, in einem echten Sportwagen zu fahren.
Aufgrund des leistungsstarken Motors und der beeindruckenden Fahrleistungen würde man jedenfalls nie darauf schliessen, dass sich BMW seit Längerem auf eine Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet hat. Den Ingenieuren aus München ist es gelungen, seit 1995 die CO2-Emissionen ihrer europäischen Neuwagenflotte um etwa 30 Prozent zu senken. Doch wie bei BMW zu erwarten, bedeutet die Senkung von Verbrauch und Emissionen keine Beeinträchtigung der Fahrdynamik. Im Gegenteil.
Automobilenthusiasten nehmen von dieser Entwicklung gerne Kenntnis. Und werden sich wohl weiterhin ohne schlechtes Gewissen für einen Sechs-Zylinder-Motor entscheiden, Freunden und der eigenen Frau aber selbstverständlich den Vierzylinder empfehlen. Er ist schliesslich die vernünftigere Wahl. Auch wenn der Verbrauch des Testwagens sich nicht bei den Werksangaben von 6,8, sondern bei 9 Litern pro 100 Kilometer einpendelte. Aber Frauen fahren bekanntlich sparsamer als Männer.
Von Markus Weber