Wellness ist heute überall. Im Day Spa mitten in der Stadt. in unzähligen Hotels mit traumhaften Saunalandschaften. Aber im Hotel-&-Wellness-Refugium «Das Kranzbach» ist alles Entspannung. Mit blick auf Zugspitze, Karwendel und Wetterstein.
Wie war das wohl damals in den alten englischen Schlössern? Als der Adel noch unter sich weilte, sich gute Whiskeys gönnte und über Politik philosophierte, während das Kaminfeuer leise vor sich hin prasselte? Um solche Abende zu erleben, muss man nicht nach England reisen. Ein Ausflug in ein einsames Tal oberhalb des bayerischen Kurorts Garmisch-Partenkirchen reicht völlig. Dort steht das Hotel-&-Wellness-Refugium «Das Kranzbach».
Mary Isabel Portman, Tochter einer reichen englischen Aristokratenfamilie, war Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Weg nach Elmau, als sie das Plateau entdeckte, dessen Lage inmitten der Bayerischen Alpen so unvergleichlich idyllisch ist. 1913 kaufte sie das Grundstück und wohl noch im selben Jahr begann der Bau des burgartigen Country Houses mit seinen Treppengiebeln und dem unverputzten Bruchsteinmauerwerk.
Die professionelle Geigerin wollte in ihrem Schloss die besten Musiker Europas vereinen – doch der Erste Weltkrieg machte die kühnen Pläne zunichte. Mary Isabel Portman sah ihr Haus vermutlich nie mit eigenen Augen. In den 1990er-Jahren wurde es zum «Schlosshotel Kranzbach», seit 2007 gibt es «Das Kranzbach» als «spezialisiertes Wellness- und Wohlfühlhotel».
«Das Kranzbach» kommt dem Traum seiner Erbauerin wohl ziemlich nah. Na gut, den Orchestersaal gibt es nicht mehr. Dafür hat Ilse Crawford, Interior Designerin aus London, das «Mary Portman House» behutsam ins Heute geholt – ohne dabei auf alten, englischen Charme zu verzichten. So knistern in der Tat in allen vier Aufenthaltsräumen im Erdgeschoss Kaminfeuer. Die Ohrensessel sind mit Samt bezogen, die Materialien und Farben der Wände, Holzvertäfelungen, Möbel und Dekorationsgegenstände vereinen Tradition und Moderne bis ins Detail. Und mittendrin: eine feudale Bar, an der es selbstverständlich die besten Whiskeys gibt.
Doch «Das Kranzbach» kann auch anders sein. Schlicht, puristisch und still. Der Gartenflügel beherbergt neu gebaute, moderne Zimmer mit Balkon oder Terrasse. Der Blick ins Grüne ist inklusive, schliesslich ist da draussen nichts als Wald und Berge. Mehr Entspannung geht nicht. Ach doch, da wäre ja noch der Wellnessbereich im Badehaus. Das Wasser im Solebecken blubbert sanft, der Blick bleibt schon wieder an der Zugspitze hängen, die sich still und leise aus dem Dampf des warmen Wassers abzeichnet. Wenn es langsam dämmert, empfehlen sich finnische und Bio-Sauna: Die Sonne bringt das Karwendel noch einmal zum Leuchten, bevor «Das Kranzbach» in mystischer Dunkelheit versinkt. Nur die Zeit des Dornröschenschlafs, die ist für Mary Portmans englisches Prunkstück glücklicherweise vorbei.
von Angela Pietzsch
