Ab April 2017 fliegt die Swiss täglich mit einer Boeing 777-300ER direkt von Zürich nach San Francisco. Die neuen Stars der Flotte sind effizient, vor allem aber gefallen sie den Kunden.
Wer sich auf einem Business-Sitz in einer Boeing 777-300ER der Swiss für einen Langstrecken-Flug einrichtet, hat Luxusprobleme. Das Buch vorne, den Pulli auf der Seite, Laptop und Handy verstaut – sollen wirklich alle vielen Fächer genutzt werden? Sie sind eine Freude für Ordnungsliebende. Bei leicht zerstreuten Zeitgenossen wecken sie die leise Vorahnung, dass am Ziel etwas im Flugzeug bleibt – zu gut verstaut. Zum Glück bringt die Flight Attendant ein Glas Champagner.
Im Februar 2016 hat Swiss die erste Boeing 777-300ER (extended range) in die Flotte aufgenommen. Sieben Maschinen sind bereits im Einsatz, bis 2018 sollen alle zehn bestellten Flugzeuge bei Swiss gelandet sein. Der Flugzeugtyp an sich ist ganz und gar nicht neu – Triple Seven fliegen seit rund 20 Jahren um die Welt. Da ist die neue CSeries von Bombardier, die Swiss seit vergangenem Sommer als erste Airline überhaupt im Einsatz hat, eigentlich wesentlich aussergewöhnlicher. Doch der Boeing-Riesenvogel mit einer Spannweite von 64,8 Metern und einer Länge von fast 74 Metern zieht unbestritten Aufmerksamkeit auf sich. Er ist das grösste zweistrahlige Langstreckenflugzeug der Welt. Vom Sitz aus wandert der Blick denn auch immer wieder staunend nach draussen zu diesem riesigen Triebwerk.«52 Tonnen Schub pro Triebwerk, das ist eine unglaubliche Kraft! Die stärksten der zivilen Luftfahrt», schwärmt denn auch Pilot Hannu Ruprecht, der diesen Erstflug nach San Francisco leitet. Mit einer Reichweite von 10 700 Kilometern schafft die Triple Seven die Strecke in die Flower-Power-Stadt direkt in rund elf Stunden. Ab dem 22. April wird täglich eine Boeing 777-300ER von Zürich in Richtung San Francisco abheben. Sowie auch nach Bangkok, Hongkong, Singapur und L.A. Nach Chicago werden sechs der zwölf wöchentlichen Verbindungen im Sommer mit dem neuen Flotten-Star durchgeführt.
Hannu Ruprecht ist einer der Swiss-Piloten, der für die Triple-Seven-Flotte umgeschult wurde. «Das System ist anders als bei einem Airbus, und die Flugzeuge fühlen sich beim Fliegen anders an.» Ruprecht, der seit 25 Jahren von Militärjets, über MD11 zu verschiedenen Airbus-Generationen bis zur alten Tante Ju fast alles fliegt, was am Himmel zu sehen ist, mag seinen neuen Vogel. Die Maschine sei für ihre Grösse sehr dynamisch, reagiere schnell. «Auch die Wirtschaftlichkeit beeindruckt. Obwohl unsere 777 über 50 Prozent mehr Passagiere als eine A-340 transportiert, ist ihr Treibstoffverbrauch im Reiseflug nur unwesentlich höher.»
Harter Sitz, weicher Sitz
Swiss hat mit ihrer Version der 777-300ER das Angebot um ein schönes und eindrückliches Produkt erweitert. In der hellen, schlicht-eleganten Kabine mit viel Weiss und Holzelementen haben 340 Gäste Platz. Dank guter Anordnung der 62 Sitze in der Business Class gibt es zwölf Einzelsitze. Wahre kleine Inseln, die viel Privatsphäre bieten. Auf der gleichen Fläche sitzen in der Economy Class drei Passagiere. Darüber kann man sinnieren – oder sich mit den vielen Knöpfen am Sessel ablenken. Die Härte des Sitzkissens kann individuell eingestellt werden, ebenso wie die Höhe der Kreuzstütze. Wen der Rücken plagt, dem hilft vielleicht die Massagefunktion. Auch beim Suchen der angenehmsten Position zwischen dem aufrechten Sitz und dem flachen, über zwei Meter langen Bett lässt sich gut die Zeit vertreiben. Ist die Position perfekt, lockt das drahtlose W-Lan, das gegen Gebühr in allen drei Klassen verfügbar ist. Funktioniert gut. Ein Blick zu den Nachbarn zeigt aber, dass trotz Internet doch die meisten einen Film schauen, statt Mails zu checken. Ganz neu können bei Swiss zudem vor dem Flug in allen Klassen E-Journals auf die eigenen Geräte geladen werden.
Neuer Passagierrekord
Neben dem Komfort für die Gäste hat die Triple Seven einen weiteren Vorteil für Swiss: Sie ist effizient. Vor kurzem hat die Airline einen Passagierrekord kommuniziert: Rund 16,5 Millionen Menschen hat Swiss 2016 befördert. Mit gleich grosser Flotte wie 2015 wurden mehr Flüge durchgeführt und es standen mehr Sitze zur Verfügung. Die Wirtschaftlichkeit der Boeing 777 hat zum Gewinn von rund 429 Millionen beigetragen – trotz schwierigem Umfeld. Es ist, wie Ruprecht, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, sagt: «Fliegen ist immer ein Abenteuer.»
Von Stefanie Schnelli