Es gibt Stimmen, die Antalya aufgrund seiner Lage die schönste Stadt der Türkei nennen. (Bild: iStock)
Von A wie Antalya bis A wie Anamur: Die türkische Riviera bietet antike Stätten schmackhafte Mezeler und schöne Strände.
Ein milchiger Mond und Millionen Sterne glänzen über dem Restaurant mit Blick auf die Motorsegler im Hafen von Antalya. Die Luft riecht salzig, der Wind pustet letzte Wolkenfetzen weg. Auf voll beladenen Servierwagen werden Mezeler angerollt. Mezeler, die verführerischen Vorspeisen, die kleinen Sünden wie in Kräuter gebetteter Oktopussalat, zarte Fischfilets, Lammfleischstückchen, Teigtaschen – alles mit viel Knoblauch angereichert. Dass Antalya eine lebhafte Grossstadt mit gut zwei Millionen Einwohnern ist, spürt man am Hafen nicht. An der Promenade reihen sich Restaurants, Cafés, Kneipen aneinander, Boote schaukeln im Wasser und unter rot blühendem Hibiskus, unter Oleanderbäumchen oder bunten Sonnenschirmen herrscht lässig-lockere Ferienatmosphäre.
Kemal Atatürk, der die moderne Türkei schuf, bezeichnete Antalya in den 1930er-Jahren als «die schönste Stadt der Welt». Der Rundblick von der Terrasse des Restaurants Magic Mount 670 Meter über Meer vermittelt zumindest den Eindruck, dass Antalya die schönste Stadt der Türkei ist: Die weite Meeresbucht berührt am westlichen Ende den mächtigen Taurus. Das Faltengebirge erhebt sich unmittelbar aus dem Meer – steil und bizarr. Im Frühjahr glänzt auf den Gipfeln noch Schnee. Attaliden, Römer, Byzantiner, Seleukiden und Osmanen hatten sich hier einen schönen Platz zum Siedeln ausgesucht. Überall an der türkischen Südküste liegt ihre Vergangenheit begraben. Mitten im Verkehr der Millionenstadt steht sogar ein Triumphbogen, durch den der römische Kaiser Hadrian geschritten sein soll. Ägyptens schöne Königin Kleopatra verbrachte ihre Flitterwochen mit dem Römer Antonius an dieser von der Natur verwöhnten Küste. Und wenn Antalya das türkische Nizza ist, dann riecht Pamphylien wie die Provence: nach wildem Oregano und duftendem Thymian.
Archäologen am Werk
Frühmorgens in Aspendos: Man muss die Fantasie nicht besonders strapazieren, um sich vorzustellen, wie die antiken Schauspieler unter dem lavendelfarbenen Sternenhimmel das ewige Spiel von Liebe, Macht und Tod zelebrierten. Die Säulen, Gewölbereste und das römische Theater entfachen ihre ganze Anziehungskraft. Eine solche besitzt auch das Hamam. In der Antike gehörte der Gang ins Badehaus zum Tagesablauf eines jeden römischen Bürgers.
Auch in Perge, der am besten erhaltenen Stadt des antiken Pamphylien, in der die Arbeit der Archäologen voll im Gange ist: Bis jetzt ist nur ein Fünfzigstel der einstigen 20 000-Einwohner-Stadt ausgegraben. Auf einer Landzunge, die ins Mittelmeer hinausragt, kuscheln sich die alten Häuser von Side aneinander. Eine Goldgrube für Einheimische wie Gäste, denn hier kommt vieles beträchtlich billiger als zu Hause – vor allem der Goldschmuck in den rund 70 Juweliergeschäften. Liman Caddesi heisst die Strasse zum immerwährenden Schlussverkauf. Doch Side ist nicht 30, sondern 3000 Jahre alt und kann nicht nur mit dem Bazar, sondern auch mit antiker Erbschaft aufwarten: der Agora und der Stadtmauer, Nymphäum und Thermen, Tempel und Theater.
Ganz anders Belek, das junge Retortengebiet: Der Sandstrand ist lang, die Golfplätze sind gepflegt, Rosen, Bougainvilleen, Zitrus-, Bananen- und Baumwollplantagen säumen die Küstenstrasse der vor Fruchtbarkeit strotzenden Gegend.
Ort zum Träumen
Unaussprechlich ist der Name des Flusses, auf dem Rafting-Touren Magnetwirkung haben: Köprüpazarçayı heisst das glasklare, 15 Grad kalte Gewässer mit Trinkwasserqualität. Schlauchbootfahrer paddeln flussabwärts durch eine der schönsten Landschaften der Türkei. Risiko und Schwierigkeitsgrad sind gering, der Erlebniswert ist hoch.
In Alanya trifft man wieder auf ein von Menschenhand geschaffenes Feriendorado: In der 2000 Jahre alten Stadt, einem einstigen Seeräubernest, gibt es heisse Nächte, kühle Drinks, genüssliche Badeferien und wilde Partysause. Die Strände reichen nah ans quirlige Zentrum, wo Bazar und Tauchschulen, Discos und Fischeridylle beieinanderliegen. Erst hinter Alanya wird es einsam. Bananenplantagen zwängen sich zwischen Berge und Küste. Da und dort verschleierte Frauen, Hirtenjungen mit Schafherden, Karren voller Tomatenkisten. Kurvig windet sich die Strasse in die Höhe. Tief unten menschenleere Sandstrände.
Und ein Ort zum Träumen: die Burg von Anamur. Stolz und trutzig steht sie da, die Festung aus dem dritten Jahrhundert. Einst von den Römern erbaut, tausend Jahre später vom islamischen Nomadenstamm der Karamanen erobert, gehört sie zum südlichsten Punkt Anatoliens: Sie thront auf dem Kap Anamur. Anamur ist der Endpunkt der Türkischen Riviera. Aus einer Kneipe klingt Musik. Eine Bauchtänzerin wirbelt zwischen den Tischen. Der Mond, die Sterne und Männeraugen glänzen. Der Ober lässt Mezeler auffahren, serviert einen kühlen Weissen und die Luft riecht wieder so herrlich salzig.
Text: Jochen Müssig
Gut zu wissen
Anreise: Edelweiss fliegt das ganze Jahr über mehrmals wöchentlich nonstop von Zürich nach Antalya. Über den Sommer (Juni bis Oktober) fliegt die Airline auch Bodrum und Dalaman in der Türkei an. flyedelweiss.com
Hotels: Nicht weit zum Hafen, noch näher zum Meer: das 4-Sterne-Ramada Plaza in Antalya. ramadaplazaantalya.com
Das Kempinski The Dome in Belek ist eine Perle direkt am Meer. kempinski.com/de/belek
Ein charmantes Hotel an Top-Lage ist das Alaaddin Beach Hotel. alaaddinbeach.com
Reisetipps und Infos: goturkiye.com