Die Region Punta Cana im Osten der Dominikanischen Republik ist mit ihren Traumstränden der Inbegriff einer karibischen Schönheit.
Es ist kurz nach fünf Uhr in der Früh. Der Himmel über Punta Cana hat ein zartes Morgenrouge aufgelegt. In der Luft liegt noch die Stille und leichte Kühle der Nacht. Ein Windhauch streichelt über die Haut. Zwischen den Zehen knirscht der Sand. Er ist so weich und weiss wie Mehl. Ein paar Hotelangestellte kehren fein säuberlich den Strand, heben angeschwemmtes Material auf, bereiten alles vor. Sie sind unter sich, Gäste sind keine zu sehen. Die Liegestühle und Sonnenschirme sind noch nicht einmal aufgereiht. Nur ein einsamer Jogger beim Morgentraining trabt heran. Es ist, als wäre Punta Cana noch jungfräulich.
Die touristische Karriere der Dominikanischen Republik begann Ende der 1960er Jahre an der Nordküste, in Puerto Plata. Ein schöner Ort, preisgünstig und exotisch. Die Europäer waren schnell begeistert, auch weil das Portemonnaie hier spürbar geschont wurde im Vergleich zu anderen Karibik-Destinationen. Punta Cana, im äussersten Westen der Insel Hispaniola, die sich die Dominikanische Republik mit Haiti teilt, träumte da noch vor sich hin. Es gab keine Hotels, keine Restaurants, keine Bars. Damals war es in Punta Cana noch zu jeder Tages- und Nachtzeit so ruhig und verschlafen wie heute kurz nach fünf Uhr morgens.
Hotelresorts direkt am Strand
Das mit den Bars stimmt allerdings nicht ganz. An der Playa de Arena Gorda, nordwestlich von Punta Cana, hatte die alte Signora Cruz Lopez eine Strandhütte und verkaufte Bier, Rum und Rumpunsch – für die Einheimischen. «Als dann die grossen Hotels kamen, die modernen Bars und als die weissen Frauen immer weniger Kleidung trugen, da war es Zeit für mich zu gehen», sagt die inzwischen 86-Jährige. Heute gibt es tatsächlich auch an den Spätzünder-Stränden von Punta Cana kaum noch ein Schlupfloch, um ans Meer zu gelangen, wenn man kein Hotelgast ist. Und für eine windschiefe Holzbude mit Tresen und einer sympathischen Grossmutter dahinter blieb kein Platz. Auch wenn der Rumpunsch von Signora Cruz Lopez der beste der Gegend gewesen sein soll.
Höchste Palmendichte der Karibik
Für die einen ist ein Strand bloss Sand am Meer. Man badet und sonnt sich. Fertig. Für andere sind Strände eine Art Weltanschauung. Wobei die Beschaffenheit und die Farbe des Sandes so wichtig sind wie bei Miss-Wahlen die Masse. Auch Strandlänge, Meeresfarbe, Kulisse und Sauberkeit sind relevant für die höchste Kategorie: den Traumstrand. Punta Canas Strände können sich getrost mit diesem Top-Siegel schmücken. Ob Playa de Arena Gorda, Platzhirsch Bávaro oder Juanillo Beach: Das sind Strände, wie man sie sonst nur von Postkarten kennt. Die Region Punta Cana reicht von Uvero Alto im Norden bis Cap Cana im Süden, insgesamt 48 Kilometer Strand wie aus dem Bilderbuch. Palmen wiegen im Wind, davor breiten sich ein gleissend weisser Sandteppich und das weite Meer aus, von kristalldurchsichtig über hellblau und grell türkis bis zu tiefem Tintenblau in der Farbe. Man sagt zudem: Punta Cana habe zusammen mit der Halbinsel Samana – zwischen Puerto Plata und Punta Cana gelegen – die höchste Palmendichte der Karibik. Zumal die Cana-Palmen namensgebend für den östlichsten Teil der Dominikanischen Republik sind.
Kurz vor Mittag. Der Himmel ist diesig-blau. Eine schwüle Hitze hat sich über den Strand gelegt. Lufttemperatur: 30 Grad. Das Wasser: 28 Grad. Die Feriengäste haben ihre Liegestühle besetzt, schwitzen, genehmigen sich ein Bier, schlürfen an Kokosnüssen oder an einem Rumpunsch oder an beidem – und sind sichtbar glücklich, sogar mit Sonnenbrand. Am Wassersportcenter wird alles Mögliche angeboten. Handtücher liegen verknüllt im Sand, ein paar Kinderschäufelchen, Bälle, anderes Spielzeug und auch das eine oder andere Buch. Eines liegt aufgeschlagen am Boden. Eine Seite bewegt sich sanft im Wind. Da ist jemand eingeschlafen. Vielleicht sogar bei einem guten Krimi. Die Atmosphäre ist herrlich entspannt. Ferien, wie man sich das vorstellt.
Wie eine Fata Morgana
Punta Cana ist ein perfektes Ziel für alle, die dem Strand frönen, es schätzen, ihre Ausgaben mit sieben oder 14 Tagen in All-inclusive-Hotels genau kalkulieren zu können und trotzdem auf hohem Niveau nächtigen und speisen möchten. Es lohnt sich aber, mehr als nur das eigene Resort zu entdecken. Die zur Region Punta Cana gehörende Isla Saona zum Beispiel. Dort wurden die Bacardi-Werbefilme gedreht. Die Insel ist Teil des Nationalparks Cotubanamá. Besucher können den Finger nicht mehr vom Auslöser ihrer Kameras nehmen angesichts dieser riesigen Sandbank, die von knietiefem Wasser umgeben ist. Eine Insel, die wie eine Fata Morgana anmutet.
Im Hinterland der Dominikanischen Republik gibt es dichten Regenwald, über den man per Zip-Line rauschen kann – eine Art Seilrutsche, auf der man abenteuerlich von einer Plattform auf eine tiefer gelegene gleitet. Braucht ein bisschen Mut, macht aber Spass. Auch der Pico Duarte lohnt sich für einen Ausflug. Der Berg ist mehr als 3000 Meter hoch, doch er lässt sich gut erklimmen, auch von Hobbywanderern. Nicht auslassen sollte man auch die Drei-Millionen-Hauptstadt: Ein Bummel durch die Altstadtgassen von Santo Domingo, das zum Weltkulturerbe der Unesco erhoben wurde, ist ein Muss. Viele der Gebäude stammen aus dem 16. Jahrhundert, die Kathedrale war die erste der Neuen Welt. Santo Domingo gehört zu den ältesten Städten der Karibik und zu den schönsten lateinamerikanischen Städten überhaupt, auch wenn Signora Cruz Lopez sagt: «Ich war noch nie in Santo Domingo. Was soll ich dort?»
Auf die Liste der Unesco haben es übrigens auch der Merengue und ganz neu die Bachata-Musik und der Bachata-Tanz aus der Dominikanischen Republik geschafft. Sie zählen zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco. Kurz vor sechs Uhr abends geht die Sonne unter, und als wäre das ein Schulhofklingeln, leert sich der Strand in Windeseile. Die Liegestühle stehen kreuz und quer, im Wassersportcenter wird alles verstaut. Die Mütter haben Mühe, ihren Kleinen klarzumachen, dass für heute Schluss ist. Aber schliesslich wird das Buffet im Hotel um 18.30 Uhr eröffnet.
Text: Jochen Müssig
Gut zu wissen
Anreise: Edelweiss fliegt das ganze Jahr über nach Punta Cana und im Winter zusätzlich auch nach Puerto Plata. flyedelweiss.com
Beliebte Strände: Der Playa Blanca gehört zum Punta Cana Resort & Club und ist öffentlich zugänglich. Der öffentliche Strand von Macao wurde von der Unesco zu einem der besten Strände der Welt erklärt. Der Playa de Juanillo in Cap Cana gilt als einer der schönsten der Karibik, der Bávaro Beach in Punta Cana belegte im Jahr 2018 bei den Travelers’ Choice von Tripadvisor den Platz neun unter den 25 Top-Stränden der Welt.
Mehr als Strand: Punta Cana hat zehn Golfanlagen direkt an der Küste. Zudem ist die Region für die besten Spas des Landes bekannt. Im Scape Park am Cap Cana kann man Höhlen besichtigen, Bootsausflüge buchen und in einer wunderbar blauen Grotte baden.