Dubai hat das höchste Gebäude der Welt, die grössten Shoppingmalls und die verrücktesten Vergnügungsparks. Doch die Metropole entwickelt sich auch im Kunst- und Designbereich zu einem Hotspot.
Dubai steht vor der Enthüllung eines neuen Wahrzeichens. Dieses Mal ist es ein immenser goldener Bilderrahmen, der die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Mit einer Höhe von 150 Metern rahmt er sozusagen das Bild der Stadt als Gesamtkunstwerk ein. Zwei Türme im Zabeel Park, verbunden durch eine Brücke, die eine grossartige Aussicht verspricht. Schwindelfreien Besuchern liegt auf der einen Seite das alte Dubai zu Füssen. Drehen sie sich um, haben sie beste Sicht auf den neuen Teil der Stadt mit seinen eindrücklichen Wolkenkratzern. Auch im Erdgeschoss des Gebäudes werden die beiden Welten verbunden: Geplant ist eine Ausstellung über die Entwicklung Dubais von den Sechzigerjahren bis heute. Der «Dubai Frame» wurde im Januar 2018 geöffnet.
Kaum an einem anderen Ort der Welt wird gebaut wie in Dubai. Grösser, höher, spektakulärer lautet die Devise. Dubai sei ein Laboratorium für Architektur und Design, hat Architekt Santiago Calatrava die Stimmung in einem Interview einmal beschrieben. Auch er hat ein Büro in der Mega-City, die bekannt ist für ihre Hochhäuser. Doch manchmal werfen hohe Türme Schatten auf jüngere, nicht weniger interessante Pflänzchen. In diesem Fall auf eine Entwicklung, die Dubai ebenso ausmacht wie die Skyline, die aber weniger bekannt ist: Die Entstehung internationaler Hubs für Design und Kunst.
Die Design-Szene der Welt zu Gast
Die Kreativindustrie in Dubai hat sich in den vergangenen Jahren rasant hochgearbeit. Heute führt das Emirat Events durch, die Kreative aus der ganzen Welt anziehen. So wieder im November, wenn zum dritten Mal die Dubai Design Week stattfindet. Dieses Jahr mit rund 200 Veranstaltungen. Der Anlass zeigt, dass Design sich nicht allein um Ästhetik dreht. Es geht um Funktionalität, um grossartige Ideen und den Anspruch, das Leben einfacher zu machen. Dubai tüftelt kräftig mit an der Zukunft urbaner Gesellschaften und will weltweit zu einer der wichtigsten Adressen für Design werden. Seit 2013 wird für dieses Ziel eigens ein Quartier geschaffen. Im d3, dem Design District, arbeiten Designer und kreative Köpfe, illustre Namen und junge Einsteiger in hochmodernen, genau zu diesem Zweck entworfenen Gebäuden. Es ist eine sogenannte Smart City, Technologie steht im Mittelpunkt und die Umgebung soll den Dialog, die Zusammenarbeit und den interdisziplinären Austausch fördern. Ein Anziehungspunkt für die Szene aus dem arabischen Raum und der Welt.
Während der Design Week wird d3 zu einem grossen offenen Museum mit Installationen und Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Das Herz des Events bildet die internationale Messe «Downtown Design». Ein anderes Highlight ist die Ausstellung «Abwab», die Produkte-Design aus dem Mittleren Osten, Nordafrika und Südasien vorstellt. Das Projekt «Icon City» beschäftigt sich dieses Jahr mit der Design-Szene Casablancas.
Kunst auf der Bühne
Die Kunstszene Dubais hat einen ebenso schillernden Event wie die Designer: Die Art Dubai findet jeweils im März statt. Im ehemaligen Industriequartier Al-Quoz werden heute in alten Fabriken und Lagerhäusern schöne Künste geschaffen und gezeigt, von Fotografie über Videos und Installationen bis zu Malerei, Skulpturen und Mode. Herzstück ist die Alserkal Avenue. Künstlerateliers, Galerien und kleine Shops wechseln sich ab mit Cafés und Restaurants. Mehr als 50 Galerien stehen Besuchern offen. Auch das erste private Museum Dubais, das Salsali, steht an der Alserkal Avenue. Es wurde 2011 vom deutsch-iranischen Künstler Ramin Salsali eröffnet und zeigt vor allem zeitgenössische Kunst des Nahen Ostens. Die Sammlung umfasst über 900 Gemälde, Fotografien, Skulpturen und Videoinstallationen. «Ich entschied mich für Dubai als Standort, weil ich hier ein Zukunftsmodell sehe. Kaum eine andere Stadt vereint mehr als 150 Nationalitäten und 45 Religionen, die harmonisch miteinander leben», begründet Ramin Salsali.
Kunst und Kultur sind aber nicht nur im Art District zu finden. Auch Downtown Dubai bietet Highlights dieser Art. Eines davon ist die Oper von Dubai, die im Sommer 2016 mit einem Konzert von Placido Domingo eröffnet wurde. Noch neuer ist das Aqua-Theater «La Perle Dubai»: Konzipiert wurde die Show vom Direktor des Cirque du Soleil. Es wurde eigens ein Saal angefertigt, in dem die Wände, die Kuppel und der Boden als Projektionsfläche für visuelle Effekte dienen. Wasserpumpen lassen es auf der Bühne regnen. Die Artisten wirbeln durch die Luft und vollführen ihre Kunst auch im Wasser. Ganz so, wie man es von Dubai erwartet – spektakulär.
Von Stefanie Schnelli