Drei Restaurants, sechs Michelin-Sterne: Rolf Fliegauf zählt zu den höchst dekorierten Spitzenköchen der Schweiz. Am Excellence-Gourmetfestival auf dem Rhein brilliert er mit einem 8-Gang-Menü.
Wohin soll die nächste Gourmetreise gehen? Zu Rico’s Kunststuben nach Küsnacht, ins Dolder Grand zu Heiko Nieder, ins Les Trois Rois zu Peter Knogl, nach Zermatt ins Chez Vrony oder vielleicht doch lieber an die wärmeren Gestade des Lago Maggiore zu Rolf Fliegauf? Kenner der Schweizer Gourmetszene wissen, wo sie im November dem «Who is Who» der Schweizer Kochkunstszene begegnen: Auf dem Rhein. Am Excellence-Gourmetfestival des Reisebüros Mittelthurgau, dem vielleicht wichtigsten Feinschmecker-Event unseres Landes.
Auf unserer Gourmet-Flussfahrt von Strassburg nach Basel ist der hoch dekorierte Chef des Restaurants Ecco angekündigt. Rolf Fliegauf war nicht nur der jüngste Zweisterne-Koch Europas, er ist auch der einzige Koch der Schweiz, der mit seinen drei Restaurants in Ascona, Zürich und Champfèr insgesamt sechs Michelin-Sterne hält. Unsere Erwartungen sind gross, und die Vorfreude steigert sich noch, als unsere ebenso attraktive wie sympathische Tischnachbarin auf der Excellence Queen das Mikrofon ergreift. Auch im siebten Monat schwanger, versprüht Christa Rigozzi, die Moderatorin des Abends, Charme, Witz und gute Laune. Zu Beginn des Events ist noch unklar, ob ihre oder Fliegaufs Fangemeinde auf dem Flussschiff grösseren Raum einnimmt. Liebe geht aber bekanntlich durch den Magen, und so gewinnt mit zunehmender Dauer der kulinarischen Reise der Star in der Küche an Terrain. Gegen das Muotathaler Kalb, das Simmentaler Rind oder den unglaublich zarten und saftigen Wildlachs hat die quirlige Tessinerin einen schweren Stand. 50 Minuten bei 38 Grad hat Fliegauf den Fisch aus Alaska gegart. Der Sauvignon Blanc des Südtirolers Ignaz Niedrist passt hervorragend dazu. Carl Studer von der gleichnamigen Vinothek in Luzern hat die Weine zu den lukullischen Kunstwerken ausgewählt. Auch der Petit Arvine von Claudy Clavien, serviert zu einer perfekt zubereiteten Jakobsmuschel, gefällt uns sehr gut. Vom Brunello mit dem klingenden Namen «Ciacci Piccolomini d’Aragona», der uns mit Schmelz, seidener Struktur und einer frischen Extraktsüsse überrascht, hätten wir gerne etwas mehr getrunken. Zumal, und dies ist ein weiterer grosser Vorzug dieses Festivals, sich niemand mehr in ein Auto setzen muss. Die stilvoll eingerichteten Kabinen der Excellence Queen sind nach der (quantitativ reichlich bemessenen) Weinbegleitung glücklicherweise nur ein paar Schritte vom Restaurant entfernt.
Ein weiterer Vorteil des Foodfestivals auf dem Rhein besteht darin, dass die kulinarische Entdeckungsreise mit der Romantik einer Flussfahrt verbunden ist. Der Anlass ist nicht ohne Grund ein Riesenerfolg. Im Gesamtsortiment des Reisebüros Mittelthurgau mit acht eigenen Schiffen bildet er trotzdem nur ein kleines Stück vom Kuchen. Allerdings «das Sahnehäubchen», wie Geschäftsführer Stephan Frei sagt.
Text Markus Weber, Bilder Frank Schwarzbach