Das Land der Pharaonen ist auf die touristische Landkarte zurückgekehrt. Und wer die weit verstreuten Highlights der Antike ohne mühsames Herumreisen erkunden will, wählt eine Nilkreuzfahrt.
Mamdou strahlt über das ganze Gesicht, verneigt sich leicht und verschränkt die Arme elegant auf dem Rücken. «Probieren Sie diese Spezialität, Sir – Humus. Schmeckt köstlich, Kichererbsen mit SesamMus und herrlichem Olivenöl.» Der Gast lässt sich nicht lange bitten und greift herzhaft zu. Er gibt dem Boy recht, der ihm auf Deck des Luxusschiffes «The Oberoi Zahra» einige der landestypischen Leckereien serviert, derweil der Nil gemächlich vorüberzieht und atemberaubende Szenerien vermittelt. Kinder winken vom Ufer her, üppige Palmenhaine kontrastieren mit hitzeflirrenden Wüstenpisten, und immer wieder tauchen traditionelle Feluken, schlanke Segelboote, auf, die perfekte Fotosujets hergeben.
Unwillkürlich denkt man an Agatha Christie und ihren auf dem Nil spielenden Bestseller. Dort ist es eine elegante Gesellschaft, die in kolonialer Üppigkeit schwelgt und so einige Abenteuer erlebt. «The Oberoi Zahra, Luxury Nile Cruise» hingegen vermittelt modernsten Komfort, höchste Eleganz – und absolute Sicherheit. Wohlbehütet und umsorgt von einer aufmerksamen, diskret agierenden Crew, gleitet man gemächlich dahin, geniesst die abwechslungsreiche Landschaft entlang des längsten Flusses der Welt und macht es sich bequem in einer der 25 gediegenen Kabinen, deren Panoramafenster den Blick freigeben auf die vorüberziehende Landschaft. Dunkles Holz und helle Textilien vermitteln eine warme Wohnambiance. Die grosszügigen Marmorbäder sind ebenfalls mit Panoramafenstern ausgestattet, wobei man «innerorts» den Vorhang ziehen kann und so die gewünschte Privatsphäre erhält. Wer es noch nobler möchte, wählt eine der zwei Suiten mit privater Terrasse und Whirlpool. Auf dem Deck steht ein Swimmingpool zur Verfügung, nebenan eine bediente Bar, und sollte es jemandem zu warm werden, verteilt sich fast unbemerkt ein kühlender Wassernebel über die vielen Sessel. Allerdings sorgt der Fahrtwind immer für eine angenehm leichte Brise.
5000 Jahre Hochkultur
Das Deck ist auch der ideale Ort, sich mit einem Buch auf die unterschiedlichen Programmpunkte der einwöchigen Reise einzustimmen. 5000 Jahre Hochkultur vom Wasser aus geniessen, absolute Highlights kennenlernen und entspannt am Weltkulturerbe schnuppern – das hat schon was! Immerhin verkörpert «The Oberoi Zahra» das einzige Nilschiff mit einem FullServiceSpa und ist mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet. Sachte gleitet man dahin, geniesst entspannende Ruhe und besucht unter kundiger Führung von Ägyptologen die nahen Tempel und Ausgrabungsstätten. Und wenn man zurück an Bord kommt, wartet die Mannschaft, verteilt Erfrischungstücher und Getränke und lädt zum Essen ein: Leckeres aus Ägypten, Indien (der Heimat der OberoiGruppe) und Europa. Das WellnessAngebot setzt den perfekten Konterpunkt und optimiert Körper und Geist.
Für Letzteren ist der Nil ein idealer Nährboden, denn die alten Zivilisationen dieser Region verdanken ihre Existenz und ihr Aufblühen dem Nil. Die sogenannt prädinastische Zeit – anzusiedeln um 8000 v. Chr. – liess die Siedler wegen der Entstehung der Sahara näher an den lebensspendenden Fluss rücken und umschreibt die Epochen vor dem Aufkommen der Pharaonen. Dann übernahmen diese das Zepter und herrschten während rund 3000 Jahren. Die 30 Dynastien schafften eine Fülle an baulichen Wunderwerken, von denen man annimmt, dass bis heute erst ein Bruchteil entdeckt und ausgegraben wurde. Gewaltig dimensionierte Komplexe von hervorragender Ästhetik und in meisterhafter Ausführung erheischen Respekt und Bewunderung; selbst der Zahn der Zeit ist der Faszination nicht abträglich – im Gegenteil wirken Ruinen und Fragmente von Palästen, Tempeln, Grabstätten, Pyramiden, Obelisken und Skulpturen bisweilen noch beeindruckender als intakte.
Kostbare Perlenkette
Wir beginnen die Nilkreuzfahrt in Aswan; die Oberoi Zahra legt abends an, das Restaurant serviert Haute Cuisine, bevor sich die Gäste in ihre Kabinen zurückziehen. Als sie am Morgen darauf erwachen, wundern sie sich, dass plötzlich die Landschaft vorüberzieht – das Schiff hat abgelegt und fährt völlig geräuschlos und ohne jede Erschütterung den Nil hinunter. Wie eine kostbare Perlenkette präsentieren sich die Zeugen einer beispiellosen Hochkultur, die man in den kommenden Tagen besichtigt und bestaunt: die PhilaeTempel mit SoundandLightShow, Kom Ombo mit dem Doppeltempel von Sobek und Haroeris, der HorusTempel von Edfu als best erhaltener Zeuge der Alten Welt, das sagenhafte Tal der Könige und als krönender Abschluss die gewaltige Tempelanlage Karnak. Dann folgt die letzte Nacht an Bord, und zwar in Luxor, bevor man – voller prägender Eindrücke im Kopf und im Koffer – den Rückflug in die Schweiz antritt. Was bleibt, sind Erinnerungen an ein faszinierendes Land voller Gegensätze, Geschichte und Geschichten. Erfreulich auch, dass sich eine Nilkreuzfahrt ideal mit Badeferien und/oder einer Rundreise verbinden lässt. Nie zuvor waren die Gäste so willkommen wie gerade jetzt; eine Gelegenheit, die man dank der wieder aufgenommenen Direktflüge ans Rote Meer am Schopf packen sollte.
www.oberoihotels.com/oberoi_zahra
www.egypt.travel
von Werner Knecht