Armin Amrein begeistert auf einer Gourmetreise auf Rhein und Mosel mit seiner Kochkunst. Das Schiff zieht dabei durch eine der ältesten Kulturlandschaften Europas.
Aus den Lautsprechern der Excellence Queen erklingt das Loreleylied. «Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar, ihr goldenes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.» Auf dem tänzelnden Rhein glitzert das Morgenlicht. Das Schiff des Reisebüros Mittelthurgau fährt erhaben am Loreleyfelsen entlang. Die Stimmung an Bord ist feierlich. «Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh. Er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.» Heinrich Heines Text aus dem Jahre 1823 verbreitet Sehnsucht und süsse Melancholie. Schiffsromantik pur. Das obere Mittelrheintal ist eine der ältesten Kulturlandschaften Europas. Nirgends ist der Rhein romantischer.
Schweizer Winzer im Rheingau
Landschaftlich genauso spektakulär – und vielleicht sogar noch schöner – ist nur die Mosel. Bei Koblenz erreichen wir deren Mündung. Sanft gleitet die Excellence Queen an den steilen Rebhängen vorbei, während in der Lounge des Schiffes Janina Schmitt und Urban Kaufmann ihre Weine aus der Region vorstellen. Urban Kaufmann ist neben Daniel Vollenweider der einzige Schweizer, der in Deutschland einen Winzerbetrieb führt. Seine Reben befinden sich im Rheingau, die Weinberge der Jungwinzerinnen Janina Schmitt und Rebecca Materne an den Steilhängen der Mosel. Eine Degustation an Bord der Excellence Queen bringt die geschmacklichen Nuancen der verschiedenen Lagen zutage. Während die Weine des Rheingaus für frische Säure und Frucht stehen, sind die Rieslinge von Materne und Schmitt aufgrund des schieferhaltigen Terroirs mineralisch geprägt. Von beeindruckender Qualität sind die Produkte beider Weingüter.
Gourmetfestival mit Spitzenköchen
Der unbestrittene Star der Reise von Strassburg nach Trier ist aber Armin Amrein. Der sympathische Luzerner, der 2015 in Davos das Restaurant Glow eröffnet hat, lässt an zwei Abenden seine ganze Kochkunst aufblitzen. Das Basilikumsüppchen mit Tomatenchutney und Büffelmozzarella etwa ist ein Traum, und auch das zart gegarte Lachsfilet mit Capuns, Pankobrösel und Zitrone begeistert die anspruchsvollen Gäste. Das Reisebüro Mittelthurgau ist bekannt für seine Genussreisen. Im Oktober und November findet jeweils das grosse Excellence-Gourmetfestival mit mehr als dreissig Spitzenköchen statt. Und auch während des Jahres organisiert der innovative Flussreisespezialist zahlreiche Fahrten mit Spitzenköchen.
Aber auch Geniesser leben nicht vom Brot allein: Zum Abschluss unserer Reise erleben wir in Trier eine spannende Begegnung mit dem römischen Weltreich. Die älteste Stadt Deutschlands wurde im Jahr 18 vor Christus als «Augusta Treverorum » gegründet. Während der Blütezeit des römischen Reiches war sie die bedeutendste Stadt nördlich der Alpen. Wir stehen in der Audienzhalle Kaiser Konstantins, des Mannes, der vor rund 1700 Jahren dem Christentum zum weltweiten Durchbruch verholfen hat. Wir fragen uns, wie sich das junge Christentum ohne die kaiserliche Förderung zur privilegierten Religion des römischen Weltreichs entwickelt hätte. Wäre sie nur eine Randnotiz in der Religionsgeschichte geblieben? Karl Marx, der bekannteste Sohn der Stadt Trier, hätte wohl nichts dagegen gehabt. Das mittlerweile geflügelte Wort, wonach Religion das Opium des Volks sei, stammt bekanntlich von ihm. Am 5. Mai 2018 wäre der Philosoph und Gesellschaftstheoretiker 200 Jahre alt geworden. Die Volksrepublik China hat Trier zu diesem Anlass eine über fünf Meter grosse Bronzestatue geschenkt. Nicht zur Freude aller Einwohner.
Text: Markus Weber
Bild: Rheinland-Pfalz Tourismus