Abenteuerlich und luxuriös zugleich: Mit den neu gegründeten Golden Eagle Luxury Trains lassen sich unbekannte Bahnstrecken entdecken. Der Service unterwegs ist dabei eines Königs würdig.
Es ist mäuschenstill, als sich plötzlich die Türen zum königlichen Wartsaal im Budapester Bahnhof Nyugati öffnen und der Ehrengast eintritt. Niemand Geringerer als HRH Prince Michael of Kent samt Gattin schreiten würdevoll durch den stuckverzierten Prachtsaal und nehmen ebenso würdevoll Platz. Gebannt starren die Anwesenden auf Seine Königliche Hoheit, die nach mehreren Reden den Startschuss zur Jungfernfahrt des Golden Eagle Danube Express nach Venedig abfeuert. Immer schon hätten ihn historische Bahnen fasziniert, schildert der Blaublütige in bühnenreifem Oxford-Englisch und sichtlich erfreut über die Kreation des alt-neuen Luxuszugs. Dann schreitet er, gefolgt von einer Corona Schaulustiger und Offizieller, zur beeindruckenden Wagenkomposition und zieht sich in seine Imperial Suite zurück, derweil die Lagunenstadt angesteuert wird. In der Regel wird ab Budapest und zurück eine gewaltig dimensionierte, pechschwarze Dampflokomotive eingesetzt, bisweilen eine leuchtend rote M61-Diesel-Lokomotive. Die Komposition besteht aus total acht komplett restaurierten Wagen, davon vier sogenannte Deluxe-En-Suite-Cars mit Dusche und WC, zwei klassische Schlafwagen, ein Speisewagen sowie ein Barwagen.
Das Credo lautet, dass alle Reisegäste unbesehen ihres Ranges königlich betreut werden und jene Privatsphäre geniessen, die je länger desto ausgeprägter zum wichtigsten Ferienziel überhaupt avanciert. Dass in Venedig der legendäre Venice-Simplon Orient Express gleichentags ankommt und weiterfährt, ist wohl kein Zufall und signalisiert den Anspruch, den man bezüglich Exklusivität erhebt. Tatsächlich wurde mit der Jungfernfahrt ein neues Kapitel historischer Luxuszüge eingeläutet, gibt doch der Golden Eagle Danube Express Einblick in wenig bekannte Regionen, die immer noch vom Fluidum des Abenteuers, der Entdeckungsfreude und des Erstmaligen umweht werden.
Neues Routing
Angeboten wird eine gelungene Mixtur ungarischer und englischer Ingredienzen. Die Betreiberfirma ist englisch, die Besatzunghingegen ungarisch und von unerwarteter Routine und angenehmer Dienstfertigkeit, die nie ins Devote kippt. Wer ausreichend Platz, Ellbogenfreiheit und Komfort wünscht, bucht mit Vorteil eine Imperial Suite, die Gold oder die Silver Class. Wenn dann die Zeit dafür gekommen ist, lockt die Bordküche mit leckeren Spezialitäten und exklusiven Weinen. Der Speisewagen strömt mit Plüsch und verschnörkelten Lampen östlich angehauchte Nostalgie aus. Vorgängig trifft man sich im Barwagen. Hier breiten die Pianistin und die Harfenspielerin abwechslungsweise den angenehm weichen Klangteppich aus, während man am Champagner nippt oder andere gediegene Tropfen kredenzt. Derweil zieht draussen in gemächlichem Tempo die Landschaft vorbei – für die meisten Gäste völlig unbekannte Gegenden. Tatsächlich erweitern und bereichern die Golden-Eagle-Produkte das bekannte Routing anderer Anbieter und bringen auch jenen etwas, die schon «alles» gesehen haben. Erwähnenswert auch die vielen Ausflüge, die vertiefte Bekanntschaft mit dem per Zug «Erfahrenen» erlauben.
Die angebotenen Reisen gehen von «Balkan Explorer», «Central Europe and Transylvania» oder «Balkan Odyssey» über «Treasures of Eastern Europe» und «Champagne Express» bis hin zu «Jewels of Persia ». So kommt denn Abwechslung und neues Leben in alte Züge, wobei es wohl viel Enthusiasmus und Know-how braucht, dies alles per Schiene zu erreichen. Oder wie HRH Prince Michael of Kent es treffend formulierte: «Einen historischen Zug zusammenzustellen, zu restaurieren, zu betreiben und mit Qualität auszustatten, ist das eine. Das andere ist, ihn zu füllen.» Die Abenteuer verheissenden, unbekannten Destinationen und Reiserouten dürften das Risiko klein halten.
www.railtour.ch/getrains
www.goldeneagleluxurytrains.com
Von Werner Knecht