Das Grand Hotel Park ist ein Klassiker in Gstaad. Seit über hundert Jahren am Platz hat sich das Fünfsterne-Haus äusserlich kaum verändert, überrascht im Inneren aber mit einem modernen Chalet-Stil.
Immer wieder schieben sich graue Wolken vor die Kulisse. Majestätische Gipfel wären von diesem Zimmer im Grand Hotel Park in Gstaad aus zu sehen. Die Berner Alpen, der Diablerets-Gletscher. Doch es sind nur kurze Lichtblicke, ein Riss in der Wolkendecke, der die Riesen aufleuchten lässt. Ein Fenster an eine steinige Wand, das der Wolkenvorhang gleich wieder schliesst.
Es ist ein Schauspiel, wie es nur die Natur in den Bergen bieten kann. Und im Grand Hotel Park sitzt man mittendrin. Vielleicht ist es der Duft des Holzes, der den Raum prägt, oder es sind die grauen Filzstoffe, welche die Farbe des Steins aufnehmen, dass man sich so in die Umgebung integriert und gleichzeitig von ihr geschützt fühlt. Der edle Chalet-Stil, auf das Minimum reduziert mit Holz, Filz, Wolle und dunklem Granit, zeichnet das ganze Hotel aus. Das Material selber wird zur Dekoration. Die Maserung des Holzes im Zimmer verlangt keine weitere Kunst. Es schmückt den Raum und nimmt die Schönheit der stolzen, alten Bäume im Park auf. Die Frage ist an diesem Tag nur: Rausgehen, bei dem Hudelwetter, oder im Hotel bleiben?
Drinnen bleiben. Entspannen. Nicht bei einem Spaziergang, sondern im Spa des Hauses. Zum eigenen Vergnügen geht es im rund hundertjährigen Originallift zur Lobby – ein Relikt aus den ersten Jahren. Das Haus war 1910, damals als Park Hotel Reuteler, das erste seiner Klasse in Gstaad. Der Chef de Réception grüsst herzlich mit Namen und erkundigt sich nach dem Befinden. Er ist nicht der Einzige im Haus, der mit Freundlichkeit auffällt. Die Atmosphäre im Team ist entspannt, fröhlich und zuvorkommend. Sie trägt viel dazu bei, dass sich die Gäste sofort wohlfühlen.
Action versus Entspannung
Aktivere Menschen würden wohl eher ins hauseigene Fitnesscenter gehen oder am Golfsimulator üben, statt zum Spa zu schlendern. Zur Auswahl steht auch, sich mit einem spannenden Buch und einem Tee in die Library Lounge zurückzuziehen. Selbst eine Partie Bridge wäre möglich. Das Grand Hotel Park hat dafür eigens einen Raum mit Bridge Hostess. Doch der Salzwasserpool mit 32 Grad warmem Wasser ist die richtige Entscheidung und lässt alle anderen Optionen, inklusive der schönen Wanderwege draussen, schnell vergessen. Vielleicht ist es nur das Wissen um das Salz, aber es fühlt sich einfacher an als sonst, im Wasser zu treiben. Die violetten Wände beruhigen, der Geist fährt herunter, eine ideale Vorbereitung auf die Sauna, das Haman oder eine Massage.
Bis 1987 war das Grand Hotel im Besitz der Familie Reuteler und erlangte mit dem Besuch von Stars wie Grace von Monaco, Audrey Hepburn und Sir Peter Ustinov auch international einen Namen. Der neue Besitzer schloss das Hotel für beinahe zwei Jahre, um es komplett neu und grösser, aber nach Vorlage des Originals, unter dem Namen Grand Hotel Park wiederzueröffnen. Seit 2003 gehört das Haus Donatella Bertarelli, der Schwester von Alinghi-Chef Ernesto Bertarelli. Innendesignerin Federica Palacios hat dem Gstaader Klassiker einen modernen Schliff verpasst: schlicht, ruhig und symmetrisch, aber nicht kühl. Das Ganze wirkt gemütlich, die Materialien und der Stil knüpfen an die Region und ihre Tradition an.
Vom Mittelmeer bis Patagonien
Internationaler geprägt sind die vier Restaurants. Küchenchef Guiseppe Colella wurde vom «Guide Delta» zum besten italienischen Koch der Region gekürt. Im Grand Restaurant verwöhnt er mit einer regional geprägten Mittelmeer-Küche, im Gallery gibt es leichte, saisonale Gerichte, das Chalet Waldhuus ist eine gemütliche Fonduestube im Park. Neu ist das Chubut, benannt nach der argentinischen Provinz in Patagonien. Chefkoch Agustin Braas zelebriert hier eine Küche ohne Schnörkel, von Feuer und den wesentlichen Gewürzen geprägt. Für einen leichten Lunch, als Stärkung nach einem Tag draussen oder als späten Snack gibt es in der Bar zudem eine Sushi-Ecke, wo japanische Meister die kleinen Kunstwerke frisch zubereiten. Diese Bar ist ein zentraler Treffpunkt im Haus. Familien treffen sich hier, Paare stossen auf den Tag an, Freunde sitzen lässig auf den Ledersofas. Gäste aus arabischen Ländern, Amerikaner, Deutsche und Schweizer. Nach dem Nachtessen gibt es Live-Musik. Ein geselliger Ort, wo gelacht und ein bisschen getanzt wird, und nicht nur kleine Hände immer wieder in die Gläser mit hausgemachtem Popcorn und Marshmallows wandern. Und plötzlich denkt man, dass das Wetter ruhig auch am nächsten Tag noch schlecht sein dürfte.
Von Stefanie Schnelli