Das Périgord im Westen Frankreichs überrascht mit idyllischen Flusstälern, eindrücklich viel Geschichte und 1001 Schlössern. In einem davon kann man neu auch wohnen.
Es wäre nicht erstaunlich, wenn Bruno, Chef de Police in den beliebten Krimis von Martin Walker, bald Stammgast im Hôtel de Bouilhac in Montignac werden würde. Denn Bruno hat einen ausgezeichneten Spürsinn nicht nur für Verbrecher, die den friedlichen Alltag in den kleinen Dörfern des Périgord aufwirbeln, sondern stets auch für ein gutes Glas Wein, sympathische Gesellschaft und ein vorzügliches Mahl. Das im Juni eröffnete Hôtel de Bouilhac und seine Besitzer Christophe und Karine Maury passen ins Schema von Bruno – und damit in die Ferienplanung aller Bruno-Fans (sowie jedem anderen Geniesser), welche die von Walker zelebrierte Region entdecken möchten.
Der schottische Schriftsteller ist ein perfekter Botschafter für das Périgord, das in seinen Krimis fast der wichtigere Protagonist sei wie Bruno, wie Walker im Interview mit «artundreise» sagte (Nr. 2, 2017). Die Provinz im Westen Frankreichs bietet viel Stoff für Geschichten und verzaubert mit verwunschenen, mittelalterlichen Dörfern, von denen zehn zu den schönsten des Landes zählen, mehr als tausend Schlössern über grünen Flusstälern von Vézère und Dordogne sowie hohen Felsen und Höhlen, in denen Menschen schon in der Steinzeit ihre Spuren hinterliessen. Zudem ist das Périgord bestes Gourmet-Terroir.
Mit Disteltee den König geheilt
Das Hôtel de Bouilhac liegt im Périgord noir und damit an perfekter Lage, um die Gegend mit einem Mietauto zu erkunden. Der Entdeckergeist wird schon im Haus selbst geweckt. Hier wohnt man mittendrin in der reichen Geschichte der Region. Das Château aus dem 17. Jahrhundert war einst das Wohnhaus von Jean de Bouilhac, der Leibarzt von Louis VX. und dessen Kindern wurde, nachdem er den König erfolgreich mit Disteltee behandelt hatte.
Vieles im Hotel ist heute noch original wie zu Jean de Bouilhacs Zeit. Die alten Holzböden zum Beispiel, die meisten Türen und die kunstvollen «Sols en pisé», die für das Périgord typischen Steinböden. In der früheren Küche hängen alte Pfannen an den Wänden, am Nachmittag sitzt das Team des Hauses an der langen Tafel und isst zu Mittag. Mit am Tisch sind Christophe und Karine Maury, die das denkmalgeschützte Haus vor rund drei Jahren erworben und sehr sanft und stilvoll renoviert haben. «Es war uns wichtig, die Seele des Châteaus zu erhalten», sagt Christophe Maury, der in erster Linie erfolgreicher Koch ist. Maury versteht es im hoteleigenen Restaurant bestens, die regionalen Produkte auf überraschende Weise zu interpretieren. Foie gras, der Klassiker im Périgord, tischt er im Herbst und Winter frisch auf, ebenso Trüffel. Im Sommer gibt es Fisch aus den Flüssen, süsse Beeren und Käse. An einem von Maurys Tischen Platz zu nehmen bedeutet, sich das Périgord auf der Zunge zergehen zu lassen. Auf der unebenen, ehrwürdigen Treppe in die oberen Etagen kreisen die Gedanken dann um die Frage, wer hier wohl schon alles zur Abnutzung des Steines beigetragen hat. Zehn Zimmer zählt das Hôtel, jedes ein Unikat mit warmen Farben und edlen Materialien. Sie tragen Namen wie «Nez dans l’herbe» oder «Rosé du matin». Rückzugsorte mit viel Charme und Stil, in denen es sich leicht in der Geschichte schwelgen – und träumen lässt.
Von Stefanie Schnelli