Star Alliance hat ein «Round the World»-Produkt im Portfolio, das direkt auf der Website der grössten Flugallianz gebucht werden kann. Routenwahl und Reisedauer sind beinahe beliebig. artundreise hat das Angebot getestet. Die Strecke: Zürich–Peking–Bangkok–Sydney–Auckland–Los Angeles–San Francisco–Zürich.
Klirrende Gläser, Chillout Sound, vergnügte Menschen: Die Zephyr Bar des Hotels Hyatt Regency in Sydney verbreitet coole Vibes. Gäste lachen, trinken Bier, Wein, Champagner und Whisky. Da und dort ein Giggling. An der Wand – kaum beachtet – flimmert ein Bildschirm. Die jungen Australier seien arbeitsscheu, zitiert der Nachrichtensprecher eine Studie. Beunruhigend, sagt ein Kommentator. Der Six-Pack-Surfer-Style-Aussie neben dem Bildschirm setzt sein breitestes Grinsen auf und nimmt einen kräftigen Schluck Whisky. «What shalls. All good.» Die Aussies sind sich der Kostbarkeit des Moments bewusst und lassen sich ihre Festlaune nicht von schlechten «fake news» verderben. Ein Volk der Glückseligen. Wir lassen uns von der Leichtigkeit des Aussie-Seins anstecken. Der Abend ist noch jung und der Blick von der Terrasse der Bar auf Darling Harbour und Cockle Bay magisch. Wir haben Glück. Die Bucht präsentiert sich in den zauberhaftesten Farben. Wir sind pünktlich zum alljährlich wiederkehrenden Winterfestival «Vivid Sydney» angereist. Der Event steht für Musik, Licht und Kreativität. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt, allen voran die berühmteste Oper der Welt, präsentieren sich in einem poetisch anmutenden Farb- und Lichterspiel. Märchenhaft. Aber blättern wir zurück.
Swiss: Professionalität auf 10 000 Metern Höhe
Tag 1. Wir machen es uns im Airbus 330 der Swiss bequem und freuen uns auf den Flug nach Peking. Das von verschiedenen Schweizer Spitzenköchen zusammengestellte Menu ist unser erstes Highlight. Felix Suters grillierter St. Pierre schmeckt auf 10 000 Metern Höhe tatsächlich genauso gut wie in seinem Restaurant Schlüssel in Oberwil. Wir bewundern die Professionalität der Flight Attendants. Engagiert, zuvorkommend und stilvoll liefern sie auf dem 8030 Kilometer langen Flug in die Hauptstadt Chinas einen Klasse-Service ab.
Peking: Herausforderung Menschenmassen
Der Terminal 3 des internationalen Flughafens von Peking,
2008 vor den Olympischen Spielen eröffnet, platzt aus allen Nähten. 90 Millionen Passagiere werden jährlich im ganzen Flughafen abgefertigt. Damit ist Peking nach Atlanta der zweitgrösste Flughafen der Welt. Ein neuer Airport ist bereits im Bau. Er soll künftig zusätzliche 100 Millionen Menschen im Jahr bedienen. Das ist auch dringend nötig. Auf den drei Pisten des aktuellen Flughafens wird praktisch im Minutentakt gestartet und gelandet. 570 000 Flugbewegungen wurden 2017 gezählt. Wenn am frühen Morgen die internationalen Flüge ankommen und die Passagiere an die Passkontrolle drängen, sind die Zollbehörden hilflos überfordert. Unmittelbar nach dem Verlassen des Flugzeugs geben wir an den bereitstehenden Automaten brav unsere Fingerabdrücke ab und nehmen ein Ticket mit der Information entgegen, an welchem Schalter wir anstehen müssen. Der erste Blick verheisst nichts Gutes: Die Ankunftshalle erinnert an ein überfülltes Fussballstadion. Wo die Schlangen beginnen und enden, können wir kaum eruieren. Jingwei Zhang, Regional Director von Star Alliance Asien und Pazifik, ist mit den Flughafen-Autoritäten im ständigen Gespräch, um die Situation zu verbessern, zumal Star Alliance grosse Pläne für den hochmodernen Terminal 3 hegt. Die von StarArchitekt Norman Foster konzipierte Stahl-Glas-Konstruktion des Flughafens soll dereinst exklusiv für die Mitglieder der weltgrössten Allianz zur Verfügung stehen und ihren Passagieren einen Service vom Feinsten garantieren.
Globale Kapazitätskrise
Der Flughafen Peking steht mit den Herausforderungen des schnell anwachsenden Flugverkehrs nicht alleine da. Alexandre de Juniac, oberster Herr der IATA (International Air Transport Association), spricht an der diesjährigen Generalversammlung der Luftverkehrsvereinigung in Sydney gar von einer weltweiten «Kapazitätskrise». «Die Infrastruktur hinkt global den Bedürfnissen des wachsenden Flugverkehrs nach.» De Juniac warnt aber sogleich davor, Privatisierungen von Flughäfen für wundersame Allerheilmittel zu halten. Studien hätten ergeben, dass privatisierte Airports schlechter funktionieren und teurer seien als Betriebe der öffentlichen Hand. Wohl oder übel werden die Airlines (bzw. ihre Fluggäste) in der näheren Zukunft also weiterhin an den Folgen ihres eigenen Erfolgs leiden, zumal die Kurve der weltweiten Passagierzahlen weiterhin steil nach oben zeigt. Dazu kommt: 50 Prozent des globalen Wachstums soll gemäss den Prognosen der IATA in den nächsten zwanzig Jahren in Asien stattfinden. Hauptsächlich in Indien und China.
Zu den grossen Wachstumstreibern im Reich der Mitte zählt Air China. Das Unternehmen betreibt gegenwärtig rund 400 Flugzeuge (Boeing und Airbus), weitere 163 sind bestellt, darunter zwanzig zweistrahlige Passagierflugzeuge des Typs Comac C919, die vollständig in China entwickelt und gebaut werden. Bi Linna, eine Kennerin der Geschichte der chinesischen Luftfahrt, führt uns durch die Exhibition Hall im imposanten Hauptsitz der nationalen Airline. Schnell wird klar: Die Entwicklung von Air China ist eng mit der Geschichte des Landes und seiner Führer verbunden: Von Mao Zedong über Jiang Zemin bis zu Xi Jingping haben alle Staatspräsidenten Air China, beziehungsweise ihre Vorgängerorganisation, die Civil Aviation Administration of China (CAAC), geprägt. Kein Zufall also, dass das Mitglied der Star Alliance am historischen Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs Nordkoreas und den USA eine bedeutende Rolle gespielt hat. So reiste der nordkoreanische Machthaber nicht etwa mit seinem Privatjet nach Singapur, sondern mit einer Boeing 747 der staatlichen Fluggesellschaft der Volksrepublik China. Damit wurde auch gleich deutlich, wer Kim Jong Un – im wahrsten Sinne des Wortes – an den Verhandlungstisch gebracht hat.
Herausforderung Schweinehirn
Die chinesische Küche hat Weltruf, Peking zahlreiche Spitzenrestaurants. Wir entscheiden uns spontan für ein Hotpot-Lokal, vor dessen Eingang sich eine lange Schlange gebildet hat. Ein gutes Zeichen, wie wir meinen. Schliesslich haben wir uns am Flughafen im Anstehen bewährt. Hotpot steht für Feuertopf, wir sind also gewissermassen den Ursprüngen des Fondue Chinoise auf der Spur. Im Restaurant sind wir die einzigen Gäste aus dem Westen. Niemand spricht Englisch, auch nicht die Kellner. Wir bekommen ungefragt eine englische Übersetzung der Karte. Die Auswahl ist interessant. Wir können unseren Feuertopf mit Hasenkopf, Schweinehirn oder Enteninnereien bestellen. Die Bouillon wird mit Entenblut zubereitet. Wir entscheiden uns für die Entenkombination und sind dankbar, dass deutsche Siedler im Jahre 1903 das Bier nach China gebracht haben. Serviert wird zwar nicht das legendäre Tsingtao, sondern das ebenfalls hervorragende Yanjing. Wir versuchen es noch mit «spicy beef», doch auch hier müssen wir die Waffen strecken. «Too hot» für die Warmduscher aus dem Westen.
Eine Boeing 737/800/8 der Air China fliegt uns nach Bangkok. Die Hauptstadt Thailands ist bekannt für ihre vielseitigen Street-Food-Köstlichkeiten. An der Sukhumvit, Ecke Soi 1, überzeugt uns die Frische der angebotenen Fische. Das Ambiente ist typisch Thai. Plastik-Stühle, Wellblech-Dach, WC-Rollen auf dem Tisch: Authentischer geht’s nicht. Der Red Snapper ist perfekt gebraten, butterzart und saftig. Schmackhaft auch die Chili-Knoblauch-Sauce. Hervorragend passt das grosse Singha dazu.
Bangkok: glamouröse Hoteleröffnung
Selten haben wir den Luxus eines Fünf-Stern-Hauses so genossen wie in der Hauptstadt Thailands. Das neue Park Hyatt in Bangkok ist ein exklusiver Rückzugsort im Herzen des hektischen Treibens. Das Hotel ist Teil eines spektakulären Gebäudekomplexes, das im ehemaligen Garten der britischen Botschaft an der Ploenchit Road errichtet wurde. Die atemberaubende Architektur, entworfen vom renommierten Team AL_A aus London, strahlt unglaubliche Eleganz und Ästhetik aus. Die Central Embassy, wie die neue Designikone heisst, beinhaltet neben dem Hotel die vielleicht schönste Shopping Mall der Welt. Hierhin kommt man nicht nur zum Einkaufen, sondern zum Staunen. Wer sich für Architektur interessiert, für den ist die Central Embassy und das Park Hyatt ein Must.
Bevor wir in die legendäre Boeing 747/400 von Thai Airways steigen und nach Sydney fliegen, wollen wir wissen, wie die Mahlzeiten an Bord produziert werden. Lawrence Leongh Chee Hoong heisst der aus Malaysia stammende chinesische Küchenchef, der in der Catering-Abteilung am Flughafen von Bangkok für die Produktion von täglich 85 000 Mahlzeiten verantwortlich ist. Unter Einhaltung von strengsten Hygiene- und Sicherheitsvorschriften führt er uns durch den Betrieb. 2200 Menschen arbeiten hier für über 60 Airlines. Natürlich wird nicht nur asiatisch gekocht. Für die arabischen Fluggesellschaften steht beispielsweise eigens eine Halal-Abteilung zur Verfügung. Ein französischer Chefkoch überwacht die europäischen Menus, und auch China, Jordanien, Indien und Japan sind mit einem Küchenchef vertreten, um die regional unterschiedlichen kulinarischen Bedürfnisse der Airlines zu befriedigen.
Schlafen wie Gott in Neuseeland
Jeffrey Goh, CEO der Star Alliance, stellt in Sidney anlässlich der IATA-Generalversammlung das jüngste Projekt der weltgrössten Flugallianz vor. Eine neue Digital Service Platform soll es den Passagieren der Star Alliance künftig ermöglichen, Airline-übergreifend Sitzplatzreservationen zu tätigen und wichtige Informationen auf das Smartphone zu laden. Ausserdem ist Star Alliance im Silicon Valley eine Partnerschaft mit dem weltgrössten Verbund von Start-ups und Investoren eingegangen. Die Allianz möchte von Beginn weg die Entwicklung neuer Technologien mitverfolgen und sich bei Bedarf Exklusivitäten sichern. Grund genug, um auf unserer Weltreise in Sunnyvale einen Stopp zu machen. Über Auckland fliegen wir mit einer Triple Seven der Air New Zealand nach Los Angeles. Die herzliche Gastlichkeit der Kiwis und das beste Lammfilet, das wir je an Bord eines Flugzeugs gegessen haben, beeindrucken uns genauso wie die komfortablen Business-Class-Sitze, die in bequeme Liegeflächen umfunktioniert werden können. Wir schlafen wie Gott in Neuseeland.
Silicon Valley: Technology for a better world
Lio Chen, Leiter der Travel & Hospitality-Abteilung von Plug and Play in Sunnyvale, führt uns durch die heiligen Hallen seines Unternehmens. 1000 neu gegründete Firmen weltweit bewerben sich jährlich mit innovativen Geschäftsmodellen und Ideen um einen Platz an der kalifornischen Sonne. Nur gerade 15 davon schaffen es unter das Dach von Plug and Play – in der Hoffnung, dass ihre (digitalen) Konzepte und Anwendungen von Investoren oder der Industrie aufgenommen werden. Zahlreiche erfolgreiche Firmen haben in Räumlichkeiten von Plug and Play ihren Anfang genommen. Logitech, Google und Paypal zählen beispielsweise dazu. Plug and Play selber ist noch immer in Besitz einer persischen Investorenfamilie, die sich ursprünglich auf das Immobiliengeschäft spezialisiert und mit der Vermietung von Räumlichkeiten an junge Unternehmen ihr Geschäftsmodell allmählich angepasst hat. Heute beteiligt sich Plug and Play an vielversprechenden Start-ups, um bei Übernahmen oder Börsengängen so richtig Kasse zu machen. Lio Chen zählt mit seinen 36 Jahren schon zu den alten Knaben im Unternehmen. Die herumschwirrenden Nerds sind alle viel jünger als er. Krawatte und Anzug trägt hier niemand. «Technology makes the world better», lautet ihr unerschütterliches Credo. Ein Schelm, der bei soviel Ehrfurcht vor diesem Glaubenssatz religiös anmutende Parallelen ausmacht. Lio Chen schmunzelt über die Bemerkung. Er glaube an «never changing values» wie Ehrlichkeit, Respekt und Freundlichkeit. Dies vermittle er auch seiner vierjährigen Tochter.
Wir müssen uns beeilen. Ein Dreamliner der United erwartet uns. Seit kurzem hat die US-Airline die Verbindung von San Francisco nach Zürich aufgenommen. Nach 14 Tagen schliesst sich unser Kreis «round the World». Wir landen entspannt in Kloten.
Markus Weber, Bild: iStock
UNSER RANKING
Airlines in der Reihenfolge der geflogenen Route:
Swiss, Air China, Thai Airways, Air New Zealand, United Airlines
Diese Business-Class-Sitze fanden wir besonders bequem:
1. Air New Zealand, Boeing 777/200
2. Swiss, Airbus 330 und United Airlines, Boeing 787
3. Thai Airways, Boeing 747/400, Sitz nicht ganz flach, älteres Produkt
4. Air China 737, Business nicht vergleichbar mit Langstreckenflugzeug
5. United Airlines 737, Business nicht vergleichbar mit Langstreckenflugzeug
Unser Gourmet-Ranking:
1. Air New Zealand. Da wird klar, wieso Spitzenköche auf neuseeländisches Lamm schwören
2. Swiss/Thai Airways/United Airlines
5. Air China
Bei diesen Airlines hat uns der Service besonders gefallen:
1. Air New Zealand
2. Swiss/Thai Airways/Air China/United Airlines
Diese Hotels empfehlen wir besonders:
Bangkok: Park Hyatt
Sydney: Hyatt Regency, Park Hyatt
Star-Alliance-RTW-Produkt: Buchbar in allen 4 Klassen (Economy, Premium Eco-nomy, Business, First), 28 Mitgliedsfluggesellschaften, 1317 Destinationen in 193 Ländern