Weltweit leben noch 3200 Tiger in freier Wildbahn. In Indien wächst die Population der anmutigen Grosskatzen sogar. Die Chancen, hier dem legendären Tier auf einer Safari zu begegnen, stehen sehr gut.
Plötzlich taucht T39 aus dem dichten Unterholz auf und geht neugierig über einen sandigen Naturweg, der als Strasse dient. T39 ist rund 150 Kilogramm schwer und schaut gegen den offenen Jeep. Die Wildhüter des Ranthambore-Nationalparks haben diese prächtige Bengalische Tigerin so benannt. Sie ist eine der Königstiger, die heute im ehemaligen Jagdgebiet der Maharadschas von Jaipur leben, wobei ihre Zahl seit 2007 von nur noch 30 auf rund 50 Tiger angestiegen ist. Der 400 Quadratkilometer grosse Nationalpark, 130 Kilometer von der nordindischen Stadt Jaipur im Bundesstaat Rajasthan entfernt, ist auch Heimat von Leoparden, Lippenbären, Mungos, Rotwild und 350 verschiedenen Vogelarten. Er ist einer von über 30 indischen Nationalparks, in welchen Tiger herumstreifen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es weltweit noch 40 000 dieser anmutigen Grosskatzen. Erst 1972 verbot das indische Parlament die Jagd auf sie. Traurig sind die Geschichten aus der Vergangenheit: Zwischen 1850 und 1854 erschoss oder verwundete der Brite William Rice Weltweit leben noch 3200 Tiger in freier Wildbahn. In Indien wächst die Population der anmutigen Grosskatzen sogar. Die Chancen, hier dem legendären Tier auf einer Safari zu begegnen, stehen sehr gut.
Plötzlich taucht T39 aus dem dichten Unterholz auf und geht neugierig über einen sandigen Naturweg, der als Strasse dient. T39 ist rund 150 Kilogramm schwer und schaut gegen den offenen Jeep. Die Wildhüter des Ranthambore-Nationalparks haben diese prächtige Bengalische Tigerin so benannt. Sie ist eine der Königstiger, die heute im ehemaligen Jagdgebiet der Maharadschas von Jaipur leben, wobei ihre Zahl seit 2007 von nur noch 30 auf rund 50 Tiger angestiegen ist. Der 400 Quadratkilometer grosse Nationalpark, 130 Kilometer von der nordindischen Stadt Jaipur im Bundesstaat Rajasthan entfernt, ist auch Heimat von Leoparden, Lippenbären, Mungos, Rotwild und 350 verschiedenen Vogelarten. Er ist einer von über 30 indischen Nationalparks, in welchen Tiger herumstreifen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es weltweit noch 40 000 dieser anmutigen Grosskatzen. Erst 1972 verbot das indische Parlament die Jagd auf sie. Traurig sind die Geschichten aus der Vergangenheit: Zwischen 1850 und 1854 erschoss oder verwundete der Brite William Rice 158 Tiger und der Maharadscha von Udaipur verkündete einst stolz, er habe in seinem Leben mindestens 1000 Tiger umgebracht. 1973 wurde das Projekt Tiger mit neuen Reservaten inklusive dem Ranthambore lanciert – spät, sehr spät. Laut den neusten Angaben der Wildlife Conservation Society leben heute noch 3200 Tiger in freier Wildbahn. Immerhin steigt ihre Zahl wie im Ranthambore in ganz Indien leicht an.
Neue Parkregeln
Im Sariska-Nationalpark, der sich rund 180 Kilometer nördlich vom Ranthambore befindet, galten die Indischen Tiger vor wenigen Jahren noch als ausgestorben. Heute leben dort wieder 9 Tiger, die man aus dem Ranthambore übersiedelt hatte.
Unproblematisch ist aber auch die Situation der Indischen Tiger nicht. Der 30-jährige Satish Dhole, der als Butler im Luxuscamp Aman-i-Khás arbeitet und 450 Kilometer nördlich von Mumbai aufgewachsen ist, erzählt: «Vor einem Jahr tötete ein Tiger einen Mann, der im Dickicht des Nationalparks illegal Holz fällte.» Die Bevölkerungsexplosion in Indien sorgt dafür, dass die oft mausarmen Einwohner immer dichter zu den Schutzgebieten ziehen und ihre Ziegen- und Kuhherden auf Nationalparkboden grasen lassen, weil dort die Vegetation üppiger ist. So sind Konflikte vorprogrammiert. Denn: Ein männlicher Tiger benötigt ein Territorium von rund 50 Quadratkilometern. So gesehen müssten die rund 25 männlichen Tiger vom Ranthambore eine Fläche von 1250 Quadratkilometern beanspruchen können – oder dreimal mehr, als der Kern des Nationalparks heute hergibt. Der Arbeitsplätze schaffende Tourismus kann eine Lösung des Problems sein. Allerdings fahren im Ranthambore täglich 20 Jeeps und 20 Minibusse in neun vorgegebenen Zonen. Satish Dhole sagt: «Das oberste Gericht liess alle indischen Nationalparks bis Mitte Oktober 2012 schliessen, weil es abklären wollte, ob der Tourismus die Zahl der Tiger negativ beeinflusse.»
Die Gesetzhüter kamen zum Schluss, dass es für die staatlich geführten Parks neue Regeln braucht. Seither gilt ein Mindestabstand von den Fahrzeugen zu den grössten aller lebenden Grosskatzen von 50 Metern. Dieser Abstand wird jedoch nicht immer eingehalten, weil die Fahrer den Touristen – immer mehr sind Inder – möglichst viel bieten wollen. Andererseits arbeiten inzwischen rund 120 Wildhüter im Ranthambore. Die meisten von ihnen stammen aus den umliegenden Dörfern. Diese Tatsache sowie eine Sensibilisierungskampagne unter den Ein heimischen schärfen das Bewusstsein für den Panthera tigris tigris, wie das gestreifte Raubtier wissenschaftlich heisst. Trotzdem schafften es Wilderer seit dem Jahr 2000, weltweit schätzungsweise 1425 Tiger abzuschiessen. Sie sind die begehrtesten Tiere in Asien: Felle und Köpfe gelten als beliebte Trophäen, Tigerknochen, Augen und Zähne dienen als Wundermittel der Medizin, obschon es dafür keinerlei wissenschaftliche Erklärungen gibt.
Reizvolle Alwar-Region
Im Aman-i-Khás, einer von rund 100 Unterkunftsmöglichkeiten rund um den Ranthambore-Nationalpark, begrüsst der verheiratete Familienvater Satish Dhole die Gäste mit einem gekühlten Frotteetuch, damit sich diese den Staub von der Safari aus dem Gesicht wischen können. Laut Satish sind über ein halbes Dutzend weitere Hotelprojekte geplant, was den Kampf um die beschränkten Safariplätze weiter anheizen wird. «Sie sollten unbedingt unser nordöstlich von Jaipur gelegenes Schwesterresort Amanbagh besuchen», rät der sanftmütige Inder aus dem Staat Maharashtra. Gesagt, getan. Das im Februar 2005 eröffnete Luxusresort im Stil eines indischen Palasts mit 24 Suiten sowie 16 Pavillons mit privatem Schwimmbecken und gut 200 (!) Angestellten befindet sich in der touristisch völlig unbekannten, landschaftlich aber umso reiz volleren Alwar-Region – in einem grünen Tal mit Seen, Tempeln und Ruinen. Auf dem Gelände des Resorts hatte einst der Maharadscha von Alwar seine Zelte aufgeschlagen, um auf Tigerjagd zu gehen. Seit kurzem kann man die Tiere wieder im eingangs erwähnten und 35 Fahrminuten vom Amanbagh entfernten Sariska-Nationalpark bewundern.
Die Geister von Bhangarh
Der Luxus besteht nicht nur in der erstklassigen Hotellerie und indischen Gastronomie. Es sind genauso Begegnungen mit den einheimischen Bauern oder ein Besuch in der 1631 gegründeten Moghul-Stadt Bhangarh. In und um deren zerfallene Marktgebäude, Tempel, Paläste, Gärten und Wasserbecken leben heute nur noch Eisvögel, Wellensittiche, Eulen, Makaken, Languren oder Ziegen der lokalen Bauern. Die archäologische Stätte zählt zu den zehn wichtigsten Attraktionen von ganz Indien. Nur ist das fast gänzlich unbekannt. Noch bezahlt man für den Besuch von Bhangarh, das sich 15 Fahrminuten vom Amanbagh befindet, nicht einmal Eintritt. In den frühen Morgenstunden ist man als Tourist allein.
Die Legende besagt, dass der Hofmagier die Stadt verfluchte, als die schöne Prinzessin Ratnavati seine Liebe nicht erwiderte. Seither würden Geister über Bhangarh herrschen. Deshalb sei es Touristen verboten, nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang die archäologische Stätte zu besuchen. Das Fort und das Kaiserreich Bhangarh würden auf die Wiedergeburt von Ratnavati warten, damit sie den Fluch endlich beendet. Schön wäre es, wenn sie sich gleich noch um das Schicksal der Indischen Tiger kümmern würde.
Von Reto E. Wild