Ich packe meinen Koffer – «artundreise» fragt den Radrennspotler Fabian Cancellara.
Herr Cancellara, fahren Sie Velo in Ihren Ferien?
Fabian Cancellara: Nein, nie. Oder sicher nicht, um zu trainieren. Einmal hatte ich auf den Malediven ein Fahrrad zur Verfügung, aber es war mehr ein «cruiser», um vom Pool zu Restaurant und Strand zu fahren. Es hatte richtig dicke Pneus und nicht gerade einen Rennrahmen.
Nehmen Sie die Landschaft um sich wahr, wenn Sie Rennen fahren?
Selbstverständlich. Vor allem wenn ich durch Regionen fahre, in denen ich noch nie war. Ich war vor der diesjährigen Tour de Suisse noch nie in Heiden und im Appenzellerland. Es war schön, dass das Rennen mich dorthin führte.
In welchem Land fahren Sie am liebsten Rad?
Ohne Zweifel in der Schweiz. Obwohl es hart ist für mich. Ich bin nicht der Steigungs-Typ und die Schweiz ist ja nicht gerade bekannt für ihre flachen Strassen. Aber vielleicht ist das der Grund, warum mir das Training hier so gut bekommt. Ich liebe es wirklich, in der Schweiz zu fahren. Es ist, als ob man durch ein Naturmuseum fahren würde, so schön!
Vor der Tour de Suisse hatten Sie eine kurze Pause. Waren Sie weg?
Nein, ich war zu Hause. Ich habe ein paar wirklich gute Trainingsstrecken hier. Nach Phasen, in denen ich mehrere Monate unterwegs war, liebe ich es, zu Hause bei meiner Familie zu sein. In den Pausen während der Saison gibt es keinen Grund, zu verreisen.
Wohin verreisen Sie bei längeren Ferien am liebsten?
Meine liebste Reisedestination sind die Malediven. Dort hat es alles, was man braucht: Gutes Wetter, gute Hotels, Entschleunigung. Zudem gibt es auf den Malediven nicht so viel Elektronisches. Es ist in gewissem Sinne eine Art altmodischer Luxus. Das gefällt mir.
Was darf in Ihrem Koffer nie fehlen?
Mein «Beauty Case», das ein paar Lifestyle-Produkte enthält, die ich gerne dabei habe. Da ich beruflich viel reise, habe ich mein eigenes System entwickelt, damit ich mich unterwegs gut fühle.
Machen Sie Strandferien oder bevorzugen Sie Aktivurlaub?
Strand bitte. Ich habe genügend Aktivität während der übrigen Zeit des Jahres.
Was sind Ihre schönsten Reiseerinnerungen?
Ich mag es, wenn alles rund läuft. Wenn die Reise und das Essen gut sind und wir eine schöne Zeit haben, bin ich ein glücklicher Mann. In spezieller Erinnerung habe ich das Schnorcheln auf den Malediven. Wir haben Schildkröten und Riffhaie gesehen, das war wirklich toll.
Was ist Ihre schlimmste Erinnerung?
Wir haben nie wirklich schlechte Erfahrungen gemacht. Spontan fällt mir nur ein Hotelzimmer in Venedig ein. Meine Frau und ich waren auf der Durchreise Richtung Süden. Unser Zimmer war neben dem Lift und es war die ganze Nacht laut.
Wo waren Sie noch nicht, möchten aber unbedingt noch hin?
Fidschi? Bora Bora? Die Seychellen oder Mauritius? Lateinamerika, Miami … Wählen Sie aus.
Interview: Stefanie Schnelli
Fabian Cancellara begann im Alter von zwölf Jahren mit dem Radrennsport und zählt heute zu den besten Fahrern weltweit. 2008 wurde er zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt. Der 33-jährige Berner wurde im Einzelzeitfahren 2006, 2007, 2009 und 2010 Weltmeister – so oft wie kein anderer Radrennfahrer vor ihm. Zudem gewann er in der gleichen Disziplin Bronze bei den Weltmeisterschaften 2005, 2011 und 2013. An den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 konnte er im Einzelzeitfahren die Goldmedaille und im Strassenrennen die Silbermedaille für sich behaupten. 2014 wurde er Erster auf der Flandern-Rundfahrt, Zweiter im Rennen Mailand–San Remo und Dritter bei Paris–Roubaix. Fabian Cancellara ist verheiratet und hat zwei Töchter.