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Ich packe meine Koffer… «artundreise» fragt Mona Vetsch.
Mona Vetsch, am 21. April wird die erste Folge der neuen Staffel «Auf und davon Spezial» ausgestrahlt. Wo waren Sie dieses Mal mit Ihrem Team unterwegs?
Mona Vetsch: Wir haben auf Bali, in Australien, Kambodscha, Schwedisch Lappland, Italien und Florida gedreht. Vor allem unsere letzte Station, Italien, war sehr bewegend. Unsere dortigen Auswanderer leben in den Marken und sind von den Folgen der schweren Erdbeben betroffen. Sie wohnen seit Monaten in einem Wohnwagen, wissen nicht, wann sie zurück in ihr altes Steinhaus können und ob der Staat die Kosten für die Sanierung wirklich übernimmt. Wenn nicht, stehen sie vor dem Aus ihres Traumes.
Wo gab es schöne Überraschungen?
An den meisten Orten. Schön war zum Beispiel, Australien im Winter zu erleben. Es war richtig kalt an der Westküste. Die Landschaft war grün, alles hat geblüht.
Wo machen Sie am liebsten Ferien? Sind Sie für Ihre freien Tage schon an Drehorte zurückgekehrt?
Nur einmal, nachdem ich für die Sendung «Fernweh» auf der kleinen Karibikinsel Dominica war. Sonst verreise ich privat nicht so weit. Ich bleibe extrem gerne in der Schweiz, im Val Müstair oder in einem der wilderen Täler im Tessin. Ich habe drei Buben und möchte uns allen den Stress von langen Anreisen ersparen. Zudem bin ich beruflich so oft unterwegs, dass ich mich privat gerne etwas zurückhalte. Wir verbringen die Ferien meist im nahen Ausland oder in der Schweiz.
Haben Sie immer davon geträumt, für Ihren Beruf viel unterwegs zu sein, die Welt zu entdecken?
Ganz und gar nicht! Mein erster Flug war die Maturareise nach London. Ich hatte früher Flugangst und nie das Bedürfnis, in die Welt hinauszuziehen. Ich habe das auch nicht gekannt. Meine Geschwister und ich sind auf einem Bauernhof im Kanton Thurgau aufgewachsen, in einem Dorf mit hundert Einwohnern. Ich bin in meiner Jugend nur in Büchern gereist.
Also wollten Sie auch nie auswandern? Bis heute nicht?
Nein, zu denen gehöre ich nicht. Je mehr ich unterwegs bin, desto grösser wird meine Dankbarkeit für alles, was wir haben. Aber ich kann durchaus verstehen, warum es für die Auswanderer stimmt, im Ausland zu leben. Ich bewundere sie sehr dafür, dass sie es einfach probieren und sich von den Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen.
Gibt es ein Rezept, das den Start im Ausland einfacher macht?
Ein Rezept nicht. Aber über die Jahre hat sich herauskristallisiert, dass das Leben in der Ferne vor allem bei denjenigen gut funktioniert, die sehr praktisch veranlagt sind. Anpacker, die eine defekte Wasserleitung auch selber reparieren können, die Probleme pragmatisch angehen und nicht gleich verzweifeln, wenn etwas nicht klappt.
Haben viele eine zu romantische Vorstellung vom Leben im Ausland?
Sicher ist: Ein blöder Nachbar nervt im Haus am Meer genau gleich wie ein blöder Nachbar zu Hause. Viele Auswanderer, die am Meer leben, erzählen mir zudem, dass sie vor eineinhalb Monaten das letzte Mal am Strand waren. Der Alltag kehrt auch im Ausland ein. Persönlich glaube ich eher an Glücksmomente wie an das eine grosse Glück.
Welches sind Ihre schönsten Erinnerungen von den Drehs?
Die Begegnungen mit Menschen. In Kambodscha sind wir zum Beispiel von Phnom Penh mit dem Zug an die Küste gefahren. Die Strecke war lange gesperrt und ist seit Kurzem wieder offen. Als uns Einheimische – viele waren auffallend schön angezogen – mit der Kamera sahen, fragten sie uns, ob das auch unsere erste Zugreise sei. Diese Familie war noch nie vorher in einem Zug. Oder der Amerikaner, der mich in einem McDonald’s in Florida angesprochen hat: Es stellte sich heraus, dass sein Bürgerort Eglisau ist und er die Schweiz gut kennt. Auch fragte er mich, ob ich ihm die Sache mit dem Frauenstimmrecht erklären könne. Er habe bis heute nicht verstanden, warum das in der Schweiz so lange gedauert hatte. Unsere Hamburger haben wir später kalt gegessen. Es erstaunt mich auch immer wieder, wie vielen Schweizern wir unterwegs begegnen. Wir sind so eine kleine Nation, aber auf der ganzen Welt trifft man Schweizer an.
Und Ihre liebsten privaten Reiseerinnerungen?
Vielleicht der Interrail-Trip mit einer Freundin durch England und Schottland? Ich mag raue, schroffe Landschaften. Wir sind einfach losgefahren und haben uns treiben lassen. So reise ich heute noch am liebsten.
Interview: Stefanie Schnelli
Mona Vetsch (1975) arbeitet seit zwanzig Jahren für das Schweizer Radio und Fernsehen und wurde mit Sendungen wie Oops, Fernweh, Der Club und der Radiosendung Focus bekannt. Zurzeit moderiert sie die Morgensendung beim Radio SRF 3 sowie die DOK-Serie «Auf und davon Spezial». Seit acht Jahren begleitet «Auf und davon» Schweizer Auswanderer auf dem Weg in ein neues Leben. In den von Vetsch moderierten Spezial-Sendungen besucht sie sechs Familien und Paare aus den ersten Staffeln und dokumentiert, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber auch welches Glück sie in ihrer neuen Heimat erleben.