Im Westen Irlands bieten Spa-Hotels die wohlige Ergänzung zur rauen irischen Landschaft. Der Wellness-Trend ist eher neu auf der Grünen Insel. Dabei ist die Kombination Natur und Spa perfekt.
Über ihr fliegen weiss-graue Wolkenfetzen hinweg, als seien sie vom Teufel geritten. Vor ihr plätschert ein Bach und hinter ihr blubbert das 35 Grad warme Jacuzzi. Eigentlich könnte Linda vollkommen entspannt sein, das Schauspiel am Himmel geniessen und sich auf ihre Massage freuen. Aber Linda ist das erste Mal im Spa. «Muss ich mich eigentlich mit dem Masseur unterhalten?», fragt sie unsicher.
In Irland sind Spas erst langsam im Kommen. Etwas prüde bleibt die Badehose in der Sauna an. Und dass man nach einem Durchgang zunächst Frischluft tanken sollte, um dann im Tauchbecken nochmals abzukühlen, ist auf der Grünen Insel auch noch nicht ganz so bekannt.
Das gängige Bild der Grünen Insel wird stets mit den steilen Klippen von Moher gemalt, mit engen Landstrassen durch unzählige Grünschattierungen, die nicht einmal der wortgewandte Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll in seinem «Irischen Tagebuch» zu beschreiben wusste. Pubs und Guinness gehören dazu, ebenso wie wunderschöne Schlösser auf dem Land und das immer noch beschauliche Millionendorf Dublin. Kaum ein Staat bietet auf so wenig Fläche derart abwechslungsreiche Landschaften. Und kein Land vergleichbarer Grösse hat gleich drei Literatur-Nobelpreisträger hervorgebracht: Neben George Bernard Shaw und Samuel Beckett, die vielen Lesern bekannt sind, gewann 1995 der Lyriker Seamus Justin Heaney den wichtigsten Literaturpreis der Welt. In seinen Gedichten beschäftigte er sich oft mit seiner Heimat.
Von Gummistiefeln und Dampfbad
Der weltweite Wellness-Trend schenkt dem Irland-Bild nun einen weiteren Tupfer. Outdoor- und Indoor-Wohlfühlen ergänzen sich zwischen Donegal und Cork optimal. So liegt das «Delphi Mountain Resort & Spa» in der Nähe des Weilers Leenane, rund 40 Minuten von Westport, inmitten der rausten Seite Irlands. Dort bestimmen Berge, Hochmoore und tief einschneidende Fjorde die Szenerie. Dieser Torflandschaft ist kein Gummistiefel gewachsen. Beim Spazieren draussen in der unverfälschten Natur holt man sich nasse Füsse, atmet wohltuend klare Luft ein denkt und über das Ende der Welt nach – auch wenn man nur am westlichsten Zipfel Europas steht. Aber dann geht’s rein ins wohlig-warme Dampfbad, wo die Zehen wieder zum Leben erwachen, oder direkt zur Hot-Stone-Massage, bei der die Steine ihre Wärme langsam, aber anhaltend an den Körper abgeben und dessen Energieströme beleben.
Linda ist von ihrer Fussreflexzonenmassage zurück. Nach chinesischer Lehre bildet der Fuss ein Abbild des ganzen Körpers. Und Lindas Therapeutin hat zielsicher ein Knieproblem an der Fusssohle wegmassiert. «Kaum zu glauben, aber wahr», sagt Linda staunend.
Weiblein und Männlein getrennt
Gewiss wird ein rein gesundheitlich-orientiertes Ansinnen in Irland heftig auf die Probe gestellt. Denn wer möchte es schon missen, sich den cremig-weissen Schaum eines dunklen Guinness von den Lippen zu wischen, oder einen rauchzarten Whiskey der Edelmarken Bushmills, Jameson oder Tullamore im tiefen Ledersofa vor dem Kaminfeuer oder an der holzgetäfelten Bar zu geniessen?
Rund zehn Adressen in Irland würden zu ihrem Hotelnamen den Zusatz «& Spa» verdienen. Dass die meisten darauf verzichten, zeigt, dass der Trend noch nicht ganz angekommen ist – was manchmal durchaus seinen Reiz hat. Massage-Routine im Stechuhr-Rhythmus ist unbekannt. Und die 45-Minuten-Massage kann schon einmal ein paar Minuten länger dauern, um den einen oder anderen verspannten Nackenmuskel doch noch weich zu bekommen.
Zwischendurch schafft das aber auch Tücken: Dass zum Wohlfühlen im Spa auch der Partner gehört, hat das «Park Hotel Kenmare» westlich von Cork leider nicht interessiert. Sauna, Dampfbad und Ruheraum sind strikt nach Männlein und Weiblein getrennt. Nur im geheizten Aussenpool mit Blick auf Park, Pferdekoppel, Hügellandschaft und Atlantik ist traute Zweisamkeit erlaubt. Dabei wurde dem schlossähnlichen Haus mit dem japanisch angehauchten, minimalistisch designten Sámas Spa ein kompletter Neubau an die Seite gestellt, der architektonisch gelungen ist. Zehn Therapeutinnen bieten darin ein perfektes Programm und Roxy-Music-Mitglied Andy Mackay komponierte die Hintergrundmusik.
Mittlerweile sitzt Linda im Whirlpool, blickt auf die immer noch wie vom Teufel gerittenen weiss-grauen Wolken und sieht um einiges entspannter aus als am Morgen ihres ersten Spa-Tages. Spa steht ja schliesslich für «salus per aquum», Gesundheit durch Wasser. In Irland möchte man ergänzen: durch Wasser und eine intakte Natur, die es zu entdecken gilt.
Von Jochen Müssig, Bild: Visit Ireland
GUT ZU WISSEN
VERKEHR: Es herrscht Linksverkehr. Mietwagen gibt es ab rund 200 Euro pro Woche, wenn vorab gebucht wird.
SPA HOTELS:
> Delphi Mountain Resort & Spa in Leenane, ab 120 Franken mit Frühstück.
> Ashford Castle in Cong, ab 450 Franken ohne Frühstück.
> Park Hotel Kenmare in Kenmare im Südwesten, ab 290 Franken mit Frühstück.
> The Merrion mit The Tethra Spa in Dublin ab 300 Franken ohne Frühstück.
Preise für zwei Personen im Doppelzimmer.
DER TIPP DES SPEZIALISTEN | |
Uganda und Ruanda bieten sehr viele Sehenswürdigkeiten. In Uganda gehört der Besuch des Queen Elizabeth Nationalparks mit Bootsfahrt auf dem Kazinga Kanal zum Lake Edward in jedes Programm. Hier gibt es unzählige, zum Teil seltene Vogelarten zu sehen. Wer Zeit hat, sollte auch den Kibale Forest nicht auslassen. Auch hier findet man viele Vögel, mit etwas Glück auch Schimpansen. Uganda wird nicht umsonst die Schweiz Ostafrikas genannt. Das ganze Land ist besuchenswert und lässt sich auf recht guten Strassen problemlos bereisen. In Ruanda rate ich, die Strecke zwischen Kibuye und Gisenyi dem Kivusee entlang zu fahren. | Den See sieht man zwar nur selten und in Entfernung, die Strasse führt aber durch eine schöne Hügellandschaft, vorbei an typischen Dörfern. Ein Besuch im Genozid Memorial in Kigali gehört unbedingt dazu. Wie sich Ruanda seit den schwarzen Tagen 1994 entwickelt hat, ist mehr als erstaunlich und verdient Respekt. Weitere Informationen: Let’s go Tours Tel. 052 624 10 77 www.letsgo.ch Tipp von Kurz Zürcher, Geschäftsführer Let's go Tours |