Die Zeichen stehen auf Strom: Auch bei Jaguar. Mit dem stärksten F-TYPE lässt die britische Manufaktur aber nochmals ihr ganzes Können in der mechanischen Automobilkunst aufblitzen.
Unvergessen wie Jean Tinguely auf der Rennstrecke von Monaco nach zertrümmerten Karosserieteilen von Formel-1-Boliden suchte. Unvergessen auch sein Grinsen, als er seine Fundstücke diskret verstaute. «Objets ramassés» nannte er sie schelmisch. Tinguely, der Meister der kinetischen Kunst, liebte den Geruch von Benzin, Öl und abgefahrenem Gummi. Und er liebte die Rennstrecke als Inspirationsquelle. In den gegenwärtigen Abgesang auf den mechanischen Motor hätte er sicher nicht eingestimmt, ihn aber wahrscheinlich zum Thema seiner Kunst gemacht.
Wenn nun Jaguar, dessen Strategie klar in Richtung Elektromobilität führt, mit dem Jaguar F-TYPE SVR noch einmal das ganze Können der mechanischen Automobilkunst aufblitzen lässt, dürfte dies bei manchem Autoenthusiasten nostalgische Gefühle hervorrufen. Denn der F-TYPE SVR ist der würdige Erbe des legendären Jaguar-E. Damit gehört er in jede hochwertige Automobil-Sammlung. Vor allem aber gehört er auf die Strasse.
Fahrer, Motor! Wir lassen die Musik spielen. Die acht Zylinder des Fünf-Liter-Motors melden sich zum Dienst. Wir fragen uns, wohin die Reise geht. Und wir fragen uns, wohin sie künftig führt. Der neue Mobilfunkstandard 5G wird nicht nur die Telekommunikation, sondern auch die Mobilität revolutionieren. Dank der Möglichkeit, viel grössere Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten, wird 5G die Entwicklung von selbstfahrenden Autos vorantreiben. Für uns «Auto-Piloten» könnte dann gelten: Wir stehen zwar nicht mehr im Stau, dafür sind wir im wahrsten Sinne des Wortes «fremdgesteuert»: Der «Homo smartphonensis», on- und offline fest im Griff der Technologieriesen. Schöne neue Welt.
Ich drücke auf das Gaspedal. Der kernige Sound treibt die furchterregenden Gedanken aus dem Kopf und Tränen in die Augen. Nach 3,7 Sekunden zeigt der Tacho die 100er-Marke an. Haben wir in unserem kleinen Land nicht eine geniale technische Hochschule, die den synthetischen Treibstoff erfunden hat? Wie wäre es, künftig nicht nur elektrisch, sondern auch mit klimaneutralen Verbrennungsmotoren unterwegs zu sein? Aber beides ohne künstliche Intelligenz von Big Brother? Analog statt digital, sage ich mir und gebe Gas. Die Leistungsentfaltung des SVR ist brachial, das Drehmoment von
700 Nm fantastisch. Die Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h lässt sich freilich nur auf der Rennstrecke testen.
Die lange Haube, die geschwungenen Linien, das knackige Hinterteil – die Formensprache ist aus einem Guss. Das Cockpit wirkt genauso elegant und stilvoll wie die Linien der Karosserie. Nach wenigen Handgriffen passen die Sitze wie ein englischer Massanzug. Die SVR-V8-5-Liter-Version mit 575 PS gibt es als Coupé und Cabriolet. Beide Modelle sind ab Werk mit Allradantrieb und 8-Gang-Quickshift-Automatikgetriebe ausgestattet. Und für Reisejunkies interessant: Dank des für einen Sportwagen relativ geräumigen Kofferraums taugt das F-TYPE Coupé auch für einen Wochenendausflug zu zweit.
Text: Markus Weber
Jaguar F-TYPE Coupé SVR
– Motor: 5,0 Liter V8 Kompressor
– Leistung: 575 PS
– Max. Drehmoment: 700 Nm bei 3500 U/Min.
– Testverbrauch: 12 Liter auf 100 Kilometer
– CO2-Emission: 249 g/km
– Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 3,7 Sekunden
– Höchstgeschwindigkeit: 322 km/h
– Preis: ab CHF 157 100
www.jaguar.ch