Aida hat ein neues Flaggschiff, das nicht nur grösser ist als die Vorgänger, sondern auch eine moderne Generation von Schiffen einläutet, die wesentlich umweltfreundlicher unterwegs ist.
Es ist ein spannungsvoller Moment. Die riesigen Taue sind gelöst, die Gäste stehen bereit, die Handys sind gezückt. Grosse Möwen kreischen in der Luft und fliegen nahe an die Aidaprima, als wollten auch sie einen Augenschein nehmen vom neuen Star in Hamburg. Das Schiffshorn unterbricht ihre Kommunikation für einen Augenblick und lässt die Vorfreude der Passagiere hochschnellen. Fahren wir? Wir fahren! Aus den Lautsprechern erklingt Enyas «Sail away». Aida-Fans kennen das Lied, das jeweils den Start ihrer Ferien markiert, wenn ein Schiff der Flotte zu Beginn einer Reise aufs offene Meer sticht. Vom Ozean ist auf der Aidaprima aber erst der kühle Wind zu spüren, der den Gästen auf der Terrasse der Spray Bar am Bug des Schiffes frontal ins Gesicht bläst. Mit bester Aussicht ziehen sie auf dem 300 Meter langen Koloss – quasi mitten durch die Stadt – am eindrücklichen Hafenviertel vorbei. Schaulustige und Spaziergänger bleiben stehen und winken, die Sonne steht tief und schmückt die Szene mit schönstem Abendlicht. Ein feierlicher Rahmen für einen feierlichen Akt: Es ist das erste Mal, dass die Aidaprima aus ihrem neuen Heimathafen Hamburg fährt.
«Ich war schon nervös», gibt Kapitän Detlef Harms später an der Pressekonferenz an Bord zu. Es ist eine Kennenlern-Fahrt für Kreuzfahrt-Spezialisten, Reisebüromitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Journalisten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Eine Gruppe von rund 2000 Personen. Harms nimmt bereits zum dritten Mal ein Aida-Schiff in Betrieb, doch Aidaprima ist anders. Grösser und mit völlig neuer Technologie, ist sie die erste Vertreterin einer neuen Schiffsgeneration. Der Kapitän hat seinen neuen Arbeitsplatz auf der Fahrt von der Werft in Japan nach Europa bereits bestens kennengelernt. «Es lässt sich sehr angenehm manövrieren und ist äusserst leistungsstark», lobt der gebürtige Rostocker sein jüngstes Schiff etwas technisch, aber schmeichelnd. Er spricht von grosser Wendigkeit und einem kurzen Bremsweg von 1,5 Kilometern bei Höchstgeschwindigkeit von 20 Knoten – alles in Relation von einem Schiffsriesen selbstverständlich. Doch es geht um mehr als Fahrkomfort: Aida hat sich auf die Fahne geschrieben, Vorreiter in Sachen Umweltschutz zu sein, und die Aidaprima ist das neue Vorzeigestück der deutschen Reederei. «Was technisch verfügbar ist im Umweltschutzbereich, ist auf der Aidaprima zu finden», sagt Felix Eichhorn, Präsident von Aida Cruises.
Gleiten auf Luftbläschen
Das augenfälligste Merkmal ist dabei die neue Form des Rumpfes, die unter Schiffsliebhabern anfangs etwas Stirnrunzeln auslöste. Doch dank ihrer modernen Kurven schwimmt die Aidaprima schnittiger im Wasser, was Treibstoff spart. Und der typische Kussmund steht auch dem Aidaprima-Bug gut. Ebenfalls neu in der Kreuzfahrtindustrie ist die neue sogenannte MALS-Technologie: Bei einer Geschwindigkeit ab 10 Knoten schnaubt das Schiff quasi Luft ins Wasser und gleitet dann auf einem Teppich aus Luftbläschen. Zusammen mit den neuen Antrieben und der neuen Form braucht die Aidaprima pro Passagier so 20 Prozent weniger Treibstoff als noch die Aidastella. Auch bei den Emissionen wird gespart: Dank einem neuartigen Abgas-Nachbearbeitungssystem können zum ersten Mal Russpartikel, Stick- und Schwefeloxide ausgefiltert werden. Eine weitere Premiere an Bord eines Kreuzfahrtschiffs sind die Dual-Fuel-Motoren, die in den Häfen auf Flüssigerdgas (LNG) umgestellt werden können, statt wie auf hoher See mit Marinediesel zu funktionieren. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Infrastruktur in den Häfen verfügbar ist, denn LNG kann noch nicht auf den Schiffen gespeichert werden.
Als Passagier spürt man diese technischen Highlights – zumindest als Laie – nicht direkt. Kapitän Harms versichert aber, dass die Aidaprima ruhiger fährt als die bisherigen Schiffe. Eine gute Botschaft für alle Anwesenden, welche die rund drei Meter hohen Wellen an diesem Tag auf der Nordsee schon sehr unangenehm finden. «Man soll doch spüren, dass man auf dem Wasser ist», sagt eine Reisebüro-Mitarbeiterin aus Hannover und lacht. Ein ganz ruhiges Schiff wäre nichts für sie. Zusammen mit anderen Branchenprofis lernt sie das neue Schiff aus erster Hand kennen, um Kunden bei der Wahl des passenden Angebots besser beraten zu können. Die Aidaprima in kurzer Zeit zu entdecken, ist allerdings kein einfacher Job. Mit einer Kapazität für 3300 Passagiere und einer Länge von 300 Metern ist das elfte Schiff der Flotte das neue Flaggschiff der Familie, auf den 18 Decks sind zahlreiche Neuerungen und Features untergebracht. 12 Restaurants gibt es an Bord, ein Kochstudio, in dem an ausgewählten Daten Tim Mälzer am Herd stehen wird, 18 Bars (inklusive Snackbars), einen Kinder-, einen Teen- und neu auch einen Mini-Club, wo Babys ab sechs Monaten betreut werden. Dazu kommen Bereiche, die Erwachsenen vorbehalten sind wie beispielsweise der Nachtclub Nightfly mit Liveunterhaltung oder auch die schicke, ganz in Weiss gehaltene zweistöckige Spray Bar, die in Kooperation mit Moët & Chandon entstanden ist. Allein schon die Kabinenkategorien sind herausfordernd: 14 verschiedene Varianten sind buchbar, von der hellen, einfachen Innenkabine bis zur Suite mit 125 Quadratmetern und grossem Sonnendeck. Die Gäste können wählen, ob sie in ihrer Verandakabine lieber einen begehbaren Kleiderschrank oder eine separate Dusche haben, ob sie sich auf dem für den Rest der Passagiere nicht zugänglichen Patio-Deck mit 36 Panoramakabinen unter ihresgleichen wohler fühlen oder eine Lanai-Kabine bevorzugen, die neben der sechs Quadratmeter grossen Veranda auch über einen gleich grossen Wintergarten verfügt.
Beach Club auch im Winter
Ein Wintergarten kann sich lohnen: Als erste Reederei lässt Aida mit der Prima ein Schiff ganzjährig ab Hamburg starten. Der wintertaugliche Beach Club ist für viele der Anwesenden denn auch das Highlight des neuen Schiffes. Dank einem UV-durchlässigen Foliendach sind die Temperaturen im mit Kunstpalmen geschmückten Bereich auch bei schlechtem Wetter strandmässig. Abends, wenn die Partys mit Livemusik starten und an der bekannten, sternförmigen Aida-Bar die Barkeeper wirbeln, wird das Dach zur Projektionsfläche für einen virtuellen Sternenhimmel oder Lasershows. Ebenfalls unter einem Foliendach, das bei schönem Wetter geöffnet werden kann, liegt das Activity-Deck Four Elements, wo Schwindelfreie im Kletterpark ihren Gleichgewichtssinn herausfordern oder sich Ehrgeizige auf zwei Wasserrutschen mit Stoppuhr ein Wettrennen liefern können. Gemächlichere Zeitgenossen zieht es wohl eher in den Lazy River, wo man sich in einem Gummiring im langsamen Wasserstrom treiben lässt.
Cornelia Gemperle, CEO von Kuoni Cruises, glaubt an das Aida-Konzept. Sie lobt vor allem den Beach Club, das Lanai-Deck mit den Infinity-Pools und der windgeschützten Lanai-Bar sowie den grosszügigen, schönen Spa-Bereich. «Die Aidaprima ist ein typisches Mehrgenerationenschiff und eignet sich sowohl für Familien wie auch für Alleinreisende und junge Paare.» Gemperle beobachtet, wie Aida bei ihren Kunden immer beliebter wird. «Früher hatten viele Bedenken, auf ein rein deutschsprachiges Schiff zu gehen. Heute ist die Marke Aida für ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sehr gutes Essen, ein qualitativ hochwertiges Angebot und eine ungezwungene, lockere Atmosphäre bekannt.»
Von Stefanie Schnelli