Kroatien zählt zu den aufsteigenden Badeferien-Zielen. Kein Wunder, das Land an der Adria hat sich herausgeputzt und lockt mit einem natürlichen Tourismus, der weit mehr als schöne Strände bietet.
Zum Sonnenuntergang gehören sie schon fast dazu: erst ist nur eine Rückenflosse zu sehen, dann zwei, drei, fünf. Zügig schwimmen die Delfine in die Bucht bei Vrsar in Istrien. Ihre kräftigen Körper sind rund 150 Meter vom Ufer entfernt gut zu sehen. Scheinbar zielstrebig und konzentriert tauchen sie auf und ab. Futterzeit. Es herrscht Action im Wasser und mit ihr kommt plötzlich auch Bewegung in die unter kleinen Bäumen friedlich faulenzenden Menschenkörper an Land. Eine blonde junge Frau springt auf und hält die Hände vor den Mund, gestandene Männer legen ihre Bücher nieder, ein Stand-up-Paddler bringt eilig sein Brett ins Wasser. Niemand will die Delfine verpassen. Dabei waren sie gestern schon da. Ein Spektakel, das im milden Abendlicht fast schon kitschig wirkt. Nach fünf, vielleicht zehn Minuten sind die Tiere so schnell weg, wie sie gekommen sind. Doch bei den Zuschauern, die jetzt langsam ihre Sachen packen, lassen sie glückliche Feriengesichter zurück.
Bäume statt Sonnenschirme
Kroatien hat rund 6000 Kilometer zerklüftete Küste, mehr als tausend Inseln und Inselchen liegen vor ihr. Ein Land prädestiniert für perfekte Sommerferien. Unzählige kleine Buchten locken Romantiker, statt langen Sonnenschirm-Paraden spenden Pinien- und Zedernwälder Schatten. Das Meer schimmert von türkis bis königsblau und ist vielerorts glasklar. Diese Schönheit ist den Reisenden nicht entgangen: 2016 erlebte Kroatien ein Rekordjahr. Fast 14 Prozent mehr Gäste aus der Schweiz reisten an und sorgten für über eine Million Übernachtungen. Zum Teil ist das auf die Situation in Konkurrenz-Destinationen wie der Türkei zurückzuführen, aber nicht nur. Kroatien, seit 2013 EU-Mitglied und mit langer Tourismus-Tradition, hat in die Qualität investiert. Von Zürich aus gibt es im Sommer Direktflüge nach Pula, Split und Dubrovnik. Besucher schätzen die natürliche Küste, die gastfreundlichen Menschen, von denen viele Deutsch sprechen, die hübschen, mittelalterlichen Städtchen und Städte. Allein schon in Istrien, der nördlichsten Halbinsel des Landes, gibt es auf relativ kleiner Fläche viel zu entdecken. Orte wie Vrsar konnten sich den Charme alter Fischerdörfer bewahren. Bis heute fahren die Fischer täglich an den eindrücklichen Yachten vorbei aufs Meer.
Dabei ist Istrien noch für eine ganz andere Spezialität bekannt: Weisser Trüffel. Die Eichenwälder um Motovun liefern ideale Bedingungen für die knorrigen Knollen. Verkauft wird der wertvolle Pilz im Sommer vor allem in Form von Trüffelöl. Denn auch die Oliven schmecken vorzüglich. Vom Wein, der unberechtigterweise neben den bekannten Namen in Italien immer noch ein Schattendasein fristet, ganz zu schweigen. Obwohl die Traube des Primitivo beziehungsweise Zinfandel ursprünglich aus Kroatien stammt. Kulinarik wird im ganzen Land grossgeschrieben, Istrien ist eine Genussregion. Und seit Januar 2017 befindet sich hier auch der erste Michelin-Stern des Landes: Die Ehre ging an das Restaurant Monte in Rovinj. Eine Stadt auf einer einstigen Insel, mit einer stolzen Kirche auf der Hügelspitze, engen Gässchen und schönen Plätzen, urigen Gaststätten und kleinen Geschäften, in denen Künstler ihre Werke verkaufen.
Rovinj selbst ist ein Kunstwerk verschiedener Epochen und Stile. Das Gebiet des heutigen Kroatiens stand jahrhundertelang im Spannungsfeld verschiedener Grossmächte wie Venedig, des Habsburgerreiches und des Osmanischen Reiches. «Die Mischung aus italienischen, österreichischen und slavischen Einflüssen macht unsere Heimat aus», erklärt ein Maler im Künstlerstädtchen Grožnyan. Ob es diese Mischung ist, die viele Kunstschaffende anzieht, weiss er nicht. «Vielleicht. Ich glaube aber, es liegt eher am einzigartigen Licht. Ich stelle mir vor, dass wir in einem Lichtdreieck zwischen der Sonne, den Bergen und dem Meer liegen.»
Urwald und Höhlensysteme
Grožnyan ist eines der hübschen Dörfer, die von Wald umgeben auf einem Hügel thronen, wo auch im Sommer ein leichter Wind weht. Kroatien ist für seine traumhaften Strände und Buchten von Norden bis Süden bekannt, doch auch das Hinterland bietet einzigartige Schönheiten. Zehn Prozent der Landesfläche stehen unter Schutz. Der Nationalpark Plitvicer Seen beispielsweise bezaubert mit 16 Seen, Wasserfällen sowie einem Urwald, in dem 157 Vogel arten leben. Der Nationalpark Krka ist vor allem vom gleichnamigen Fluss geprägt, während die Highlights von Paklenica die zwei eindrücklichen Schluchten sind, die sich vom Meer bis zu den Gipfeln des Velebit-Gebirges ziehen. Das Landesinnere, noch unbekannter als die Küste, zieht Höhlenforscher, Mountainbiker, Paraglider, Kajaker, Wanderer und Bergsteiger an.
Eine andere Gruppe hat das Land schon lange für sich entdeckt: die Segler. Unter Nautikern gilt Kroatien als eines der schönsten Ziele überhaupt. Nicht nur wegen des Kornati-Archipels, der grössten und dichtesten Inselgruppe der kroatischen Adria mit mehr als 125 Eilanden, sondern auch wegen Inseln wie Hvar bei Split, wo eine traumhafte Landschaft mit alten Städtchen und einer modernen Clubbingszene zusammentrifft. Ein typisches Stück Kroatien eben.
Von Stefanie Schnelli
Bilder: Kroatische Zentrale für Tourismus/Ivan Coric und Boris Kacan
FERIEN AUF EINER KREUZFAHRT-YACHT
Inselhopping ist ideal, um die Schönheit der kroatischen Küste zu entdecken. Wer dafür kein eigenes Boot chartern, aber dennoch individuell reisen will, sollte die Romantic Star in Betracht ziehen. Das Boutique-Schiff mit Platz für 36 Passagiere wurde 2016 in Betrieb genommen. Das Reisebüro Mittelthurgau hat die Yacht zwischen dem 28. April und dem 23. Juni exklusiv für seine Gäste gechartert. Die einwöchige Reise führt zwischen Split und Dubrovnik der Küste entlang. www.mittelthurgau.ch