La Palma ist die nordwestlichste der Kanarischen Inseln und unterscheidet sich nicht nur durch das üppige Grün von ihren grossen Schwestern. Ein Juwel für Wanderer, Biker, Taucher, Schnorchler und alle, die Ruhe und eine intakte Natur suchen.
Dass besonders schöne oder wertvolle Landstriche durch National- oder Naturparks erhalten bleiben, ist zum Glück keine Seltenheit mehr. Auf La Palma, der nordwestlichsten Insel der Kanaren, ist dieser Anteil aber beeindruckend hoch: Ein Drittel der Fläche von insgesamt 708 Quadratkilometern stehen unter Schutz. Mehr noch: Die Unesco hat die gesamte Insel mit den sie umgebenden Meeresschutzgebieten zum Weltbiosphären-Reservat erklärt. Doch das ist nicht alles. Denn auf La Palma ist selbst der Himmel geschützt. Als einer der ersten Orte weltweit führte die Insel ein Gesetz ein, das den Nachthimmel vor zu viel künstlichem Licht und elektrostatischer Verschmutzung bewahrt und eine Freizone von Flugrouten beinhaltet.
Was auf dem Papier etwas theoretisch klingt, leuchtet Besuchern schnell ein, sobald es dunkel wird: Millionen von Sternen funkeln am Himmel und erhellen die Nacht, die Milchstrasse scheint zum Greifen nahe, das Universum bietet Einblick in seine Unendlichkeit. Dass die gute Sicht in ferne Galaxien genau auf diesem Flecken Erde mitten im Atlantik so eindrücklich möglich ist, verdankt La Palma optimalen Bedingungen: einer fast reinen Atmosphäre ohne Luftwirbel und an vielen Stellen viele wolkenlose Nächte. Für Astronomen ist La Palma darum ein perfekter Arbeitsort, um dem Universum seine Geheimnisse zu entlocken oder vielleicht einen neuen Planeten zu entdecken. Das Observatorium Roque de los Muchachos zählt weltweit zu den besten Einrichtungen für Sternenbeobachtung und kann auch von interessierten Laien besucht werden. Am höchsten Punkt der Insel, auf 2400 Metern über Meer, thront es über dem Nationalpark La Caldera de Taburiente im Zentrum der Insel.
Wolkengeister beobachten
Der Nationalpark zeugt eindrücklich vom vulkanischen Ursprung der Insel, er liegt in einem riesigen, halbmondförmigen Erosionskrater, umgeben von Bergen, und gesegnet mit viel Wasser in verschiedenen Formen. Es sprudelt aus Quellen, bahnt sich seinen Weg durch tiefe Schluchten und fällt in hübschen Wasserfällen, bis es in den Atlantik mündet. Spektakulär ist das Phänomen des Wolkenwasserfalls, bei dem die Gebirgszüge eine Wetterscheide bilden. Mit den Passatwinden strömt feuchte Luft auf die Insel zu, an den Südhängen wird die Feuchtigkeit in Form von weissen Wolken sichtbar, die wie Geister leise die Berge hinuntergleiten.
La Palma hat viele Gesichter und ist von sehr unterschiedlichen Landschaftsbildern und vielen Mikroklimas geprägt. Vulkane, majestätische Berge, Schluchten, Kulturlandschaften und eine zerklüftete Küste sind die Hauptdarsteller. Sie wird auch «La Isla Bonita», die Schöne, genannt. Oder einfach «Die grüne Insel», weil sie im Vergleich zu anderen kanarischen Inseln relativ stark bewaldet ist. Mehr als 800 Pflanzenarten wachsen auf dem fruchtbaren Boden, von hohen Kiefern, duftenden Pinien bis zu uralten Lorbeerwäldern, die einst in weiten Teilen Europas verbreitet waren und eine besonders mystische Stimmung ausstrahlen.
Gemeinsam mit den Schwestern im Atlantik sind La Palma die schwarzen Strände, die einen schönen Kontrast zum Blau des Atlantiks bilden. An mehreren Orten an der Küste haben sich Becken im Stein gebildet, die zu einem entspannten Bad einladen. Natürliche Swimmingpools, verbunden mit dem Meer, aber geschützt vor den Wellen. Kleine Oasen der Ruhe, um Ärger und Stress von zu Hause abzustreifen – oder einfach, um die Muskeln nach einer anstrengenden Wanderung oder einer Velotour zu entspannen. Denn La Palma gehört den Aktiven, den Naturliebhabern und Ruhesuchenden. Die Insel ist durchzogen von gut ausgeschilderten Wanderwegen, Biketrails und Bergstrassen für Velofahrer. Die bekannteste Route für Wanderer ist die rund 18 Kilometer lange Vulkantour, die an der Südspitze der Insel endet. Früher hat sie die kleinen Siedlungen verbunden, heute freut sich, wer sich aufmacht, über spektakuläre Aussichten und sich dauernd verändernde Landschaftsbilder. Allerdings ist ein bisschen Kondition gefragt, flach ist es auf La Palma selten. Dafür spielt das Wetter mit: Selbst im Sommer weht ein angenehmer Wind, die Temperaturen sind das ganze Jahr über frühlingshaft.
Der La-Palma-Effekt
Obwohl die Inselhauptstadt Santa Cruz de la Palma im Osten mit ihrer hübschen Altstadt im Kolonialstil zum Schlendern und Kaffeetrinken einlädt und das Meer mit schönen Stränden, Kajakausflügen, guten Tauchgründen und Bootstouren, bei denen man Wale und Delfine beobachten kann, lockt, gehört eine Tour ins Inselinnere bei einem Besuch von La Palma dazu. Nur wer auch einmal durch die uralten Wälder streift, den vulkanischen Ursprung von La Palma entdeckt, Wind und Wetter spürt, die Abgeschiedenheit erlebt, profitiert vom «La-Palma-Effekt». So nennen die Einheimischen den wahren Zauber ihrer Insel: das, was sie mit den Menschen macht. Wer in die Ruhe und den Frieden der Natur eintaucht, kehrt energiegeladen, mit Harmonie zwischen Körper und Geist und einem Gefühl wie neugeboren, zurück.
Text: Catharina Kast
Gut zu wissen
Anreise: Edelweiss fliegt nonstop von Zürich nach La Palma. flyedelweiss.com
Allgemeine Informationen: visitlapalma.es