Bahnt sich eine kleine Winterdepression an? Vor über hundert Jahren schrieb Dale Carnegie die Bibel des positiven Denkens. Wir kennen die zehn wichtigsten Tipps, um durch die trübe Jahreszeit zu kommen.
Was ist wirklich ein Problem, und wann machen wir eine Mücke zu einem Elefanten? Erwischen wir uns nicht selbst viel zu oft dabei, wie wir Menschen und Umständen einen Raum in unserem Leben geben, der uns erdrückt in unserem Glück? Der gute alte Positivdenker Dale Carnegie hat schon vor über 100 Jahren aufgeschrieben, wie man ein sorgloses, entspanntes Leben lebt. Sein Bestseller «Sorge Dich nicht, lebe! – Die Kunst, zu einem von Ängsten und Aufregungen befreiten Leben zu finden» wurde in 17 Sprachen übersetzt und erlangte bis heute Auflagen von 12 Millionen. Statt zu differenzieren, hat Dale Carnegie alle möglichen Problemfelder unter das Oberthema «Ängste und Sorgen» gestellt. Seine Universalmaximen lassen sich daher auf alle unsere vermeintlichen Detailsorgen anwenden: Burn-out, Liebeskummer, Jobfrust oder Zukunftsängste – das Leben ist schliesslich schon kompliziert genug!
Wer kann Sie glücklich machen, ausser Sie sich selbst? Ab heute hören wir auf, die jammernde Drama-Queen zu geben! Vor lauter Klagen über das, was wir nicht besitzen, nicht sind und nicht können, erkennen wir uns nämlich selbst nicht mehr. Hier die 10 wichtigsten Tipps des Altmeisters für eine positive Perspektive:
1. «Reicht uns das Schicksal eine Zitrone, dann sollten wir versuchen, Limonade daraus zu machen.» Mit diesem weltbekannten Zitat meinte Dale Carnegie keineswegs, dass Sie «in den sauren Apfel beissen» müssen, sondern dass Sie das Leben so annehmen müssen, wie es stattfindet. Wenn Sie erfahren, dass Ihre grosse Liebe jetzt mit jemand anderem Nachwuchs erwartet, dann ist das eine Zitrone. Eine Information, die Sie nicht wollen, lieber nie erfahren hätten. Aber es ist ein Fakt. Was Sie daraus machen, liegt sprichwörtlich in Ihrer Hand. Sie könnten die Zitrone an seinen bzw. ihren Kopf knallen oder vor Wut zertreten. Sie könnten aber auch köstliche Zitronenlimonade daraus machen. Und sich beim Trinken an all die Gründe erinnern, wieso Sie beide nicht mehr zusammen sind.
2. «Vergiss nicht, Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.» Eine fast buddhistische Weisheit, die Herr Carnegie da vor einem Jahrhundert niedergeschrieben hat. Und es ist neben einem Lächeln wohl die simpelste Medizin der Welt. Wenn der Friseur Ihnen die Haarfarbe ruiniert hat oder Ihr Fahrrad geklaut wurde, hätten Sie durchaus Grund, sich zu ärgern. Doch das Leben ist viel zu kurz dafür. Stattdessen könnten Sie darüber lachen und bei der Gelegenheit auf gesellschaftliche Beauty-Normen pfeifen. Denn eigentlich träumen Sie doch schon lange von einer Kurzhaarfrisur oder einem Rennrad.
3. «Verschwende nicht eine Minute mit Gedanken an Leute, die du nicht magst.» Hand aufs Herz: Wie viele Minuten haben Sie heute schon voller Wut an Ihren Partner, dessen Mutter, Ihre Arbeitskollegin oder den Mann in der Strassenbahn gedacht, die Ihnen mit irgendwas in die Quere gekommen sind? Achten Sie mal darauf, wie viel Lebenszeit Sie damit verbringen, sich über fremde oder nahestehende Personen zu ärgern. Ausgetragene Konflikte zählen dabei ebenso wie heimliches Lästern oder wirres Kopfkino. Lassen Sie die Menschen! Wenn Ihnen jemand Energie raubt, dann halten Sie Abstand. Nicht nur räumlich, sondern schenken Sie diesen Personen keinen Platz in Ihrem Kopf.
4. «Wir dürfen keine Dankbarkeit erwarten, sondern sollen aus Freude geben und nehmen.» Eins der grössten Probleme in unserem Leben sind unerfüllte Erwartungen. Wir verbringen Jahre damit, uns enttäuscht zurückzuziehen, weil jemand nicht so gehandelt hat, wie wir es uns gewünscht haben. Dabei verwechseln wir leider oft Empathie mit Egozentrik. Klar, wenn Sie jemandem etwas zum Geburtstag schenken, dürfen Sie ein «Danke!» erwarten, aber nicht, dass Sie ein ebenbürtiges Geschenk zurückbekommen. Wenn Sie für einen Freund alles stehen und liegen lassen, weil es ihm schlecht geht, dann sind Sie ein empathischer Mensch. Aber vielleicht ist Ihr Freund zwar liebenswürdig, aber trotzdem ein Egoist, der nicht so für Sie handeln würde. Gefühle nachvollziehen zu können, ist das eine. Aber das Handeln eines Menschen vorauszusehen, eine komplett andere Sache. Lösen Sie sich davon, wenn Sie schenken. Geben ohne Erwartungen macht glücklich. Alles andere bringt Ihnen nur eins ein: Ärger.
5. «Kein Mensch starb je an Schlafmangel. Es sind die Sorgen über die Schlaflosigkeit, die Ihnen schaden, nicht die Schlaflosigkeit selbst.» Leiden Sie an Einschlafproblemen oder sind Sie nachts wieder wach gelegen, weil heute im Job ein stressiger Termin anstand? Schrecken Sie nachts auf und ärgern sich, dass Sie vor dem Fernseher noch genascht haben? Sei es drum! Ihr Schlafmangel macht Ihnen bewusst, was Sie tagsüber wütend macht. Ja, in der Nacht kommen Sie ans Tages-licht, Ihre Sorgen. Hängen Sie sich morgen einen Zettel an den Badezimmerspiegel und notieren sie ab jetzt täglich, worüber Sie sich geärgert haben. Wetten, dass Sie sich schon heute weniger darüber sorgen werden?
6. «Wie wichtig ist die Sache eigentlich, über die ich mir Sorgen mache?» Dale Carnegie gibt in seinem Ratgeber Hausaufgaben. Erstellen Sie mal eine Top 10 Ihrer grössten Probleme. Und, was merken Sie? Wahrscheinlich, dass manche Sorgen konkret aus der Welt zu räumen sind. Ihr Übergewicht, Ihre langweilige Beziehung, Ihr stressiger Job oder Ihre teure Autoversicherung – das sind alles keine Probleme, sondern Fakten, die Sie in Angriff nehmen können! Klar, Sie dürfen sich Sorgen um Ihre älter werdende Mutter machen oder Angst vor Ihrer vielleicht mickrigen Rente haben. Aber sind es nicht manchmal ungelegte Eier in der fernen Zukunft, die Ihnen schon heute – und gestern und vorgestern – die Stimmung verdorben haben? Gehen Sie ehrlich mit sich ins Gericht. Und zerbrechen Sie sich den Kopf ab jetzt nur noch über wirklich akute Dinge.
7. «Lassen Sie Vergangenes vergangen sein. Sägen Sie kein Sägemehl.» Unser Lieblingssatz vom alten Dale. Denn es gibt Gründe, wieso es bestimmte Menschen nicht in Ihre Gegenwart geschafft haben. Grübeln Sie nicht dauernd darüber, wieso es nicht funktioniert hat mit dem Job, der anderen Stadt oder der alten Freundschaft. Dass Dinge enden, gehört – welch Glück! – zum Leben dazu, sonst hätten wir keine Kapazitäten für Neues. Lassen Sie los und hängen Sie nicht jahrelang an Sachen, die nicht mehr zu Ihrer aktuellen Lebenssituation gehören. Ja, Sie haben sich für diese Firma verausgabt. Ja, Sie haben alles gegeben, und am Ende hat es nicht gereicht. Punkt. Basta. Passé. Sägemehl zu sägen müssen Sie sich bildlich vorstellen. Es ist geschehen und jegliche Energien Ihrerseits sind erschöpft. Thema durch!
8. «Lernen Sie, sich zu Hause zu entspannen.» Vor 100 Jahren, als Dale Carnegie lebte, gab es weder Social Networks noch Wohnungstausch-Plattformen oder Yoga-Surf-Camps in Portugal. Aber die Menschen verreisten damals auch schon und sie hatten soziale Verpflichtungen. Ihnen mag es täglich vorkommen, dass Sie nach Feierabend (inklusive Stau, Einkaufsstress und Fitnessstudio) einfach nur noch Ihre Wohnungstür zuknallen und niemanden mehr sehen wollen. So weit, so gut, doch was tun Sie dann, um sich zu entspannen? Fernseher an und sich berieseln lassen? Den Sorgen einer Freundin am Telefon zuhören? Aufräumen und genervt putzen? Nein. Suchen Sie sich gezielt Momente, in denen Sie wirklich den Kopf freibekommen. Im Garten Unkraut zupfen, Fotoalben kleben, den Hund streicheln, klassische Musik hören…
9. «Vergessen wir unser eigenes Unglück, indem wir unsere Mitmenschen glücklich machen.» Ja, Sie würden gern so viel ändern! Neue Konfektionsgrösse, besserer Job, schickere Wohnung, aufregenderes Sexleben. Andere bekommen das doch auch hin! Es nagt an Ihnen, Sie fühlen sich in ständiger Konkurrenz und dabei kleiner als nötig. Lenken Sie den Fokus weg von sich und Ihren Sorgen und hin zu anderen Menschen, denen Sie helfen können. Sie ärgern sich, weil Sie diese Woche aus Zeitgründen kein einziges Mal beim Sport waren, während Ihr Partner mit einer fiesen Grippe kämpft? Sorgen Sie für ihn, statt zum Training zu gehen. Und es fallen Ihnen sicher noch zig Beispiele ein.
10. «Ihr Leben findet heute statt – das einzige Leben, das Ihnen sicher ist.» Wohl das schönste Mantra von Dale Carnegie, das Sie sich auf einen Zettel schreiben sollten. Sie haben nur ein Leben. Versauen Sie es nicht durch Sorgen, Ängste und Unzufriedenheit. Ja, es ist nicht alles gut. Wenn Sie jemand fragt: «Alles gut bei dir?», dann antworten Sie ab heute lächelnd «Nein, nicht alles ist gut. Aber das meiste.» Jammern Sie nicht mehr. Reden Sie über die erfreulichen Dinge in Ihrem Leben.
von Clara Ott
Toller Beitrag! Ich habe viele der Weisheiten in Nepal kennen und lieben gelernt. Nummer 5 kann ich zu meiner fast täglichen Sorge zählen, denn gerade wenn man im Bett liegt scheinen die Probleme immer viel größer als sie es eigentlich sind.