Die Insel Langkawi vor der Westküste Malaysias steht im Schatten des benachbarten Phuket. Zu unrecht. Langkawi und die Kolonialinsel Penang haben vieles zu bieten – nur keinen Massentourismus.
Auf leisen Sohlen respektive barfuss geht es über den kopfsteingepflasterten Weg von der Hotelsuite hinunter zum Strand. Links und rechts verhüllt dichter Dschungel den Blick auf die Luxusanlage «The Datai» auf der malaysischen Ferieninsel Langkawi. In den Bäumen turnen Eichhörnchenaffen und aus dem Dickicht sind faszinierend fremde Laute zu hören.
Auf halbem Weg zum Strand versperrt ein Ast den Weg, der ziemlich quer liegt in der sonst so gepflegten Resortanlage. So scheint es zumindest auf den ersten Blick. Denn auf den zweiten Blick wird klar, dass der rund zehn Zentimeter dicke «Ast» sich bewegt. Er erweist sich als eine veritable Schlange, bei der lange weder Kopf noch Schwanz zu sehen sind. Langsam überquert sie den Weg und verkriecht sich im Unterholz. Die weiteren Schritte innerhalb der Hotelanlage fallen nach diesem Erlebnis etwas vorsichtiger aus. Allerdings muss man sagen: Schlangen sind ungefährlich, solange man sie nicht überrascht und sie sich nicht in Gefahr fühlen. Und eine Schlange zu überraschen, ist wegen ihres hervorragenden sensorischen Gespürs, das jede Vibration schon auf grosse Distanz wahrnimmt, schwierig.
Langkawi ist anders: kleiner, überschaubarer, ruhiger
Eine Schlangenbegegnung ist auf Langkawi zwar nicht alltäglich, aber durchaus möglich. Langkawi ist die Hauptinsel und zugleich der Name für die Gruppe von 99 malaysischen Inseln im Andamanmeer. Sie vereinen das Beste aus mehreren Welten: üppige Flora und Fauna, geheimnisvolle Mangrovenwälder, herrliche Strände, erstklassige Infrastruktur, günstiges zollfreies Einkaufen, faszinierende Legenden und Unterkünfte für jedes Budget. Langkawi selber ist dabei eine der wichtigsten Ferieninseln Malaysias. Ihr thailändisches Pendant ist Phuket.
Aber man kann die benachbarten Inseln, die beide vom Tourismus leben, nicht wirklich miteinander vergleichen. «Langkawi ist anders: kleiner, überschaubarer, ruhiger. Verglichen mit Phuket hat Langkawi bedeutend weniger Touristen und man findet vor allem im Norden und auf den umliegenden Inseln fast menschenleere Strände», beschreibt Stephan Roemer, Geschäftsführer des FernostReiseveranstalters Tourasia. Was die Hotels angeht, ist das «The Datai» der Geheimtipp des Asienspezialisten – trotz Schlange. Die 99 Inseln von Langkawi bieten viel Abwechslung. Die Hauptinsel selber steht für Strandleben, Wassersport, Golfferien, Fahrrad und MietwagenTouren. Die Landschaft ist von Regenwald geprägt und mit der 500 Millionen Jahre alten Bergkette Mat Chinchang steht auf Langkawi eine der ältesten Felsformationen Südostasiens. Die meisten Inselbewohner sind Bauern, Fischer oder Kleinunternehmer. Die beste Art, um Langkawi zu entdecken, ist eine Rundfahrt mit dem Mietwagen. Die Strassen führen durch kleine Dörfer mit von Palmen eingerahmten Holzhäusern und Kindern, die auf alten Fahrrädern Besorgungen machen. Apropos Fahrräder: Jedes Jahr findet im europäischen Winter die «Tour de Langkawi» statt. Unter den Teilnehmern sind auch immer mehr Profis aus den typischen Radsportnationen. Sie beschreiben die Tour als ideale Vorbereitung für die Saison in Europa.
Ein besonderes Erlebnis, auch für Nichtsportler, ist die Seilbahnfahrt zum zweithöchsten Berg der Insel. Während der zwanzigminütigen Fahrt zum Gipfel auf 709 Metern über Meer geniesst man einen traumhaften Blick über Dschungelwasserfälle und die dichten Blätterdächer des unberührten Regenwaldes. An klaren Tagen kann man im Norden die Ausläufer von Thailand und im Südwesten Teile von Indonesien sehen.
Kolonial und rustikal
Eine zweite, sehr beliebte Ferieninsel von Malaysia ist Penang. Mit der Fähre erreicht man die Insel vom Festland aus in drei Stunden, es gibt aber auch eine Brücke. Penang zieht wie Langkawi Touristen an, aber aus etwas anderen Gründen, wie Stephan Roemer sagt: «Penang hat ein reiches kulturelles Erbe und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Ausflüge wie zum Beispiel auf den Penang Hill oder die Schmetterlingsfarm. Aktive sind mit dem Fahrrad unterwegs oder spielen Golf. Verglichen mit Penang ist Langkawi ruhiger und beschaulicher und bietet die schöneren Strände.»
Kulturell ist vor allem Penangs Hauptstadt Georgetown aus der Kolonialzeit interessant. Der sogenannte Colonial District im Nordosten bildet auch heute noch das Herz der Stadt. Hier ging Francis Light einst vor Anker, um Fort Cornwallis zu errichten. Die Ruinen sind immer noch zu sehen und sind von prächtigen, schneeweiss gestrichenen Kolonialbauten umgeben. Im Inneren der Festung ist noch heute die «Seri Rambai»Kanone zu bestaunen, welche die Niederländer im Jahre 1603 dem Sultan von Johor zum Geschenk machten.
Der beliebteste Strand von Penang ist Batu Ferringhi. Er liegt an der Küstenstrasse nordwestlich von Georgetown und ist gesäumt von einer Reihe internationaler Ferienresorts. Der besondere Charme dieses Strandes zeigt sich bei Sonnenuntergang: Dann kommt wegen des bekannten Bazars im Freien karnevalähnliche Atmosphäre auf. Verkauft wird fast alles, was das Touristenherz begehrt: von kunstvoll verzierten Kuriositäten bis hin zu verlockenden Souvenirs. Weitere touristische Highlights sind die Altstadt von Georgetown sowie der Penang-Hill mit seiner bezaubernden Aussicht und den Wanderwegen.
Unterkünfte gibt es auch auf Penang in allen Kategorien und in grosser Auswahl. Stephan Roemer empfiehlt das «altlegendäre Eastern & Oriental Hotel im Kolonialstil», direkt beim Hafen, oder das nette kleine Boutiquehotel 23 Lovelane Penang, ursprünglich ein altes chinesisches Shophouse. Das Nachtessen sollte man mindestens einmal auf dem Nachtmarkt von Penang geniessen. Dort gibt es viele kulinarische Leckerbissen. Und wer nach dem Schlemmen nicht mehr spazieren mag, nimmt am besten eine Rikscha und lässt sich durch die Altstadt chauffieren.
Text Emil Georg Hager